Technik

19-Jähriger verurteilt Niere bei eBay angeboten

Ein 19-Jähriger hat über das Internet-Auktionshaus eBay seine Niere versteigern wollen. Er kam wegen Organhandels vor Gericht und wurde nun zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Das Amtsgericht im nordhessischen Homberg/Efze befand den Russlanddeutschen für schuldig, eine seiner Nieren über das Web zur Versteigerung angeboten zu haben. Dem Verurteilten wurde ferner auferlegt, an mindestens drei Gesprächen bei einer Suchtberatungsstelle teilzunehmen. Der Mann hatte gestanden.

Mindestens 100.000 DM wollte er für sein Organ. "Ich wollte mir das Leben leichter machen und eine neue Existenz aufbauen", erklärte der 19-Jährige. Bei einem konkreten Kaufangebot "hätte ich das durchgezogen, wenn es möglich gewesen wäre". Geldmangel und familiäre Probleme hätten ihn zu der Tat verleitet. Die Idee zum Organverkauf habe er bei einem Fernsehbericht bekommen.

Nach Auffassung des Gerichts war der Angeklagte mit Beharrlichkeit und Planung an den Verkauf seiner Niere herangegangen. eBay hatte das Angebot aber einige Tage später wieder gelöscht. Wegen einer Reifeverzögerung sei bei dem 19-Jährigen Jugendstrafrecht anzuwenden. Die verhängte Strafe sei erzieherisch sinnvoll und angemessen. Im Erwachsenenstrafrecht sieht das Transplantationsgesetz für Organhandel Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von maximal fünf Jahren vor. Grundsätzlich ist nach dem Transplantationsgesetz eine Lebendspende nur bei einer engen emotionalen Bindung des Spenders zum Organsuchenden erlaubt.

"Das Feilbieten von Organen ist keine Unbesonnenheit oder ein Kavaliersdelikt", betonte Richter Cai-Adrian Boesken. Mit eigennützigem und auf Gewinn ausgelegtem Organhandel würden gesundheitliche Notlagen von Kranken ausgebeutet. Positiv sei bei dem Angeklagten das Geständnis zu werten. Das Verfahren habe aber auch gezeigt, dass sich bei einer beharrlichen Ermittlungstätigkeit Internet-Kriminalität nicht lohne.

Derzeit beträgt die Wartezeit für eine Niere in Deutschland viereinhalb Jahre. Das Auktionsangebot verdeutlicht nach Ansicht von Beobachtern den Mangel an Spenderorganen in Deutschland. Knapp 10.000 Menschen warteten derzeit auf solch ein Organ und müssten die Zeit mit einer belastenden Dialyse überbrücken.

Quelle: ntv.de

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