Fußball

Als hätte Papst was mit Hilton Er verzockt sein Lebenswerk

"Wein saufen und Wasser predigen bringt uns nicht weiter": Uli Hoeneß.

"Wein saufen und Wasser predigen bringt uns nicht weiter": Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)

Der mächtigste Mann im deutschen Fußball soll den Staat betrogen haben. Oder um mit Uli Hoeneß zu sprechen: Er predigte Wasser, soff aber heimlich Wein. Sein großes Problem ist, dass er sehr tief stürzen könnte. Weil es kaum jemanden gibt, bei dem die Fallhöhe so groß ist wie beim Präsidenten des FC Bayern.

In diesen Tagen ist oft von Uli Hoeneß als moralischer Instanz die Rede. Das ist ein großes Wort. Nur weil ein Mann des Fußballs sich gelegentlich auch zu anderen Dingen als Fußball äußert? Und dabei gerne auch den Zeigefinger hebt? Andererseits ist er auch Unternehmer, spricht häufig von Verantwortung, Pflichtbewusstsein und Ehrlichkeit. Er hat die Korruption im Fußballweltverband Fifa kritisiert. Und Sachen gesagt wie: "Wein saufen und Wasser predigen bringt uns nicht weiter." Genau das ist jetzt sein Problem. Dass dieser reiche und erfolgreiche Mann den Staat betrogen hat, ist für viele so erschütternd, wie es die Nachricht wäre, der Papst habe ein Verhältnis mit Paris Hilton.

Uli Hoeneß, Jahrgang 1952, hat den deutschen Fußball geprägt, seit Jahrzehnten ist er in dieser Welt der wichtigste Mann im Land. Er hat den FC Bayern zu einem Weltklub und einem bestens aufgestellten Konzern der Unterhaltungsindustrie gemacht. Das ist sein Lebenswerk. Seit 1979 als Bundesligamanager, einen Beruf, den er nach seiner Karriere als Spieler im Alter von 27 Jahren selbst erfunden hat. Seit Herbst 2009 als Vereinspräsident und seit Frühjahr 2010 auch als Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG.

Entscheidend aber ist: Er hat seine Arbeit nicht nur gut, sondern auch so gemacht, dass sie niemanden kalt ließ. Für viele war er ein Feindbild, aggressiv und extrem selbstbewusst. Auf der anderen Seite hat er der Konkurrenz geholfen, wenn Klubs in Not waren, dem FC St. Pauli zum Beispiel oder Borussia Dortmund. Und um seine Spieler hat er sich gekümmert, wenn sie private Probleme hatten. Vor allem hat er immer Wert darauf gelegt, geradlinig zu erscheinen, ehrlich. Hart in der Sache, ein bisschen Patriarch, das ja, aber doch mit weichem Herzen.

Folgt jetzt sein brutaler Absturz?

Die zur Hysterie neigende Abteilung Attacke des FC Bayern war auch immer die Abteilung Ehrlichkeit. In Zeiten millionenschwerer Scheichs und dubioser Investoren, die sich Vereine kaufen wie andere ein neues Auto, war er der solide Kaufmann mit dem Festgeldkonto. Dieses Bild überzeugte in den vergangenen Jahren die meisten seiner Kritiker, die ihm zumindest Respekt zollten, wenn auch grummelnd. Das bedeutet aber: Bei kaum einem ist die Fallhöhe so groß wie bei Uli Hoeneß. Und die Sache mit dem Konto hat jetzt eine neue Bedeutung. Es spricht viel dafür, dass er sich verzockt hat. Und zwar gründlich.

Steuerhinterziehung ist kein kleines Vergehen, sondern eine Straftat. Um wie viel Geld es geht, ist noch unklar. Gesichert aber ist: Er hat sich bei den Finanzbehörden wegen eines Kontos in der Schweiz selbst angezeigt. Das hat er dem Magazin "Focus" bestätigt, dessen Herausgeber Helmut Markwort im Verwaltungsbeirat des FC Bayern sitzt. Und er hat wohl, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, drei Millionen Euro an Steuern und Zinsen nachgezahlt. Daraus schließt die Zeitung, dass es sich um ein Vermögen von "18 bis 20 Millionen Euro" handelt. Uli Hoeneß sagt dazu nichts. "Sie können sich vorstellen, dass mir vieles auf der Zunge liegt, aber ich muss erst mit den Behörden meine Hausaufgaben machen."

Dafür reden jetzt andere. Christoph Daum zum Beispiel. Der galt im Jahr 2000 als designierter Bundestrainer. Bis Uli Hoeneß erzählte, Daum schnupfe Kokain. Was sich im Nachhinein als wahr herausstellte. Dieser Daum sagt nun: "Das hätte ich ihm niemals zugetraut, vor allem nicht, wenn man sieht, wie er in vielen Situationen seines Lebens aufgetreten ist. Er hat sich schließlich zu einer absoluten moralischen Instanz aufgeschwungen." Bitter. Aber wie geht es jetzt weiter? Folgt jetzt sein brutaler Absturz? Wir wissen es nicht. Niemand weiß das. Viel wird davon abhängen, ob er bei seinen Gesprächen mit den Steuerbehörden wirklich alle Karten auf den Tisch gelegt hat. Denn nur dann könnte er ohne Strafe davonkommen.

Aber es bleibt das Problem, dass jetzt viele alles in Frage stellen, was ihn bisher auszuzeichnen schien. Und das aus guten Gründen. Dazu muss einer keine moralische Instanz sein. Seine Glaubwürdigkeit ist zerstört. Sylvia Schenk, bei der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International zuständig für den Sport, hat es ganz gut auf den Punkt gebracht: "Wem kann man jetzt überhaupt noch trauen, wenn nicht Hoeneß?" Das ist der, der im Jahr 2005 gesagt hat: "Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern."

Quelle: ntv.de

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