Fußball

Ganz bittere Erkenntnis im "Scheißspiel" Schalke ergibt sich Real wie ein Hobbyteam

Der FC Schalke nach dem Fußball-Feiertag gegen Real Madrid. So sieht Hilflosigkeit aus.

Der FC Schalke nach dem Fußball-Feiertag gegen Real Madrid. So sieht Hilflosigkeit aus.

(Foto: AP)

Wer Cristiano Ronaldo und seinen Kollegen von Real Madrid beim Turbo-Fußball zusieht, der ahnt: Für den Gegner ist das kein Spaß. Erstaunlich ist , dass sich die Schalker nicht wehren - und auf denkbar dumme Ausreden setzen.

FC Schalke - Real Madrid 1:6(0:2)

Tore: 0:1 Benzema (13.), 0:2 Bale (21.), 0:3 Ronaldo (52.), 0:4 Benzema (57.), 0:5 Bale (69.), 0:6 Ronaldo (89.), 1:6 Huntelaar (90.+1)

FC Schalke 04: Fährmann - Höwedes, Matip, Felipe Santana, Kolasinac (76. Christian Fuchs) - Kevin-Prince Boateng (59. Goretzka), Neustädter - Farfan (72. Obasi), Meyer, Draxler - Huntelaar. - Trainer: Keller

Real Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Ramos, Marcelo - Alonso (73. Illarramendi) - Modric, Di María (68. Isco) - Bale (80. Jese), Benzema, Ronaldo. - Trainer: Ancelotti

Schiedsrichter: Howard Webb (England)
Zuschauer: 54.442 (ausverkauft)

Machtlosigkeit ist ja kein unbekanntes Phänomen im Fußball. Jeder Freizeitkicker kennt das. Das fängt mitunter schon vor dem Spiel an. Die anderen sehen sportlicher aus, einige haben sogar richtige Trikots. Und während man selbst nach einer Viertelstunde kurz vor der Schnappatmung steht, die Hände in die Seiten stützt und hilflos da stehen bleibt, wo man halt gerade steht, rennen und spielen die anderen, als gäbe es kein Morgen mehr. Irgendwann macht das dann keinen Spaß mehr.

Der Spaß war auch den Spielern des FC Schalke 04 am Mittwoch an einem für sie grausamen Abend schnell vergangen. Mit 1:6 (0:2) ergaben sie sich im Achtelfinale der Champions League den Turbo-Künstlern von Real Madrid. Der Vergleich zu der 0:4-Niederlage der Leverkusener gegen Paris St. Germain drängte sich ebenso auf wie die Erkenntnis, dass beide Bundesligisten auf diesem Niveau überfordert sind.

Nur Bayern und BVB wettbewerbsfähig

Der FC Bayern ist mit Madrid, Paris und dem FC Barcelona im Konzert der Großen vorne dabei. Und die Borussen aus Dortmund werden es auch unter die besten acht Teams des Kontinents schaffen. Warum? Weil sie in der Lage sind, das zu zeigen, was sie können, wenn sie europäisch spielen. Schalke kann das nicht. Nie zuvor hat eine Mannschaft aus Gelsenkirchen ein Europapokalspiel höher verloren, noch nie wurde eine deutsche Mannschaft daheim so gedemütigt.

Nur: Die Schalker sind keine Hobbykicker. Sie sind Profis, sie machen das beruflich. Und Spaß ist in der Königsklasse keine ernsthafte Kategorie - auch wenn die anderen schlicht und ergreifend besser sind. Es ist eine Binse, dass die Schalker die schlechteren Spieler haben. Aber sie hätten sich wenigstens wehren können. Das wären sie schon allein ihren Fans schuldig gewesen, die von Beginn an euphorisiert waren und im mit 54.442 Zuschauern ausverkauften Stadion für eine königliche Stimmung sorgten. So aber mussten sie mitansehen, was Trainer Jens Keller hinterher "ein Scheißspiel" nannte.

Furchteinflößend torgierig

Gareth Bale

Gareth Bale

(Foto: imago/Uwe Kraft)

Womit er aus Sicht der Gastgeber völlig Recht hatte. Auch wenn sie keine Fehler macht, ist es für jede Mannschaft der Welt schwer genug, gegen furchteinflößend torgierige Ausnahmekönner wie den portugiesischen Weltfußballer Cristiano Ronaldo auf der linken Angriffsseite der Madrilenen, den Waliser Gareth Bale rechts und den Franzosen Karim Benzema in der Mitte zu bestehen. Wer sich dann aber noch so stümperhaft anstellt wie die Schalker, der erlebt gegen dieses für viel Geld zusammengekaufte und von Trainer Carlo Ancelotti bestens choreografierte Ensemble ein Debakel. Der war in seiner stoischen Art zufrieden: "Wir hatten heute sehr viele Räume und konnten das typische Spiel von Real Madrid spielen."

Gut waren die so gedemütigten Schalker nur darin, sich hinterher rauszureden. Auf dem Rasen waren sie als Mannschaft auseinandergefallen. Sie hatten, wie Trainer Keller mit Recht monierte, aufgehört als Team zu spielen. Als es um die Bewertung ging, waren sie sich dann wieder einig. Sie hätten sich wenig vorzuwerfen, lautete der gemeinsame Tenor. Schließlich waren die anderen einfach besser.

Mittelfeldspieler Julian Draxler, der nach seiner Verletzung ebenso wie Kapitän Benedikt Höwedes wohl zu früh in die Startelf zurückgekehrt war, nannte das "einen klaren Klassenunterschied". Und immer wieder betonten sie, so schlecht hätten sie die Partie doch gar nicht begonnen. Auch Keller verwies darauf, die ersten zwölf Minuten seien doch eigentlich ganz gut gewesen. Kann sein. Das Problem aber waren die folgenden 78 Minuten.

Scheuklappen-Analyse

Doch diese Art der Scheuklappen-Analyse ist ein ebenso alter wie guter Trick, eine Demütigung als unvermeidlich erscheinen zu lassen und von den eigenen Schwächen abzulenken. Und davon, dass die Angst vor einem Debakel die Schalker spätestens nach dem 0:2 in der 21. Minute gelähmt hatte, dass sie einfach nicht den Mumm hatten, sich dem entgegenzustemmen. Und von der Tatsache, dass sie, je länger das Elend dauerte, den Madrilenen mehr und mehr ein Trainingsspiel gestatteten. Nur: Was sollten die trainieren? Wie sie gegen einen demoralisierten Gegner munter ihr Kombinationsspiel aufziehen können? Es sah nicht so aus, als müssten sie das noch üben.

Und die Schalker? Spielen am Samstag in München. Beim FC Bayern werden sie sich das Spiel genau angesehen haben. Dabei dürfte sie allerdings Real Madrid ungleich mehr interessiert haben. Schließlich ist das ein Gegner, der das Potential hat, ihnen den Titel in der Königsklasse streitig zu machen. Die Gelsenkirchener Hobbykicker dürften hingegen kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Quelle: ntv.de

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