Technik

Sie durften nicht sterben Vor 20 Jahren kamen die Tamagotchis

So sahen einige der ersten Tamagotchis in Europa aus.

So sahen einige der ersten Tamagotchis in Europa aus.

Am 12. Mai 1997 kamen die Tamagotchis nach Deutschland. Für kurze Zeit piepsten und nervten die kleinen, eiförmigen Gadgets in Millionen Haushalten, bevor sie in Vergessenheit gerieten. Ganz verschwunden sind die elektronischen Piepmätze aber noch nicht.

Es war 1996. Während sich in Japan Teenager-Mädchen bereits um ihr Tamagotchi kümmerten, bräunten sich deutsche Freundinnen laut Fettes Brothttps://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=wwwspotonnews-21&l=as2&o=3&a=B01M1D3WGG noch in der Südsee. Wenige Monate später, vor genau 20 Jahren, schaffte es das digitale Haustier dann auch zu uns. Am 12. Mai 1997 trat es in der Bundesrepublik seinen kurzen aber heftigen Siegeszug an. Ähnlich wie bei "Pokémon Go" im vergangenen Sommer hatte auf einmal jedes Mädchen und mancher Junge eines der eiförmigen Geräte in der Hand - von denen nach wenigen Monaten aber nur noch eingefleischte Fans sprachen.

Im Tamagotchi steckte ein LCD auf dem ein ständig laut vor sich hin piependes Vögelchen, das gefüttert und gepflegt werden wollte, umherhüpfte. Kümmerte man sich nicht ausreichend, drohte das neue Haustierchen zu sterben. Dieser Tod war glücklicherweise nicht immerwährend, konnte man über einen Reset-Knopf das Tamagotchi doch zurücksetzen und von vorne beginnen. Aber so mancher Spieler, der seinem Küken natürlich einen Namen wie Calimero, Daffy oder Donald gegeben hatte, kam nur schwer über den Verlust hinweg. Quasi folgerichtig trug die mehrere Monate anhaltende Tamagotchi-Manie dann auch seltsame Blüten wie Netzfriedhöfe, die mit den Kosenamen hunderter Vögelchen vollgestopft waren. Dank Dauergepiepse im Klassenzimmer wurden die Plastikeier aus vielen Schulen offiziell verbannt.

Tamagotchi statt Kindergarten

Hinter dem Tamagatochi, dessen Namen aus den Worten Tamago (Ei) und Uotchi (Uhr) zusammengesetzt ist, steckt Aki Maita. Die japanische Erfinderin, die ursprünglich Kindergärtnerin werden wollte, stellte ihr Haustier-Ei 1996 dem Spielzeughersteller Bandai vor, der es zu einem absoluten Hit machte. Laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" von Ende 1997 wurden weltweit bis zum Oktober des Jahres 15 Millionen Geräte verkauft. Erwartet wurde, dass es bis zum Jahresende davon alleine in Deutschland rund drei Millionen werden sollten - und das bei einem Preis von rund 30 Mark pro Stück und zeitweiser Lieferengpässe. Natürlich drängten innerhalb kürzester Zeit Billighersteller auf den Markt, die das Prinzip kopierten und minderwertige Produkte zum Dumpingpreis anboten.

Nach wenigen Monaten war der Spuk dann aber zumindest in Deutschland wieder vorbei. Fast keiner wollte mehr über Tamagotchis reden - der ein oder andere verneinte sogar, jemals eines besessen zu haben. Und das trotz prominenter Fürsprecher. Heike Makatsch (45, "Männerpension"https://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=wwwspotonnews-21&l=as2&o=3&a=B00NX1NKSW), die ein paar Jahre zuvor ihre Karriere beim Musiksender VIVA gestartet hatte, erklärte der "Süddeutschen Zeitung" im Sommer 1997: "Der Gedanke, dass mein Gotchi in gar nicht allzu langer Zeit sterben wird, macht mich völlig fertig." Die Eurodance-Truppe Sqeezer veröffentlichte im selben Jahr einen Tamagotchi-Songhttps://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=wwwspotonnews-21&l=as2&o=3&a=B000008WOE, der zum offiziellen Werbelied wurde - und natürlich auch nicht ohne das mittlerweile allgegenwärtige Gepiepse auskam. Fun Fact: 2012 brachten "auch"https://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=wwwspotonnews-21&l=as2&o=3&a=B007TKQMCO Die Ärzte ein Lied mit dem Namen "Tamagotchi" heraus, in dem sie fragten, wie es ihrem "Kind aus einer anderen Zeit" heute ergehe.

Es gibt sie noch

Bis 2013 haben sich laut Angaben von Bandai weltweit rund 80 Millionen Exemplare verkauft. Wirklich ganz weg war das handliche Ei, der Vorreiter für einige Tamagotchi-Videospiele oder Games wie "Nintendogs"https://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=wwwspotonnews-21&l=as2&o=3&a=B015ZGWYTI für Nintendo DS und 3DS, also nie. So wurde im Juni 2004 unter dem Namen "Tamagotchi Connexion Version 1" der offizielle Nachfolger in Deutschland veröffentlicht - in den folgenden Jahren gab es viele weitere Varianten. 2014 kam dann schließlich der "Tamagotchi Digital Friend"https://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=wwwspotonnews-21&l=as2&o=3&a=B00GRRUHTY heraus, eine frische Produktversion mit neuen Features. Über die Jahre wurden unter anderem die Displays größer, und über eine Infrarotschnittstelle konnten die Tierchen miteinander verbunden werden, damit diese miteinander spielen oder sich verlieben konnten.

Ob das mit dem Revival noch einmal klappen kann, das ist in der heutigen Zeit doch eher unwahrscheinlich. Bandai hat zumindest in Japan zum Jubiläum sechs neue Tamagotchi-Designs veröffentlicht, die sich an den Originalen orientieren. Hardcore-Fans müssen diese leider importieren, da bisher nicht bekannt ist, ob die Geräte auch nach Deutschland kommen werden. Wer allerdings nicht den teuren Importpreis zahlen möchte, der kann sich natürlich auch mit einer offiziellen App-Version für iOS und Android abfinden. Für so viel Aufruhr wie ihr eiförmiger Vorgänger haben die Games, die es mittlerweile auch schon wieder seit über zwei Jahren gibt, aber bisher bei weitem nicht gesorgt.

Quelle: ntv.de, kwe/spot

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