"Es ist ein absolutes Juwel" Apple enthüllt das iPhone 5
12.09.2012, 22:00 Uhr
Da ist es: Überlebensgroß lässt Phil Schiller (r.) die Nr. 5 auf der Großleinwand erscheinen.
(Foto: AP)
Größer, flacher, schneller, leichter: Mit der neuesten Generation seines Bestsellers bleibt Apple im Rahmen der Erwartungen von Anlegern, Analysten und Fans. Die Präsentation geht glücklich über die Bühne. Jetzt müssen die Verkaufszahlen halten, was der Marketingchef verspricht.
Der US-Konzern Apple hat sein mit Spannung erwartetes nächstes iPhone vorgestellt. Große Überraschungen blieben aber aus. Das "iPhone 5" bekommt wie erwartet einen etwas größeren Bildschirm, ist dünner, leichter und leistungsfähiger. Mit der neuen Generation hat Apple wieder ein Top-Smartphone im Programm. In den letzten Monaten war die Konkurrenz, speziell das Samsung Galaxy S3, technisch an den Amerikanern vorbeigezogen.
Die Präsentation in San Francisco übernahm Apple-Marketingchef Phil Schiller. "Es ist das dünnste iPhone, das wir je gemacht haben", so Schiller. Das Gerät ist 20 Prozent leichter als das . Das iPhone 5 ist zudem mit dem schnelleren 4G-Mobilfunkstandard LTE ausgestattet. "Es ist ein absolutes Juwel", jubelte der Marketingchef. Branchenexperten erwarten, dass Apple in den kommenden Monaten dutzende Millionen neue iPhones absetzen wird.
Neu an Bord ist ein Apple-eigener Karten- und Navigationsdienst, der Google Maps ersetzen soll. Apple setzt auf eine überarbeitete Version seines Mobilbetriebssystems iOS. Die Sprachsteuerung Siri wurde den Angaben zufolge ebenfalls erweitert: Nutzer können mit der Funktion im iPhone 5 etwa auch direkt ihre Beiträge im Online-Netzwerk Facebook verfassen.
Die technischen Daten:
- Betriebssystem: iOS 6
- Display: 4-Zoll mit 1136 x 640 Pixeln im Seitenverhältnis 16:9, 326 ppi
- Maße: 7,6 mm dick, 112 Gramm schwer
- Prozessor: Apple A6 Prozessor (doppelt so leistungsfähig wie der VorgängerA5)
- Funkverbindung: HSPA+/LTE und WLAN n
- Speicher: 16 / 32 / 64 Gigabyte
- Kamera: 8 Megapixel mit HD-Videoaufnahmen, zusätzliche Frontkamera
- Akku: bis zu 225 Stunden Standby
Der bisherige Apple-Stecker wird durch einen neuen, kleineren Connector ersetzt. Das zwingt die Nutzer von Dockingstations für Musik und anderen Zubehörs zum Einsatz von Adaptern.
Dank des leistungsstärkeren A6-Prozessors könnten Inhalte aus dem Web doppelt so schnell heruntergeladen werden, versprach Schiller. Die Batterielaufzeit sei im Vergleich zu den Vorgängern ebenfalls verbessert worden. Das iPhone 5 verfügt den Angaben zufolge über eine 8-Megapixel-Kamera mit einem sogenannten Low-Light-Modus, mit dem Fotos in dunkler Umgebung geschossen werden können.
Apple-Fans zählen die Tage
Bestellt werden kann das iPhone 5 in ausgewählten Regionalmärkten - darunter Deutschland - ab dem 14. September, die Auslieferung beginnt eine Woche später. An der Ladentheke soll das neue Gerät in den Apple-Verkaufsstellen ab 21. September um Punkt 8.00 Uhr zu haben sein.
In Kombination mit einem Zwei-Jahres-Vertrag will Apple seine Preisstruktur unverändert beibehalten - zumindest in den USA. Sie reicht mit Vertrag von 199 Dollar für ein Modell mit 16 Gigabyte Speicherplatz bis zu 399 Dollar für ein 64-Gigabyte-Modell. In Deutschland beginnen die Einzelverkaufspreise bei 679 Euro. Bis Jahresende soll der Verkauf auf insgesamt 100 Länder ausgedehnt werden.
