Vierkampf ums deutsche Tor Enke hat die Nase vorn
28.08.2009, 11:47 Uhr287 Tage vor Beginn der WM 2010 in Südafrika ist der Kampf um die Nummer eins im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft offenbar entschieden. Robert Enke von Hannover 96 erhält für die abschließenden drei WM-Qualifikationsspiele des Vize-Europameisters gegen Aserbaidschan (9. September), in Russland (10. Oktober) und gegen Finnland (14. Oktober) eine Stammplatzgarantie im DFB-Tor.
Damit hat Enke auch mit Blick auf die Weltmeisterschaft am Kap der guten Hoffnung die mit Abstand besten Karten. "Robert hat die Nase vorn. Er hat sehr gute Leistungen gezeigt. Wenn alles normal läuft, wird Robert gegen Russland im Tor stehen", sagte Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke der "Bild"-Zeitung: "Bis jetzt hat er mit Hannover 96 in drei Spielen zwei Tore kassiert. Wenn er den Schnitt hält, wäre das grandios. Robert hat in allen Länderspielen stark gehalten." Enke, der wegen einer Handverletzung vor einem Jahr längere Zeit aus dem Blickfeld der Nationalmannschaft verschwunden war, hielt seine Freude über die Vorentscheidung in der "T-Frage" aber noch zurück. "Das hört sich ganz gut an, aber ich will mir natürlich auch nicht zu sicher sein. Für mich ist nur wichtig, dass ich meinen eigenen Weg weitergehe", sagte der 32-Jährige.
Bundestrainer Joachim Löw hatte schon vor einem halben Jahr den Gruppen-Showdown gegen Russland am 10. Oktober in Moskau zum entscheidenden Spiel in der T-Frage erklärt. Großer Verlierer im Torwart-Roulette ist der Bremer Tim Wiese, den die sportliche Führung für keines der drei abschließenden WM-Qualifikationsspiele einplant. Wiese wird nur im Länderspiel gegen Chile am 14. November in Köln zum Einsatz kommen, falls sich Deutschland als Gruppenerster für die WM qualifiziert. "Nach jetzigen Planungsstand werden für Russland und Finnland wieder Enke, Adler und Neuer nominiert", sagte Köpke und fügte mit Blick auf den vorerst ausgebooteten Wiese hinzu: "Tim war zuletzt fast immer dabei. Und ich halte nichts davon, dass wir in Leverkusen zwei Torhüter spielen lassen. Manuel kennen wir noch nicht so gut, deshalb ist er bei den nächsten Länderspielen im Kader."
Löw kennt Neuer nicht?
Dabei müsste Neuer der sportlichen Führung bestens bekannt sein. Löw und Köpke beobachteten den 23-Jährigen nicht nur während der U21-Europameisterschaft in Schweden, sondern nahmen den Keeper von Schalke 04 auch mit auf die Asien-Reise, wo er am 2. Juni gegen die Vereinigten Arabische Emirate (7:2) sein erstes Länderspiel für die A-Nationalmannschaft absolvierte. Wiese kam dagegen bislang nur eine Halbzeit bei der 1:2-Niederlage in Berlin gegen England im November 2008 zum Einsatz.
Für den 27-Jährigen Wiese scheint die Karriere in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) damit schneller zu Ende zu gehen, als gedacht, nachdem ihm Löw vor wenigen Tagen für das in einer Woche anstehende Länderspiel gegen Südafrika in Leverkusen noch einen Einsatz von Beginn an in Aussicht gestellt hatte. "Einsätze in der Nationalmannschaft muss man sich verdienen. Ich habe scheinbar noch nichts geleistet", sagte Wiese, nachdem er beim 2:0-Erfolg in der Europa League beim FK Aktobe neben Angreifer Claudio Pizarro erneut bester Bremer war, voller Ironie.
Mit Verärgerung reagierte zudem Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs auf die Nichtberücksichtigung von Wiese für die beiden Länderspiele gegen Südafrika und Aserbaidschan. "Es ist schwer, an eine faire Chance für Tim zu glauben. Viel deutlicher kann man ihm nicht zeigen, was das DFB-Trainerteam von ihm hält", sagte Allofs, der die Nominierungskriterien von Löw grundsätzlich in Frage stellte: "Es wird immer schwerer, den Spieler davon zu überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zugeht."
Quelle: ntv.de, Marc Schmidt, sid