FIFPRO schockiert und betroffen Fußballer Nasr-Azdani droht im Iran die Hinrichtung
13.12.2022, 09:39 Uhr Artikel anhören
Wird Amir Nasr-Azdani im Iran hingerichtet?
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Dem Fußballer Amir Nasr-Azdani droht im Iran die Hinrichtung. Mit der Profi-Gewerkschaft FIFPRO und den ehemaligen Bundesliga-Spielern Ali Karimi und Mehdi Mahdavikia stellen sich prominente Unterstützer hinter ihn. Doch die Brutalität des Regimes lässt das Schlimmste befürchten.
Immerhin sind die Augen der Welt auf das Schicksal des 26-jährigen Amir Nasr-Azdani gerichtet. Der ehemalige Jugendnationalspieler des Iran soll momentan in einem der Todestrakte des Regimes auf seine Hinrichtung warten, heißt es in Berichten in den lokalen Medien, die nicht nur die große Spielergewerkschaft FIFPRO erschüttern. "Die FIFPRO ist schockiert und betroffen von Berichten, dass dem Profi-Fußballer Amir Nasr-Azdani im Iran die Hinrichtung droht, nachdem er sich für die Rechte der Frauen und die Freiheit in seinem Land eingesetzt hat", schrieb FIFPRO in den Sozialen Medien. "Wir stehen in Solidarität mit Amir und fordern die sofortige Aufhebung seiner Strafe."
Dem 26-jährigen ehemaligen Jugend-Auswahlspieler des Landes wird vorgeworfen, für den Tod eines Generals und zweier Mitglieder der Basidsch-Miliz verantwortlich zu sein, berichtet IranWire.com, eine unabhängige Nachrichtenplattform. Zwar soll Nasr-Azdani bei einigen Protesten gegen das Regime anwesend gewesen sein, jedoch nie in der Nähe der getöteten Personen. Ein Angehöriger erklärte zudem, dass Sicherheitskräfte die Familie des Inhaftierten bedroht und für den Fall des Bekanntwerdens der Verhaftung mit der schwerstmöglichen Strafe gedroht haben. Mit den ehemaligen Bundesliga-Spielern Ali Karimi und Mehdi Mahdavikia haben auch zwei prominente Figuren der Proteste im Iran ihre Stimme erhoben. Karimi forderte die Aufhebung der Todesstrafe, während Mahdavikia seine große Sorge äußerte, hieß es in dem Bericht.
Proteste bei der WM unterdrückt
Bei der noch laufenden Fußball-WM in Katar war es bei den Vorrundenspielen Irans zu zahlreichen Protesten gegen das Regime in Teheran gekommen. Waren diese beim ersten Spiel gegen England noch laut und bunt, so mischten sich bei den folgenden Partien gegen Wales und die USA immer mehr Schergen des Systems unter die Zuschauer. Sie schüchterten die Protestierenden ein und filmten sie. Es kam ebenfalls zu körperlichen Auseinandersetzungen, die, so hatte es vor Ort den Anschein, von den Sicherheitskräften vor Ort toleriert wurden.
Auch das Team der Iraner wurde laut eines CNN-Berichts im Laufe der WM massiv unter Druck gesetzt. Noch beim Spiel gegen England hatten die Nationalspieler beim Abspielen der Nationalhymne geschwiegen, dies änderte sich im Lauf des Turniers. Bei einem Treffen mit dem Korps der iranischen Revolutionsgarde soll ihnen mitgeteilt worden sein, dass ihren Familien "Gewalt und Folter" drohen würde, wenn sie die Nationalhymne nicht mitsingen oder sich an anderen politischen Protesten gegen das Regime beteiligen würden. Gegen Wales und die USA sangen die Spieler die Hymne mit.
Vom Fußball-Weltverband FIFA sollen laut der Nachrichtenagentur AFP bei der WM Zeichen der Unterstützung für die Proteste im Iran erlaubt gewesen sein. "Die FIFA erlaubt Botschaften zur Förderung der Menschenrechte, und die Position der FIFA ist, dass 'Frau, Leben, Freiheit' oder der Name oder das Porträt von Mahsa Amini in den Stadien zugelassen sind", hieß es seitens der FIFA, berichtete AFP.
EU verhängt weitere Sanktionen
Die Proteste, denen sich die Nationalspieler zunächst symbolisch angeschlossen hatten, wurden vom Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam ausgelöst. Sie war Mitte September 2022 festgenommen worden, weil sie die konservative Kleiderordnung des Landes nicht eingehalten haben soll. Seither gibt es in vielen iranischen Städten Proteste gegen das Regime, das seinerseits mit immer brutalerer Härte gegen die Menschen vorgeht.
Am vergangenen Wochenende war mit Madschid-Resa Rhanawar ein zweiter Demonstrant im Zuge der Proteste hingerichtet worden. Der 23-Jährige war Ende November wegen "Kriegsführung gegen Gott" zum Tode verurteilt wurden. Zudem soll er laut den Justizbehörden des Regimes zwei Mitglieder der paramilitärischen Basidsch-Miliz getötet und vier weitere verletzt haben. Bereits am letzten Donnerstag war der Rap-Musiker Mohsen Shekari hingerichtet worden. Auch er wurde wegen "Kriegsführung gegen Gott" verurteilt.
Die EU hatte am Montag reagiert und weitere Sanktionen gegen Iran verhängt. Das Sanktionspaket richte sich insbesondere gegen diejenigen, die für "diese unglaublichen Verbrechen" verantwortlich seien, sagte die Grünen-Politikerin kurz vor dem Beschluss. Das seien insbesondere die Revolutionsgarden, aber auch diejenigen, die versuchten, mit gewaltsam erzwungenen Videos Menschen einzuschüchtern oder weiter zu bestrafen. Die Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Protesten bezeichnete Baerbock als unverhohlenen Einschüchterungsversuch gegen Menschen, die ihre Meinung auf die Straße tragen. Sie seien ohne einen fairen Prozess erfolgt.
Quelle: ntv.de, sue