Technik

Günstige Nokias erobern Boden für Microsoft Windows Phone erlebt kleinen Boom

Nokia ist vor allem mit günstigen Lumia-Smartphones erfolgreich.

Nokia ist vor allem mit günstigen Lumia-Smartphones erfolgreich.

Microsoft kauft Nokia, um Windows Phone weiter voranzubringen. Der Moment scheint gut gewählt zu sein, denn einer aktuellen Marktanalyse zufolge hat das mobile Betriebssystem gegenüber Android und iOS stark aufholen können. Vor allem in Europa ist Windows Phone auf dem aufsteigenden Ast.

Als hätte sie Microsoft für seinen spektakulären Nokia-Deal bestellt, zeigt eine neue Analyse von "Kantar Worldpanel", dass Windows Phone seinen weltweiten Marktanteil bei den seit Juli 2012 verkauften Smartphones teilweise deutlich vergrößern konnte. Besonders in Europa werden demnach immer mehr Windows-Phone-Geräte verkauft. In den fünf wichtigsten Märkten Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland konnte Microsoft innerhalb eines Jahres seinen Anteil insgesamt um 3,3 Prozentpunkte auf jetzt 8,2 Prozent steigern.

In Deutschland und Großbritannien ist Windows Phone relativ erfolgreich, in den USA und China nicht.

In Deutschland und Großbritannien ist Windows Phone relativ erfolgreich, in den USA und China nicht.

(Foto: Kantar Worldpanel)

Damit hat Windows Phone bei den Zuwächsen sogar Apples iOS geschlagen, das um 3,1 Prozentpunkte auf 17,9 Prozent zulegen konnte. Unangefochtener Spitzenreiter ist in Europas Top 5 nach wie vor Android, das auf 69,1 Prozent (+2,9) der verkauften Smartphones installiert ist, stärkster Verlierer ist Blackberry, das nach einem weiteren Minus von 4,3 Prozentpunkten nur noch einen Marktanteil von 2,4 Prozent hat.

Die meisten neuen Fans hat Windows Phone in Frankreich gewinnen können, wo es einen Sprung von 3,6 auf elf Prozent machte. Nur in Mexiko war der Zuwachs noch größer, wo Microsoft ein Plus von 10,5 Prozentpunkten auf einen Marktanteil von 12,5 Prozent feiern kann. Auch in Großbritannien wird Microsofts mobiles Betriebssystem immer beliebter. Dort legte es um fünf Prozentpunkte zu und hat jetzt einen Marktanteil von 9,2 Prozent.

Kampf um Smartphone-Einsteiger entscheidend

In Deutschland hat sich Windows Phone zwar nur von 6,2 Prozent auf 8,8 Prozent gesteigert, ist aber neben Android, das nach einem Plus von 3,4 Prozentpunkte bereits einen Marktanteil von 76,8 Prozent erreicht hat, der einzig echte Gewinner. Neben China ist Deutschland das einzige Land in der Analyse, wo Apple Einbußen hinnehmen musste – sogar sehr schmerzhafte: iOS sackte um 2,1 Prozentpunkte ab, nur noch 11,2 Prozent der verkauften Smartphones waren iPhones.

In den USA dagegen hat Apple gegenüber Google wieder deutlich Boden gutmachen können. Die iPhones steigerten ihren Anteil an den verkauften Smartphones um 7,8 Prozentpunkte auf 43,4 Prozent, während Android einen herben Rückgang von 58,7 auf 51,1 Prozent einstecken musste. Bitter für Microsoft: In seinem Heimatland dümpelt Windows Phone mit 3,5 Prozent (+0,5) dem Spitzen-Duo hinterher. Da ist es kaum ein Trost, dass Blackberry dort mit einem Marktanteil von 1,2 Prozent (-0,6) fast keine Smartphones mehr los wird.

Offenbar kaufen die US-Nutzer vor allem Oberklasse-Smartphones. Denn Microsoft hat laut "Kantar Worldwide" vor allem mit günstigen Geräten Smartphone-Neueinsteiger gewonnen, wobei die Marktforscher hier auch speziell Nokia mit Geräten wie dem Lumia 520 hervorheben. Von Juli 2012 bis Juli 2013 seien 42 Prozent der Smartphones von Menschen gekauft worden, die zuvor ein sogenanntes Featurephone, ein "normales" Handy, gehabt haben. Weltweit seien noch knapp die Hälfte aller Mobilfunkgeräte Featurephones, schreibt "Kantar Worldwide", weshalb der Kampf um diese Käufergruppe im kommenden Jahr "das neue Schlachtfeld" sei.

Microsoft-Partner könnten abspringen

Durch die zuletzt vorgestellten günstigen Lumia-Smartphones scheint Microsoft mit Nokia für diese Schlacht gut gerüstet zu sein. Außerdem gilt Windows Phone als sehr genügsam, was eine flüssige Bedienung auch auf schwächerer Hardware ermöglicht. Doch Microsoft droht durch den Kauf von Nokia andere Hersteller zu verprellen. Sie könnten fürchten, mit ihren Geräten gegen das mächtige Duo keine Chance zu haben und daher lieber auf Android oder Underdogs wie Mozillas Firefox OS setzen.

Microsofts verantwortlicher Vizepräsident Terry Myerson versucht daher in einem Blogpost solche befürchtungen zu zerstreuen. Der Nokia-Kauf werde die Marktchancen für alle Windows Phones vergrößern, schreibt er, "von Microsoft und unseren OEM-Partnern." Sein Team werde auch künftig mit externen Hardware-Partnern ebenso eng wie mit dem eigenen Hersteller zusammenarbeiten.

Auch wenn dies ehrlich gemeint ist, wird es aber schwer für Microsoft, HTC & Co. Bei der Stange zu halten. Sie verkaufen im Vergleich zu Nokia schon jetzt viel zu wenig Windows-Phone-Geräte, um damit Gewinn zu machen. Einige von ihnen haben neue Geräte deswegen bereits auf die lange Bank geschoben oder gestrichen. Auch der Kampf um seine OEMs wird für Microsoft ein entscheidendes Schlachtfeld in den kommenden zwölf Monaten sein.

Quelle: ntv.de, kwe

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