Branchenkenner erwarten einen Rekordabsatz für das iPhone 5, weil viele Nutzer den Kauf eines neuen Smartphones aufgeschoben hätten, um auf das neueste Apple-Modell zu warten.
Technologie-Analyst Jeff Kagan rechnete damit, dass das iPhone 5 die "bislang größte und erfolgreichste Markteinführung" eines Apple-Smartphones werde. Analystin Katy Huberty von der Investmentbank Morgan Stanley schätzte, dass der Konzern alleine in den ersten Tagen bis zu zehn Millionen neue iPhones verkaufen könnte. Im vierten Quartal 2012 könnte Apple dann bis zu 53 Millionen, im Gesamtjahr 2013 bis zu 266 Millionen Stück absetzen.
Höhenflug mit Telefon
Das ist das wichtigste Apple-Produkt, das den einstigen Nischen-Anbieter zum mit Bargeldreserven von fast 120 Mrd. Dollar gemacht hat. Die Version Nummer 5 ist das erste neue iPhone seit dem Tod von Apple-Gründer im Oktober vergangenen Jahres.
Der von geführte Konzern steht im Smartphone-Markt immer stärkerer Konkurrenz gegenüber. Marktführer ist Samsung mit seiner Vielzahl an Computer-Handys in verschiedenen Preisklassen. Im Herbst will zudem der einstige Branchenprimus ein Comeback mit dem neuen Betriebssystem Windows Phone 8 von Microsoft versuchen.
Seit seiner Markteinführung 2007 hat das iPhone die Handy-Branche revolutioniert und viele Nachahmer gefunden. Der Konkurrenzkampf in der Branche hat sich deutlich verschärft. Bei den Verkäufen hat Samsung die Kalifornier hinter sich gelassen: Bei den Smartphones kommen die Südkoreaner auf einen Marktanteil von 32 Prozent, Apple erreicht 17 Prozent. Im abgelaufenen Quartal ging das Apple-Gerät 26 Millionen Mal über den Ladentisch - Samsung kam allerdings fast auf den doppelten Absatz. Insgesamt hat Apple mehr als 243 Millionen der Geräte verkauft.
Auch beim Betriebssystem bekommt Apple den Gegenwind zu spüren. Android von Google ist mittlerweile das weltweit am meisten genutzte System. Microsoft schickt mit dem Handy-Betriebssystem Windows 8 eine weitere Alternative ins Rennen.
Das Apple-Handy könnte einer Studie zufolge nicht nur dem Konzern sondern der gesamten US-Wirtschaft zugutekommen. Der erwartete Erfolg könne das Bruttoinlandsprodukt nach Einschätzung von JPMorgan-Chefvolkswirt Michael Feroli im vierten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte steigern. Die Berechnungen sind allerdings umstritten. Commerzbank-Analyst Christoph Balz etwa kritisierte die Studie als stark vereinfacht.
Erste Reaktionen an der Börse
Die Apple-Aktie reagierte mit einem Plus von 0,7 Prozent kaum auf die Ankündigungen - nach dem vielen Berichten der vergangenen Wochen gab es keine großen Überraschungen. Mit 665 Dollar notierte die Aktie am Mittwoch knapp 20 Dollar unter ihrem Allzeithoch von Wochenbeginn.
Apple-Chef Tim Cook betonte zum Start der Präsentation die Stärken von Apple wie die 17 Millionen abgesetzten iPad-Tablets im vergangenen Quartal. "Wir haben mehr iPads verkauft als jeder PC-Hersteller von seiner gesamten Modellpalette. Es seien zwar mehrere hundert Konkurrenz-Tablets auf den Markt gekommen, aber den Internet-Verkehr von Tablets aus dominiere das iPad mit einem Anteil von 91 Prozent. Die andereren Geräte "müssen in Lagerhäusern, Ladenregalen oder in Schubladen stecken".
Im Oktober wird eine weitere richtungsweisende Pressekonferenz erwartet, auf dem Apple eine Miniversion seines Tabletcomputers iPad präsentieren könnte.
Quelle: ntv.de, mmo/hha/AFP/dpa/rts