Entwarnung bei Sané, Leno im Tor Löw hat klare Worte für seine Legionäre
05.09.2020, 18:45 Uhr
Bundestrainer Joachim Löw freut sich über den Karrieresprung seines Offensivspielers: Kai Havertz spielt künftig für den FC Chelsea.
(Foto: imago images/Team 2)
Bundestrainer Joachim Löw äußert sich vor dem Spiel gegen die Schweiz ungewohnt offen kritisch zur Situation eines seiner Nationalspieler, die ihm gar nicht gefällt. Über die jüngsten Rekordwechsel seiner Offensivstars freut Löw sich jedoch beinahe uneingeschränkt.
Jeder Toptransfer eine gute Nachricht: Bundestrainer Joachim Löw verriet in der Presserunde vor dem zweiten Spiel in der Nations League am Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) in Basel gegen die Schweiz, dass er sich als Profiteur des jüngsten Aderlasses deutscher Nationalspieler ins Ausland sieht. "Das ist eine Persönlichkeitsschulung, das habe ich schon bei einigen Spielern erlebt. Da machen sie den nächsten Karrieresprung, das hilft uns auch", sagte der Bundestrainer. Zuletzt hatten in Havertz und Werner (beide FC Chelsea) sowie Robin Koch (Leeds United) und Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) gleich vier Nationalspieler die Bundesliga verlassen. Im Ausland, meinte Löw, müssten sich diese Profis "wieder ganz neu bewähren, man fängt wieder bei Null an - egal, was man vorher gezeigt oder erreicht hat".
Doch Löw sieht auch die Kehrseite. "Das Negative ist, wenn solche Spieler und großartige Talente wie Kai aus der Bundesliga weggehen, man sieht gerne solche Spieler, auch die Fans." Havertz, davon ist Löw überzeugt, wird der große Schritt auf die Insel glücken. "Die Zeit für Kai ist reif. Ich habe nicht das Gefühl, dass es zu früh ist. Mit seiner Klasse und Reife wird er sich durchsetzen, genauso Timo Werner", sagte er.
Julian Draxler dagegen legte er überraschend offen einen Abschied von Paris St. Germain nahe. "Es wäre wichtig, einen Schritt (zu einem Verein) zu machen, wo er regelmäßig spielt. Für Julian wäre es gut, wenn er Woche für Woche im Einsatz ist", sagte Löw am Samstag nach einem "längeren Gespräch" mit dem 26-Jährigen. Rio-Weltmeister Draxler hatte in der vergangenen Saison - auch wegen einer Fußverletzung und einer Viruserkrankung - nur 22 Pflichtspiele (kein Tor) für PSG bestritten.
Entwarnung bei Sané
In der Presserunde verriet Löw auch, dass er - wie erwartet - mit Bernd Leno im Tor in das Spiel gegen die Schweiz gehen wird. Der 28-Jährige vom FC Arsenal erhält den Vorzug vor Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt), der am Donnerstag beim 1:1 gegen Spanien gespielt hatte. "Das haben wir so besprochen", sagte Löw.
"Laut den Ärzten sind alle Spieler einsatzbereit", freute sich Löw. Dazu zählt auch Leroy Sané, der am Donnerstag nach gut einer Stunde ausgewechselt worden war. "Er hat keine muskulären Verletzungen davongetragen", sagte Löw über den Neuzugang des FC Bayern, dem nach langwieriger Knieverletzung noch Spielpraxis fehlt. "Dass die Kräfte nicht über 90 Minuten reichen, war klar", sagte Löw.
Der 24-Jährige selbst sagte, er fühle sich "sehr gut. Ich bin sehr froh, nach so langer Zeit, meiner Verletzung und natürlich der Corona-Pause endlich wieder auf dem Platz stehen zu können." Mit Löw habe er abgemacht, "dass ich ihm morgen Bescheid sage, kurz vor dem Anpfiff, ob ich bereit bin oder nicht", sagte Sané und fügte während der Pressekonferenz aber direkt an: "Ich habe mich gut regeneriert. Jetzt muss ich auch sagen, fühle ich mich viel, viel besser und bin bereit für morgen."
Das Spanien-Spiel habe "natürlich auch Spuren hinterlassen", sagte Löw. "Die Spieler haben schon gespürt, dass sie das erste Mal seit längerer Zeit gegen einen Gegner auf diesem Niveau gespielt haben. (...) Mal sehen, wer sich so erholt, dass man davon ausgehen kann, dass er im Vollbesitz seiner Kräfte ist."
Quelle: ntv.de