Champions-League: VfB gegen Barca Stuttgart will das perfekte Spiel
17.03.2010, 15:00 UhrDer VfB Stuttgart steht im Achtelfinale der Champions League und misst sich heute mit dem FC Barcelona. Die Chance, dass die Schwaben die Runde überstehen, ist gering, ihre Entschlossenheit aber bemerkenswert. Für Trainer Christian Gross steht noch gar nichts fest. Ein Sieg ist möglich, allerdings nur wenn jeder Stuttgarter das Spiel seines Lebens macht.

VfB-Mittelfeldspieler Samir Khedira misst sich im Hinspiel mit Barca-Star Lionel Messi. Diesmal wird ein 1:1 für Stuttgart nicht reichen
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Fußball-Champions-League trifft der VfB Stuttgart heute ab 20.45 Uhr auf den ganz großen Gegner, den FC Barcelona. Im Hinspiel trennten sich die Schwaben mit 1:1 von den Katalanen. Heute würde dieses Ergebnis für Stuttgarts Einzug ins Viertelfinale nicht ausreichen, es gäbe Verlängerung und letztlich Elfmeter-Nervenzerfetzen. Der VfB kann die Stars von Barca nur durch ein höheres Remis oder einen Sieg aus der Meisterschaft schießen. Beides wird schwer. Stuttgarts Trainer Christian Gross hat jedenfalls einen derartigen Respekt vor dem Gegner, dass er die Anforderung an seine Elf in schwindelerregende Höhen treibt. "Wir brauchen das perfekte Spiel", sagt er. Gut gesprochen, aber so ein Spiel gibt es wahrscheinlich nicht.
Versuchen kann man es ja, und dafür ist vor allem eines gefordert: Hartes Training. Gross hat das verstanden. Seine Spieler hat er in den letzten Tagen ordentlich aufgescheucht. Sogar Elfmeterschießen ließ er üben, vor allem mit Jens Lehmann, der heute Abend zum ersten Mal im Stadion Camp Nou im Tor steht. Bei dem 40-Jährigen erweckt das allerdings keine Angstzustände. "Das sind Partien auf absolutem Weltklasseniveau, von denen jeder Profifußballer träumt, " sagte der Keeper mit der Gelassenheit der Veteranen. Gross ist da zittriger und betrachtet das Elfer-Training als eine Art verfrühte Schadensbegrenzung. "Wir wollen uns später nicht den Vorwurf machen lassen, nicht an jedes Detail gedacht zu haben."
Eiserne Jugendarbeit in Barcelona

Die Nachwuchs-Akademie "La Masia" vom FC Barcelona. In dem alten Bauerhaus lernte Superstar Messi die Ballkunst.
(Foto: wikipedia/XiscoNL)
Einer hat ganz sicher an jedes Detail gedacht. Nämlich der FC Barcelona. Und das nicht erst seit der Vorbereitung auf das VfB-Rückspiel. Auch nicht seit Beginn der Champions-League. Barcelonas Fußball-Stärke ist von langer Hand geplant. Die Katalanen bilden einen Großteil ihrer Stars nämlich seit Jahren selbst aus, und zwar in der hauseigenen Top-Spieler-Fabrik "La Masia". Barcas Nachwuchs-Akademie ist in der letzten Zeit und mit wachsendem Erfolg des Vereins verstärkt ins Rampenlicht gerückt. "La Masia", das ist kein sündhaft teurer High-Tech Bau aus gleißendem Stahl und verspiegeltem Glas, sondern ein 300 Jahre altes katalanisches Bauernhaus. "La Masia", das heißt auch übersetzt schlicht "Das Bauernhaus".
Mit einem eisernen Konzept wurden Stars wie Barcelonas Kapitän Carles Puyol, Barcas Mittelfeld-Profi Xavi und auch Trainer Josep Guardiola in der Akademie in der Nähe von Camp Nou ausgebildet. Auch der absolute Spitzenstürmer des Vereins, Lionel Messi, hat die Ausbildung in "La Masia" durchlaufen. "Bis sie 16 sind, gehen sie bei uns kein einziges Mal in den Kraftraum. Sie machen keinen Dauerlauf und kein Zirkeltraining", erklärt Jugendkoordinator Albert Benaiges. Im Bauernhaus wird lange Zeit erstmal nur eins trainiert: Fußball. Auch Puyol setzt große Stücke auf diese Leitidee. "Die Jugendarbeit ist unser Faustpfand".
Das Ergebnis zahlt sich aus. Der junge Messi begann mit 13 Jahren und einer Wachstumsstörung die Ausbildung in "La Masia". Neben einem Monatslohn von etwa 600 Euro zahlte Barca dem Neuzugang noch eine Hormontherapie, das war alles. Kein schlechtes Geschäft, wenn man bedenkt, dass Messi nun, zehn Jahre später, einen Marktwert von 80 Millionen hat und mit Aktionen wie dem Hattrick gegen den FC Valencia nicht nur dem VfB das Fürchten zu lehren vermag. Im Champions-League Achtelfinale werden heute Abend gleich sieben "La Masia"-Absolventen auf dem Platz erwartet, die sich den Schwaben entgegenstellen, darunter Kapitän Puyol und Messi, Torwart Victor Valdés und Mittelfeldler Sergio Busquets. Eine geschlossene Einheit, durch "La Masia" verschweißt. Das kann einem schon Angst machen.
Stuttgart mit Top-Besetzung

VfB-Trainer Christian Gross mit Torhüter Jens Lehmann. Bei einem 1:1 gäbe es Verlängerung. Bringt die keine Entscheidung, hängt alles an Lehmann.
(Foto: picture alliance / dpa)
Barca gilt in der Champions-League, wie auch heute Abend gegen die Elf von Gross als klarer Favorit, trotz des 1:1 im Hinspiel. Trainer Josep Guardiola kündigt die "volle Offensive" an. Er muss dabei allerdings auf Xavi verzichten, der im Abschlusstraining eine Muskelverletzung erlitten hat. VfB-Manager Horst Heldt bekräftigt, dass jeder Stuttgarter auf dem Platz "Das Spiel seines Lebens" machen müsse, um gegen die Katalanen anzukommen. Zumindest können die Schwaben mit ihrer Top-Elf aufwarten. Stürmer Alexander Hleb und Verteidiger Stefano Celozzi haben ihre Erkältungen auskuriert. Ebenfalls ab 20.45 Uhr findet das Rückspiel Girondins Bordeaux gegen Olympiakos Piräus statt. Im Hinspiel gewannen die Franzosen mit 1:0.
Ob der VfB Stuttgart heute Abend tatsächlich das perfekte Spiel auf den Rasen bringt, oder nicht – Mit Sicherheit wächst im Bauernhaus schon die nächste Weltstar-Generation heran.
Quelle: ntv.de