Multiplayer-Spiel im Test "Split Fiction" ist eine der besten Koop-Erfahrungen überhaupt


Drachen, Space-Ninjas und Raumschiffe. Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Mio und Zoe und erleben dabei abwechslungsreiche Abenteuer.
Mit "It Takes Two" landet Entwickler Hazelight einen absoluten Überraschungshit. Nun folgt "Split Fiction", bei dem man sich vor dem Bildschirm wieder zu zweit ins Abenteuer stürzen kann. Kann das Spiel die riesigen Fußstapfen füllen?
Ein lautes Geräusch ertönt, eine Hitzewelle bricht durch die Luft und die beiden Frauen in Raumanzügen retten sich gerade noch so hinter einen Schutzschirm. Vor ihnen füllt ein orangefarbener Feuerball beinahe den gesamten Bildschirm aus. Eine sterbende Sonne, die periodisch explodiert und in tödlichen Schüben Hitze absondert.
Die beiden, die versuchen, die explodierende Sonne zu entschärfen, das sind Mio und Zoe. Sie sind die Hauptfiguren von "Split Fiction", dem neuen Koop-Abenteuer von Entwickler Hazelight Studios. Zwei Frauen, die sich einen Traum teilen: Sie wollen mit ihren Geschichten Geld verdienen. Abgesehen davon sind sie jedoch auf den ersten Blick so unterschiedlich wie nur möglich. Zoe schreibt Fantasy, Mio Science-Fiction. Zoe ist offen, fröhlich und eine Laberbacke, Mio ist eine missmutige Einzelgängerin. Aber wie kamen sie in die missliche Situation mit der sterbenden Sonne?
Zusammengebracht werden Mio und Zoe vom Verlagskonzern Rader. Aber ein Publikationsvertrag wartet bei dem Treffen nicht, stattdessen eine experimentelle Maschine, die Autorinnen und Autoren direkt in ihre eigenen Ideen und Welten katapultieren sollen. Dann läuft aber alles schief und die beiden landen in derselben Kapsel - und damit auch in derselben fiktiven Welt, in der sie wechselweise zwischen Mios Science-Fiction-Geschichten und Zoes Fantasy-Stories hin- und herspringen müssen. Und dann ist da noch der (klischeemäßig raffgierig-böse) Konzernchef Rader, der seine eigenen (klischeemäßig raffgierig-bösen) Pläne hat.
Die fiktiven Szenarien, durch die die beiden förmlich durchbrettern, sind die große Stärke von "Split Fiction". Rund alle zwei Stunden werden die Spieler in ein neues Szenario geworfen und immer gibt es aufregende neue Mechaniken. "Split Fiction" spielt sich wie ein Best-Off der Videospielindustrie, angereichert mit eigenen, frischen Beigaben. Im Kern des Koop-Spiels steckt die Liebe zum Medium, und das merkt man an allen Ecken und Enden. Manche Kapitel bieten nur für sich alleine mehr spannende Ansätze und Ideen als ganze Spiele anderer Entwickler. Und immer gilt: Nur wer zusammenarbeitet, kommt weiter. Dabei ist "Split Fiction" zumindest meistens auch für nicht geübte Spieler machbar.
Eine Schwäche kratzt jedoch an dem wunderbaren Gesamtpaket: die beiden Hauptfiguren. Besonders zu Beginn hat jede von ihnen genau zwei Charaktereigenschaften und die werden dem Spieler stundenlang um die Ohren gehauen. Gameplay und Story treiben in den ersten Stunden irgendwie ein wenig nebeneinander her und finden nicht so wirklich zusammen. Erst in der zweiten Hälfte kommt mehr Tiefe und Charakterentwicklung. Das ist schade, denn "Split Fiction" ist eigentlich gut geschrieben, witzig und stellenweise auch geistreich.
Doch trotz der verbesserungswürdigen Story ist Hazelight neues Werk, genau wie "It Takes Two" zuvor, ein absolutes Muss für Fans der gemeinsamen Gaming-Abende. So viel Kreativität findet sich selten in einem Spiel. "Split Fiction" ist eine spielgewordene Lobeshymne auf all die Dinge, die ein Videospiel sein kann und eine Geschichte, die kein anderes Medium so erzählen könnte. Es ist eine witzige, liebevoll gemachte und wunderschöne Erfahrung für zwei Spieler - und geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude.
Quelle: ntv.de