Technik

Tauschbörse Mt. Gox gehackt Bitcoin in der Währungskrise?

Nach einem Hacker-Einbruch in eine Tauschbörse steht der "Bitcoin" unter Druck. An der angegriffenen Börse Mt. Gox stürzt die virtuelle Währung von 17 Dollar fast auf Null. An anderen Handelsplätzen zeigt sich der Bitcoin dagegen weitgehend stabil. Aber worum geht's hier eigentlich?

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Wer im Internet etwas bezahlen möchte, muss eigentlich immer auf vermittelnde Dienste zurückgreifen. Entweder man überweist zunächst einen Betrag an den Dienst, der ihn dann an den Empfänger weiterleitet. Oder der Vermittler bucht das Geld vom Giro- oder Kreditkartenkonto des Auftraggebers ab. Das funktioniert beispielsweise via Paypal recht einfach und ziemlich sicher. Allerdings kassiert Ebays Tochter wie alle anderen Bezahldienste Gebühren und speichert Daten.

Das Open-Source-Projekt Bitcoin arbeitet völlig anders. Es stellt eine eigene internationale Währung dar, die direkt von Nutzer zu Nutzer geschickt werden kann, ohne einen vermittelnden Dienst zu benötigen. Ein Bitcoin (BTC) existiert dabei nicht real als Münze oder Schein und wird auch nicht von realen Werten gestützt. Bitcoins sind Dateien, die in Einzelteile zerlegt in einem Peer-to-Peer-Netzwerk verteilt sind.

Zwei-Schlüssel-Prinzip

Wer einen Bitcoin kauft, erwirbt einen kryptografischen Schlüssel, der den Bitcoin als Adresse in die virtuelle Brieftasche wandern lässt. Genau genommen gibt es zwei Schlüssel, einen öffentlichen und einen privaten. Bei einer Bezahlung schickt der Empfänger dem Absender seinen öffentlichen Schlüssel. Dieser bestätigt mit seinem privaten Schlüssel die vereinbarte Summe.

Der Wert von Bitcoins berechnet sich aus Angebot und Nachfrage. Die Anzahl der Bitcoins ist auf 21 Millionen beschränkt, wobei derzeit rund sechs Millionen Stück im Umlauf sind. Die Zahl steigt nur langsam, so dass es enorm aufwändig ist, einen Bitcoin zu berechnen. Das Online-Magazin "t3n" gibt als ungefähren Wert an, dass ein handelsüblicher Laptop fünf Jahre dafür bräuchte. Neue Bitcoins können von Teilnehmern des Peer-to-Peer-Netzwerkes verdient werden, indem sie Rechenleistung zur Verfügung stellen. Man kann Bitcoins aber auch bei Tauschbörsen nach Tageskursen mit "echtem Geld" erwerben.

Behörden fast blind

BTC-Transaktionen sind durch das sogenannte asymmetrische Kryptosystem nicht nur extrem sicher, sondern auch weitgehend anonym. Auch das Peer-to-Peer-Kontrollsystem erfasst nur die sogenannten "Hashes" die eine Transaktion identifizieren, um "Falschgeld" zu verhindern. Selbst Behörden können so Geldflüsse so gut wie gar nicht nachvollziehen. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft hat daher kürzlich vor dem Gebrauch von Bitcoins gewarnt, da sie das das Potenzial hätten, "der gesamten Gesellschaft durch Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder illegalen Geschäften nachhaltig zu schaden".

Tauschbörse gehackt

Das Bitcoin-System schien bis vor Kurzem nahezu unangreifbar zu sein. Doch erst tauchten Trojaner auf, die es auf die virtuellen Geldbörsen beziehungsweise die privaten Bitcoin-Schlüssel der Nutzer (wallet.dat) abgesehen haben. Und jetzt gab es einen Hackerangriff auf die größte Bitcoin-Tauschbörse Mt. Gox. Dabei haben Cyberkriminelle vermutlich mindestens ein Kundenkonto geknackt und E-Mail-Adressen und Passwörter weiterer Mt.-Gox-Kunden entwendet.

Laut "PC World" lagen auf dem erbeuteten Konto zwar Bitcoins im Wert von rund 500.000 Dollar. Allerdings konnten die Hacker Mt. Gox zufolge nur wenig Beute machen, da als Schutzmaßnahme lediglich Bitcoins im Wert von 1000 Dollar pro Tag verflüssigt werden dürfen.

Trotzdem stürzte der Bitcoin-Kurs bei Mt. Gox von rund 17,50 Dollar bis auf wenige Cents ab und die Tauschbörse ging offline. Wie "Winfuture" berichtet, wird der Kurs auf den alten Wert gesetzt, wenn Mt. Gox wieder startet und alle Nutzer müssen ein neues Passwort angeben. Die Tauschbörse kündigte außerdem an, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.

Bitcoin-Vermögen in Gefahr

Der Vorfall hat zwar auch an anderen Bitcoin-Tauschbörsen für fallende Kurse gesorgt, doch halten sich die Verluste meist in Grenzen. An manchen Börsen steigt der Kurs sogar. Einige Experten raten allerdings aus einem ganz anderen Grund vom Bitcoin ab: Regierungen könnten ihrer Meinung nach schon bald beschließen, die virtuelle Währung zu verbieten, um Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu unterbinden. Und dann wäre das digitale Vermögen vermutlich auf einen Schlag weg. Denn gegen solche Risiken sind Bitcoin-Besitzer und -Spekulanten nicht abgesichert.

Quelle: ntv.de, kwe

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