Technik

"Mutter aller Demonstrationen" Engelbart und das nächste große Ding

Rustikales Design: die erste Computermaus. Der rote Knopf ist die Maustaste.

Rustikales Design: die erste Computermaus. Der rote Knopf ist die Maustaste.

(Foto: dpa)

Ohne ihn wäre Steve Jobs wohl nicht bekannt geworden, Windows nicht möglich und das Internet ein anderes: Douglas Engelbart. Der US-Amerikaner erfand die Maus und leitete die "Mutter aller Demonstrationen". Ein Zuschauer schwärmt im Jahr 1968 vom "nächsten großen Ding nach LSD".

Douglas Engelbart forschte - und präsentierte.

Douglas Engelbart forschte - und präsentierte.

(Foto: AP)

Douglas Engelbart, der Erfinder der Computerma us, ist gestorben. Der Mann, der am Stanford Research Institute (SRI) im kalifornischen Menlo Park geforscht und als einer der einflussreichsten Ingenieure des Computerzeitalters gilt. Bereits im Jahr 1964 ließ er die erste Computermaus bauen. Das Gehäuse war aus Holz. Ein Rad setzte die Bewegung des Gerätes in Zeigerbewegungen auf dem Bildschirm um.

Mehrere Forscher entwickelten zu dieser Zeit solche Dinge, doch Engelbart führte sie vor - und zwar in einem Rahmen, der wie eine Blaupause für all die Präsentationen anmutet, für die Apple-Anhänger den inzwischen verstorbenen Steve Jobs so verehrten. Diese erste Vorführung der Computermaus im Dezember 1968 ging als "Mutter aller Demos" in die Technologie-Geschichte ein.

Während sich in aller Welt Studenten und Bürgerrechtler gegen verkrustete Gesellschaftssysteme auflehnten, werkelten Douglas Engelbart und mehr als ein Dutzend anderer Wissenschaftler im Stanford Research Institute an der Technik der Zukunft. Unter dem Titel "Forschungszentrum für die Augmentierung menschlichen Intellekts" präsentierte er im Dezember 1968 ein Portfolio von revolutionären Neuheiten. Neben der Maus zeigte er gemeinsam mit William English eine grafische Oberfläche, Hypertext und ein visualisiertes Dateisystem.

Steve Jobs erkannte das Potenzial

Das Patent, das Douglas Engelbart einreichte.

Das Patent, das Douglas Engelbart einreichte.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Rund ein Jahr später wurde über das Arpanet, der Vorläufer des In ternet, die erste Nachricht geschickt. Einer der Zuschauer sagte zu dem Sammelsurium neuer Ideen: "Das ist das nächste große Ding nach LSD." Doch der kommerzielle Durchbruch für die grafische Benutzeroberfläche von Computern - wesentlich unterstützt durch die Computermaus - dauerte noch weitere 16 Jahre. Das hatte vor allem damit zu tun, dass es passende kompakte Computer für Privatanwender noch nicht gab.

Ende der 70er Jahre schlossen Forscher des legendären Forschungszentrum "Xerox PARC" an den Computer "Alto" eine Maus an, mit der man Befehle auf dem Rechner ausführen, Texte markieren und Dateien öffnen konnte.

Apple-Mitbegründer Steve Jobs bekam den "Alto" 1979 zu Gesicht - und beschloss: Die künftigen Apple-Systeme müssen ebenfalls eine solche Bedienoberfläche bekommen. Der erste Anlauf mit der Apple "Lisa" floppte. Doch der Apple Macintosh schaffte 1984 den Durchbruch, inklusive Computermaus. Zu Beginn noch per DOS-Betriebssystem mit Eingabezeile, ging Microsoft mit Windows in die gleiche Richtung, der Visualisierung der Dateien und der eigenen Bewegung auf einem virtuellen Schreibtisch - dem Desktop.

Wert verkannt

"[Das Stanford Research Institute] gab das Patent heraus, aber sie hatten wirklich keine Vorstellung über den Wert", sagte der Erfinder selbst. "Ein paar Jahre später kam heraus, dass sie die Lizenz für rund 40.000 US-Dollar an Apple vergeben hatten."

Statt Geld wurde der nun verstorbene Engelbart seit den späten 1980er Jahren mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter auch die "National Medal of Technology", die ihm der damalige US-Präsident Bill Clinton im Jahr 2000 im Weißen Haus verlieh. Nun ist einer der wichtigsten Vordenker des Informationszeitalters tot. Er wurde 88 Jahre alt.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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