Technik

Briten legen im Internet die Latte höher London führt Porno-Filter-Pflicht ein

David Cameron will im Kampf gegen Internet-Pornografie starken Worten auch Taten folgen lassen.

David Cameron will im Kampf gegen Internet-Pornografie starken Worten auch Taten folgen lassen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die britische Regierung will Kinder und Jugendliche schützen, indem sie von Internet-Providern pornografische Inhalte herausfiltern und blockieren lässt. Nutzer, die trotzdem auf solche Inhalte zugreifen wollen, müssen dies beantragen.

Der britische Premier David Cameron hat der unkontrollierten Internet-Pornografie den Kampf angesagt. Wie die Zeitung "The Guardian" online berichtet, müssen britische Internetnutzer ihrem Internet-Provider demnächst verbindlich erklären, ob sie Zugang zu pornografischen Inhalten haben möchten oder nicht.

Die neuen Regeln sollen Ende des kommenden Jahres in Kraft treten. Bei Neuanschlüssen oder nach einem Anbieterwechsel werden die Filter standardmäßig eingeschaltet, betroffene Nutzer müssen hier schon bis Ende 2013 entscheiden, ob sie eine Deaktivierung beantragen wollen. Öffentliche WLANs sollen bereits Ende Juli überall dort gefiltert werden, wo wahrscheinlich auch Kinder anwesend sind.

Auch mobil wird gefiltert

Cameron sagte in einer Rede, seine Regierung habe auch eine Übereinkunft mit den britischen Mobilfunk-Anbietern, die sich bereit erklärt hätten, ihre Geräte automatisch mit Filtern zu versehen. Um sie zu deaktivieren, müssten Nutzer einen Nachweis erbringen, mindestens 18 Jahre alt zu sein.

Die britische Regierung will durch die Maßnahmen vor allem Kinder und Jugendliche vor dem "zersetzenden" Einfluss von Pornografie schützen. Camerons Maßnahmenkatalog sieht unter anderem vor, den Besitz von "extremer Pornografie" wie simulierte Vergewaltigungen unter Strafe zu stellen. Eine von der Kinderschutzorganisation "Child Exploitation and Online Protection Centre" erstellte Blacklist mit "abscheulichen" Suchbegriffen soll helfen, Pädophile, die nach illegalen Inhalten suchen, zu identifizieren und sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Außerdem soll die Polizei Zugriff auf eine Datenbank mit kinderpornografischen Bildern erhalten, um Pädophile aufzuspüren.

Twitter braucht keine Aufforderung

Cameron hat laut Guardian auch eine klare Botschaft an "Google, Bing, Yahoo und andere", die ein Teil der Gesellschaft seien. Sie hätten eine moralische Pflicht, einzugreifen, sagt er. "Wenn es technische Hindernisse gibt, steht nicht da und sagt, es könne nichts getan werden. Nutzt eure großen Gehirne, um sie zu überwinden!"

Was gemacht werden kann, zeigt der Kurznachrichtendienst Twitter. Angeblich unabhängig vom Druck der britischen Regierung hat er angekündigt, ein Tagging-System einzuführen, das verhindern soll, dass illegale Fotos von seinen Nutzern gepostet werden. Möglich soll dies durch Microsofts PhotoDNA-System werden, bei dem Bilder mit Informationen (Hashes) versehen werden, die auch erhalten bleiben, wenn das Foto bearbeitet wird. Neben Microsofts Diensten nutzt seit 2011 auch Facebook PhotoDNA.

Die britischen Internetanbieter hätten eine freiwillige Lösung bevorzugt. Man habe bereits einige Schritte unternommen, um das Internet sicherer zu machen und böte unter anderem auch optionale Filter an, sagte Verbandschef Nicholas Lansman der BBC. Filter seien zwar durchaus eine Hilfe, aber nur ein Teil der Lösung. Man könne sie leicht umgehen und sie könnten dazu führen, dass zu viele oder falsche Inhalte blockiert werden.

Quelle: ntv.de, kwe

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