Technik

Amazons neuer E-Book-Reader Braucht ein Kindle Touch?

(Foto: Amazon)

Seit einigen Tagen verkauft Amazon seinen neuesten E-Book-Reader "Kindle Touch" auch in Deutschland. Nutzer brauchen keine Tasten mehr, um umzublättern, es genügt ein Tipper auf den Bildschirm. Lohnt es sich, dafür 30 Euro mehr als für den herkömmlichen Kindle auszugeben?

Seit dem ersten iPhone und spätestens seit es das iPad gibt, haben sich die Nutzer von mobilen Geräten mehr und mehr an die Touch-Bedienung gewöhnt. Tasten sind out und so hat Hersteller HTC sogar kürzlich verkündet, keine Geräte mit Keyboard mehr herzustellen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Amazon einen E-Book-Reader mit Touch-Bedienung herausbringen würde. In den USA ist der "Kindle Touch" schon eine ganze Weile im Angebot, die deutsche Version kam am 20. April auf den Markt.

Der Touch, der mit WLAN 129 Euro und mit 3G 189 Euro kostet, unterscheidet sich äußerlich zunächst nur wenig vom Standard-Kindle, der ab 99 Euro zu haben ist. Sein Bildschirm misst  ebenso 6 Zoll und auch die Auflösung des grauen E-Ink-Displays ist mit 600 x 800 Pixeln gleich geblieben. Wie gut der Bildschirm der Kindle-Reihe ist, haben wir bei einem älteren Test festgestellt.

Der Touch ist schwerer

Unter dem Display hat der Kindle Touch aber nur noch eine geriffelte Home-Taste, wo das ältere Modell fünf Steuerelemente hat. Und auch die Wipptasten im seitlichen Rahmen zum Vor- und Zurückblättern fehlen. Trotzdem ist der neue E-Book-Reader mit 213 Gramm schwerer und mit 172 x 120 x 10,1 Millimeter auch größer als der Tasten-Kindle. Das günstigere Gerät wiegt nur 170 Gramm und misst 166 x 114 x 8,7 Millimeter. Von den Maßen und der Ausstattung ist der Kindle Touch eher mehr mit dem 160 Euro teurem Kindle Keyboard 3G zu vergleichen.

Der interne Speicher des Touch ist 4 Gigabyte groß, wovon der Nutzer rund 3 Gigabyte mit eigenen Inhalten belegen kann. Rund 3000 E-Books passen laut Amazon auf den Flashspeicher. Wenn man täglich eine halbe Stunde liest, soll der Reader mit eingeschaltetem WLAN rund drei Wochen ohne Steckdose auskommen. Ohne Internetverbindung soll der Akku sogar zwei Monate durchhalten.

Kommen wir zur wichtigsten Neuerung: der Touch-Bedienung. Grundsätzlich kann man auch beim Kindle alle Steuerelemente wie bei Tablet-Rechnern mit dem Finger antippen. Die Reaktion ist allerdings längst nicht so schnell. Hat man ein Buch geöffnet, kann man durch einen Tipper auf den Bildschirm nach vorne blättern. Links steht nur ein fingerbreiter Streifen zur Verfügung, um zurückzublättern. Tippt man den oberen Display-Rand, öffnet sich eine Leiste mit einem Suchfeld, Menü, Einkaufswagen (Kindle-Shop) und Zurück-Pfeil.

Dass etwas höhere Gewicht des Touch-Modells ist kaum spürbar.

Dass etwas höhere Gewicht des Touch-Modells ist kaum spürbar.

(Foto: Amazon)

Auf der unteren Leiste kann man Schriftstil und -größe anpassen, den Lesestand mit anderen Kindle-Geräten - beispielsweise ein Tablet mit App - synchronisieren und Seiten, Lesezeichen oder Anmerkungen ansteuern.

Lesezeichen unter Anmerkungen

Hier zeigt sich aber eine kleine, aber ärgerliche Schwäche des Kindle Touch: Die Menüführung ist manchmal etwas verwirrend. Ein Lesezeichen, das man im Menü hinzugefügt hat, findet man nicht wieder, wenn man das Handbuch nicht gelesen hat. Denn sie verbergen sich unter "Gehe zu" in den "Anmerkungen".

Unter "Gehe zu" findet man auch seine Notizen. Man legt sie an, indem man etwas länger auf ein Wort drückt, worauf ein Auswahlfenster erscheint. Tippt man "Notiz" an, öffnet sich die virtuelle Tastatur des Kindle Touch, die relativ schnell und exakt reagiert.

Tolle Zusatzinfos

Im gleichen Auswahlfenster findet man auch eine der besten Funktionen des Kindle: Die Duden-Definition des "angepressten" Worts wird angezeigt und über "Mehr" kann man sich den Begriff bei Wikipedia ansehen oder das Wort übersetzen lassen. Zuvor muss man allerdings ein Wörterbuch herunterladen und installieren. Außerdem muss eine WLAN-Verbindung bestehen.

Um die Schriftgröße zu verändern, kann man auch zwei Finger auf dem Bildschirm spreizen oder zusammenziehen. Grafiken lassen sich vergrößern, indem man mit dem Finger länger auf das Bild drückt, worauf eine Lupe erscheint.

Lustiger Vorleser

Wenn ein E-Book die Funktion anbietet, kann man über das Menü "Text-to-Speech" einschalten lassen, worauf der Kindle zum Vorleser wird. Im Prinzip nicht schlecht. Doch die Silben für die Funktion hat ein US-Amerikaner gesprochen, wodurch die Verständlichkeit sehr leidet. Das Resultat ist aber urkomisch.

Sollte "Text-to-Speech" deaktiviert sein, kann man die Funktion auf der Kindle-Startseite über das Menü unter "Experimentell" anstellen. Dort findet man auch den MP3-Player und einen Webbrowser.

Alles in allem ist Amazon der Kindle Touch trotz kleinerer Mängel gelungen. Vor allem Nutzer, die E-Books nicht nur lesen, sondern viele Notizen machen und weitere Informationen wünschen, profitieren von der Touch-Steuerung. Nur um durch ein Buch zu blättern, braucht man die Funktion aber nicht und man kann getrost zum 30 Euro günstigeren Modell greifen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen