Fußball

"Fußball kann grausam sein" Historisches Rot nagt an Zieler

Nach dem Foul, vor dem Rot: Ron-Robert Zieler ahnte, was kommt, als er nach seiner Notbremse gegen den Argentinier Sosa auf dem Frankfurter Rasen verweilte.

Nach dem Foul, vor dem Rot: Ron-Robert Zieler ahnte, was kommt, als er nach seiner Notbremse gegen den Argentinier Sosa auf dem Frankfurter Rasen verweilte.

(Foto: dapd)

Ron-Robert Zieler foult sich gegen Argentinien in die DFB-Annalen. Dort wird der 23-Jährige als erster Torhüter der 104-jährigen Länderspielgeschichte geführt, der vom Platz geflogen ist. Es ist die kurioseste Kuriosität in einem kuriosen Spiel, die entscheidende auch. Und sie raubt Zieler den Schlaf.

Einer ist immer der Erste, am 5. April 1908 war es Fritz Becker. Beim offiziellen Länderspieldebüt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft brauchte der damals 19-Jährige nur sechs Minuten, um sich als Premieren-Torschütze des DFB in die Geschichtsbücher zu schießen. Seit Mittwochabend ist dort auch Ron-Robert Zieler vertreten, ebenfalls in der Rubrik "Premiere". Der 23-jährige Torwart von Hannover 96 hat sich in seinem zweiten Länderspiel hineingefoult.

Er hat geschafft, was in den 104 Jahren zuvor keinem anderen DFB-Keeper gelungen ist, er ist vom Platz geflogen. Glücklich darüber ist Ron-Robert Zieler nicht, der Platzverweis in der 30. Minute nach Foul an Jose Ernesto Sosa hat ihm den Schlaf geraubt: "Selbstverständlich ärgere ich mich über die Rote Karte. Das habe ich mir anders vorgestellt." Anders eingeschätzt hatte Zieler die Situation auch, doch ein Platzfehler verlangsamte den Ball. Im Torhüterleben entscheiden oft Sekundenbruchteile, diesmal entschieden sie gegen ihn.

Ein kleiner Tick zu spät

"Ich habe mich entschieden rauszugehen, komme einen kleinen Tick zu spät. Und das reicht dann eben aus, um den Stürmer zu Fall zu bringen und Foul zu spielen", schilderte Zieler seine Sicht der Schlüsselszene in der 30. Minute. Die Sekunden nach seinem Foul an Sosa und vor der Strafe durch den schwedischen Schiedsrichter Erickson beschrieb er ebenso nüchtern. Er wusste, was kommt: "Ich hatte es ja ahnen können. Für uns Torhüter ist das natürlich eine blöde Regel, Elfmeter und die Rote Karte gegen sich zu bekommen."

Beistand bekam Zieler von Bundestrainer Joachim Löw, der diese Regelauslegung "einfach unsinnig" nannte. Nutznießer der Doppelstrafe war zunächst Torhüter Marc-Andre ter Stegen. Der 20-jährige Gladbacher kam rein und hielt den laschen Elfmeter von Weltstar Lionel Messi - das Publikum feierte den Youngster. Doch dann verlief auch für ihn sein zweites Länderspiel alles andere als glücklich. Knapp drei Monate nach dem 3:5-Debüt in der Schweiz wurde sein Tor fast wieder zur Schießbude. Seine Bilanz lautet jetzt: anderthalb Spiele, acht Gegentore.

"Einfach eine unglückliche Situation"

Löw gab seinen jungen, unerfahrenen Schlussmännern anschließend verbale Rückendeckung. "Natürlich war Ron ziemlich betrübt. Das muss er gar nicht sein. Es war einfach eine unglückliche Situation", sagte er über den 23-jährigen Zieler, der bei seinem Debüt gegen die Ukraine (3:3) im November 2011 stark gehalten hatte. Und ter Stegen müsse "man gar nicht so aufbauen", befand der Bundestrainer: "Er konnte nichts tun bei den Toren."

Auch Zieler selbst rechnet nach seinem Premieren-Rot nicht mit negativen Folgen für seine weitere Karriere im DFB-Team, zumal er nur für ein Testspiel gesperrt wird, nicht für die Anfang September beginnende WM-Qualifikation. "Von den Kollegen gab es eher Zuspruch. So etwas kann passieren", sagte der Keeper und machte sich selbst Mut: "Ich weiß, es geht weiter."

Nicht weiter ging es 1908 mit der Nationalmannschaftskarriere von Fritz Becker. Das erste Länderspiel des DFB-Teams blieb sein einziges.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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