Fußball

Bayer Vizekusen scheitert in Köln Dortmund rauscht zum Meistertitel

Der Jubel bei Borussia Dortmund kennt keine Grenzen mehr: Nach einem 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg ist dem BVB der siebte Meistertitel der Klubgeschichte schon am 32. Bundesliga-Spieltag nicht mehr zu nehmen, denn Verfolger Bayer Leverkusen pflegt sein Vizekusen-Trauma ausgerechnet beim rheinischen Rivalen 1. FC Köln.

Meistertrainer Jürgen Klopp: Die echte Schale ist das noch nicht, aber die echte Schale bekommt der BVB definitv noch - das steht schon nach dem 32. Spieltag fest.

Meistertrainer Jürgen Klopp: Die echte Schale ist das noch nicht, aber die echte Schale bekommt der BVB definitv noch - das steht schon nach dem 32. Spieltag fest.

(Foto: REUTERS)

"Ich möchte sicher nicht in die Annalen eingehen als der Fußballtrainer, der zweimal den Fernsehpreis gewonnen hat, aber mit seinen Mannschaften leider nichts Bedeutendes", hat Jürgen Klopp am Spätherbst 2010 gesagt. Seit heute steht fest, dass Klopp diese Gefahr mit Borussia Dortmund eindrucksvoll gebannt hat: Denn am 32. Spieltag hat der BVB eine überragende Saison in der Fußball-Bundesliga vorzeitig mit dem siebten Meistertitel gekrönt und Klopp damit zum Trainer der jüngsten Meistermannschaft in der Ligageschichte gemacht. Der strahlte anschließend angemessen: "Ich bin einfach glücklich. Was die Jungs geleistet haben, ist nicht in Worte zu fassen. 32 Mal über sich hinauszuwachsen, ist Wahnsinn."

Die letzten Minuten des Heimspiels gegen den 1. FC Nürnberg gerieten zum Schaulaufen für den neuen Meister. Begleitet vom orkanartigen Jubel der Fans ließen es die Profis von Borussia Dortmund beim 2:0 (2:0) gemächlicher angehen, weil Verfolger Leverkusen in Köln mit 0:2 stolperte und damit alle Chancen verspielte. Nach dem Schlusspfiff erbebte das mit 80.720 Zuschauern ausverkaufte Dortmunder Stadion in seinen Grundfesten.

Rauschende Meisterparty

Rasiert: Die Haarpracht von Kevin Großkreutz musste nach der perfekten Meisterschaft dran glauben.

Rasiert: Die Haarpracht von Kevin Großkreutz musste nach der perfekten Meisterschaft dran glauben.

(Foto: dapd)

Voller Freude über den Gewinn der siebten Meisterschaft, mit der die Borussia eine überragende Saison krönte, starteten Spieler und Anhänger eine rauschende Meisterparty. Erst über ein Stunde nach dem Abpfiff verließen die Profis den Rasen. Kevin Großkreutz hatte da bereits kräftig Haare gelassen. Felipe Santana rasierte ihm schon in den ersten Minuten des Glücks eine Halbglatze, und das im wortwörtlichen Sinne.

Nach monatelanger Alleinherrschaft an der Tabellenspitze bewies das zuletzt leicht wankende Team von Trainer Jürgen Klopp im entscheidenden Moment Nervenstärke und zog nach dem zeitgleichen 0:2 von Verfolger Leverkusen in Köln bereits am 32. Spieltag uneinholbar davon. Die Treffer von Lucas Barrios (32.) und Robert Lewandowski (43.) bescherten dem Revierclub das ersehnte und verdiente Happy End, wie auch Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler einräumte: "Am meisten hätte ich uns den Titel gegönnt, aber Dortmund war besser."

"Faszinierende und sympathische Mannschaft"

Das fand auch Bundespräsident Christian Wulff. "Ich gratuliere von Herzen Borussia Dortmund zum Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft. Borussia Dortmund ist eine faszinierende und sympathische Mannschaft, die zweifelsfrei in dieser Saison als erfolgreichstes Team gespielt hat", sagte Wulff auf dem Weg zu einem Staatsbesuch in Mexiko. Auch Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff reihten sich in die prominente Schar der Gratulanten ein.

Die Meister im Taumel.

Die Meister im Taumel.

(Foto: dpa)

"Die Dortmunder haben sich den Titelgewinn echt verdient. Ein besonderes Kompliment gilt meinem Kollegen Jürgen Klopp, der großen Anteil an der Meisterschaft hat. Mit sachlicher und innovativer Arbeit hat er aus dem Kader das Optimale herausgeholt", formulierte Löw etwas spröde.

