Fußball

Brasiliens Fußballstar und der Alkohol Sócrates vor schwerstem Kampf

Sócrates zauberte einst auf dem Fußballplatz wie kaum ein anderer. Der Brasilianer begeisterte Fans auf der ganzen Welt. Doch er feierte auch wie kein Zweiter. Er trank und rauchte viel. Jahrzehntelang. Das rächt sich jetzt. Sócrates ist alkoholabhängig. In Medien wird darüber spekuliert, ob der nächste Schritt eine Lebertransplantation sein wird.

Der deutsche Stürmer Karl-Heinz Rummenigge und der brasilianische Mittelfeldspieler und Kapitän Sócrates (ämpfen am 19. Mai 1981 in Stuttgart um den Ball. Der mittlerweile 57 Jahre alte Socrates leidet als Folge seines jahrzehntelangem Alkoholmissbrauchs an einer Leberzirrhose.

Der deutsche Stürmer Karl-Heinz Rummenigge und der brasilianische Mittelfeldspieler und Kapitän Sócrates (ämpfen am 19. Mai 1981 in Stuttgart um den Ball. Der mittlerweile 57 Jahre alte Socrates leidet als Folge seines jahrzehntelangem Alkoholmissbrauchs an einer Leberzirrhose.

(Foto: dpa)

Der Ex-Fußballstar Sócrates steht vor seinem vielleicht schwersten Kampf. Es geht um sein Leben. Der 57-Jährige weiß, dass er nicht mehr trinken darf. Leberzirrhose lautet die Diagnose der Ärzte. Es ist die Folge jahrzehntelangen starken Alkoholkonsums. Zwei Mal kurz nacheinander lag er seit Mitte August mit inneren Blutungen in São Paulo auf der Intensivstation. Seine Alkoholabhängigkeit machte er vor einigen Wochen öffentlich und nannte gleich das Gegenmittel: "Totale Abstinenz".

Das renommierte Albert-Einstein-Hospital veröffentlichte seit dem 19. August insgesamt elf medizinische Bulletins über den Zustand des prominenten Patienten. Der ist selbst vom Fach, studierter Mediziner, weshalb er von den Fans auch den Spitznamen "Doutor" bekam. "Ja ich war Alkoholiker. Ich war abhängig von Alkohol", räumte der Seleção-Kapitän der Fußball-Weltmeisterschaften von 1982 und 1986 ein.

Insgesamt war er bis zu seiner Entlassung am Donnerstag fast ununterbrochen 25 Tage im Krankenhaus. Er wurde zeitweise ins künstliche Koma versetzt und konnte nur mit Hilfe von Geräten atmen. Die Ärzte kämpften um sein Leben. Er muss jetzt strenge Diät halten und zudem Physiotherapie machen. In Medien wird darüber spekuliert, ob der nächste Schritt eine Lebertransplantation sein wird. Doch dafür muss der Patient sechs Monate "trocken" sein. Zudem ist die Warteliste für ein Spenderorgan lang.

"Ich bin kein Athlet. Ich bin Fußball-Künstler"

Sócrates muss Acht geben, dass ihn nicht dasselbe Schicksal ereilt wie seinen berühmten Landsmann Garrincha. Der Stürmer-Star mit dem Spitznamen "Freude des Volkes" (Alegria do Povo) war ebenfalls alkoholabhängig und starb 1983 mit 49 Jahren an Leberzirrhose. Für Sócrates war jahrelang der Wein ständiger Begleiter: "Ich trank morgens ein wenig, dann am Nachmittag. Während ich arbeitete, trank ich ein Flasche Wein im Laufe des Tages. Wenn ich die Flasche nicht gehabt hätte, hätte dies nichts geändert, aber es war eben Gewohnheit."

1984 vor der Abreise nach Italien, wo der 1,92-Meter-Mann kurze Zeit für Florenz spielte, trank er während eines dpa-Interviews große Mengen Bier und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Auf die Frage, ob dies angemessen für einen Athleten sei, sagte er mit einem Lächeln: "Ich bin kein Athlet. Ich bin Fußball-Künstler." Den Rat seiner Ärztin ignorierte er. Sie behandelte ihn im Juni 2010, als die Magenblutungen erstmals auftraten, und gab ihm eine Reihe von Empfehlungen. "Er hat nichts gemacht, was ich verlangt habe: Er trank weiter und ließ auch keine Endoskopie machten, um das Ausmaß des Problems zu diagnostizieren", sagte die Medizinerin der Zeitung "Folha de São Paulo".

"In Wahrheit bin ich wirklich verrückt"

Sein Zustand sei schon seit einem Jahr sehr ernst. "Er hätte das Trinken aufhören müssen, um seine Gesundheit nicht zu verschlechtern. Seine Leber war schon sehr geschädigt. Aber was machte er? Er ging nach São Paulo und, nach Angaben von Freunden, tauschte er das Bier gegen Wein", wunderte sich die Ärztin.

Vor einigen Jahren antwortete der Ex-Spieler auf eine Frage des österreichischen Magazins "Null Acht - Magazin für Rasenpflege", wer Sócrates wirklich sei, so: "Ein Wahnsinniger. In Wahrheit bin ich wirklich verrückt. Grundsätzlich lerne ich sehr gerne und je mehr Gebiete man anschneidet, desto mehr lernt man." Jetzt muss er schnell lernen, ohne Alkohol auszukommen.

Quelle: ntv.de, Helmut Reuter, dpa

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