VfL-Vereinschef Altegoer schmeißt hin Versinkt Bochum im Chaos?
05.10.2010, 16:30 UhrDer VfL Bochum versinkt zwar nicht im Chaos, ist aber auf bestem Weg. Erst steigen die längst nicht mehr Unabsteigbaren aus dem Fußball-Oberhaus ab, dann verpatzen sie den Start in die zweite Liga. Und nun tritt Vereinsboss Werner Altegoer zurück. Niemand weiß, wie es weitergeht.
Die Lage beim Fußball-Zweitligisten VfL Bochum spitzt sich zu. Nach einer desolaten Rückrunde, dem Abstieg aus der Bundesliga und einem denkbar schlechten Start in die zweite Liga ist nun der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Altegoer zurückgetreten. Das ist nicht irgendwer, sondern der Mann, der seit 1993 die Geschicke des Klubs leitete. Nun warf der 75 Jahre alte Westfale das Handtuch, weil die Mehrheit der 669 anwesenden Vereinsmitglieder auf einer turbulenten Jahreshauptversammlung dem Aufsichtsrat im zweiten Wahlgang die Entlastung verweigerte. Mit ihm traten vier weitere Mitglieder des Gremiums zurück.
Altegoer war 30 Jahre lang für den Verein tätig und galt als einer der letzten Patriarchen im deutschen Profifußball. Seine Kritiker werfen ihm vor, den Verein nach Gutsherrenart zu führen. Das dürfte auch der Grund für die Ablehnung Altegoers gewesen sein. Er würde beim VfL sogar bestimmen, welches Klopapier benutzt werde - und wer es holen gehen müsse. Andere sagen, er habe den Bochumern immer wieder mit Geld aus seinem Privatvermögen aus der Patsche geholfen.
1993 jedenfalls hatte Altegoer das Amt des Präsidenten übernommen, nachdem der Unternehmer 1980 Vorsitzender des Wirtschaftsrates geworden war. Seit 2002 stand er dann dem Aufsichtsrat vor, was seiner Machtfülle aber keinen Abbruch tat. Er blieb der Chef im Klub. Nachdem der Aufsichtsrat nun nicht entlastet worden war, sagte Altegoer: "Somit ist für mich persönlich die Arbeit für den VfL beendet." Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde Autor und Kabarettist Frank Goosen. Der Vorstand mit Ansgar Schwenken und Thomas Ernst wurde entlastet.
"Verein ist dabei, sich selbst um die Ohren zu fliegen"
Auch Goosen weiß nicht, wie es jetzt weitergeht. "Ich bin jetzt ratlos und von der Situation überfordert. Dieser Verein ist gerade dabei, sich selbst um die Ohren zu fliegen. Ich würde es mir sehr wünschen, wenn die Leute, die gerade zurückgetreten sind, es sich nochmal überlegen", sagte er dem "Kicker".
Die Bochumer waren in der vergangenen Saison als Tabellenvorletzter aus der Bundesliga abgestiegen. Nach vier Niederlagen in sieben Spielen steht der VfL zurzeit in Liga zwei nur auf dem elften Rang, sieben Punkte von einem Aufstiegsplatz entfernt. Aber auch wenn es sportlich nicht rund läuft, finanziell stehen die Bochumer gut da – nämlich erstmals in der Bundesligageschichte schuldenfrei. Nur ohne Führung.
Denn die Opposition um die Fan-Initiative "Wir sind VfL" hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass Altegoer tatsächlich zurücktritt. Und präsentierte somit auch keinen eigenen Kandidaten. Es sollte ein "symbolische Nichtentlastung des Aufsichtsrats" sein, erklärte Autor Ben Redelings der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Immerhin, so berichtet die Fußballzeitschrift "Reviersport", bleiben die zurückgetretenen Aufsichtsratsmitglieder so lange im Amt, bis das neu zu wählende Gremium seinen Dienst antritt. Wer auch immer die Scherben in Bochum aufkehren möchte.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid
 
   
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            