Erleichterung größer als Euphorie

Der ansonsten impulsive Klopp reagierte in der Stunde seines größten Erfolgs vergleichsweise gefasst. Mehr besinnlich als berauscht schloss er seine Profis auf dem Rasen in die Arme. "Die Erleichterung ist größer als die Euphorie. Es hätte die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs konterkariert, wenn diese Mannschaft nicht Meister geworden wäre", kommentierte der Fußball-Lehrer. Gleichwohl ließen die Spieler ihren Coach vor der mächtigen Südtribüne hochleben und duschten ihn mit Bier.

Auch Michael Zorc entkam der obligatorischen Bierdusche trotz eines beherzten Sprints nicht. Seiner guten Laune tat der Streich von Mohamed Zidan jedoch keinen Abbruch: "Was die Jungs geleistet haben, ist nicht in Worte zu fassen. So eine junge Mannschaft als deutscher Meister hat es in der Bundesliga-Historie wohl noch nicht gegeben", schwärmte der Sportdirektor.

Um ihn herum feierten die BVB-Spieler ihren Coup tanzend, lachend und singend. "Es ist ein wunderbares Gefühl. Der ganze Club hat das verdient. Die Mannschaft hat eine Riesen-Saison gespielt. Mir fällt gar nichts Richtiges ein, ich bin einfach nur glücklich", meinte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Meisterstimmung vor dem Abpfiff

Lucas Barrios beruhigte mit dem 1:0 die Dortmunder Nerven, erhöhte den Druck auf Leverkusen - und stellte die Weichen damit auf Meisterschaft.

Lucas Barrios beruhigte mit dem 1:0 die Dortmunder Nerven, erhöhte den Druck auf Leverkusen - und stellte die Weichen damit auf Meisterschaft.

(Foto: dpa)

Schon vor dem Abpfiff herrschte im größten Bundesliga-Stadion meisterliche Stimmung. Im 100. Spiel von Jürgen Klopp auf der BVB-Trainerbank erwischte die Borussia einen dürftigen Start. Was immer der Spitzenreiter auch versuchte, blieb lange wirkungslos. Ungewohnt viele Zweikämpfe gingen verloren, die Fehlpassquote war hoch wie selten. Als sich die Franken anschickten, die Regie zu übernehmen, verhalf ein Tor aus dem Nichts der Borussia aus der Klemme. Einen Flachschuss von Mario Götze konnte Schäfer nur abklatschen, Barrios drückte den Ball über die Linie.

Das 1:0 nahm dem Tabellenführer die Anspannung. Bis zur Pause fand er zurück zur Spielkultur vergangener Tage. Lewandowski verwandelte das Stadion in ein Tollhaus: Mit einem Heber über "Club"-Torhüter Schäfer sorgte der polnische Nationalspieler für das vorentscheidende 2:0.

"Habe gedacht, das Stadion explodiert"

Die Bierdusche nach dem Spiel: Lucas Barrios beglückt die Kollegen.

Die Bierdusche nach dem Spiel: Lucas Barrios beglückt die Kollegen.

(Foto: dapd)

Nach Wiederanpfiff drosselte die Borussia das Tempo und verstärkte die Torsicherung. Das tat der guten Stimmung auf den Tribünen keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als Stadionsprecher Norbert Dickel per Mikrofon in der 65. Minute den Führungstreffer der Kölner gegen Leverkusen bekanntgab, brach ein ohrenbetäubender Jubelsturm los. "Da habe ich gedacht, das Stadion explodiert", sagte Innenverteidiger Mats Hummels.

"Der BVB und seine Fans haben viele Gründe zum Jubeln und Feiern. Wer mit einem solch klaren Vorsprung an der Tabellenspitze der Bundesliga steht, hat alles richtig gemacht in dieser Saison. Was hier in jüngster Vergangenheit aufgebaut und geleistet wurde, ist beachtlich", sagte Bierhoff.

Selbst der eher als zurückhaltend bekannte BVB-Präsident Reinhard Rauball konnte sich der Magie des Augenblicks nicht entziehen: "Dortmund ist jetzt zwei Wochen im Ausnahmezustand und da werde ich mich angemessen einbringen. Es ist sicher einer der emotionalsten Tage in meinem Leben, wenn ich von meinem Privatleben mal absehe."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen