Abdullah Gül

In der Regierungspartei von Präsident Erdogan rumort es. Bekannte Mitglieder sind unzufrieden mit dem Kurs der AKP. Der ehemalige türkische Premier Davutoglu zieht nun die Konsequenzen und gründet seine eigene Bewegung. Andere Parteigrößen wollen es ihm gleichtun.

Eine Woche nach Ende des Ausnahmezustands stimmt die türkische Regierung für ein neues Gesetz zur Terrorbekämpfung. Einige der Regeln bleiben bestehen, die Behörden bekommen aber noch mehr Befugnisse. Ein Notstand unter neuem Namen, sagen Kritiker.

Beide gehören zu den Gründern der türkischen Regierungspartei AKP, doch der autoritäre Kurs des Präsidenten sorgt für Spannungen mit seinem einstigen Freund und Amtsvorgänger Gül. Konservative Kreise sehen in Gül einen möglichen Herausforderer Erdogans.

Ein politischer Gegner des türkischen Regierungschefs Erdogan nutzt eine Festveranstaltung, um auf Missstände in der Türkei hinzuweisen. Erdogan gefällt das gar nicht, unterbricht ständig den Redner und verlässt schließlich vor laufender Kamera den Saal.

Internet-Sperren, Einfluss auf die Justiz und eingeschränkte Pressefreiheit: So deutlich wie kein anderer Staatsgast zuvor verurteilt Bundespräsident Gauck die Türkei. Vor Studenten in Ankara sagt er: "Diese Entwicklung erschreckt mich."

• Video Gauck warnt vor "Gefährdung der Demokratie" in der Türkei

Der Sieg bei den Kommunalwahlen stärkt Regierungschef Erdogan auch bei einer Kandidatur um das Präsidentenamt. Amtsinhaber Gül muss sich erklären und deutet seinen Rückzug an. Derweil gibt das Parlament dem Geheimdienst mehr Befugnisse.

Nach der Aufhebung der Twitter-Sperre in der Türkei greift Premier Erdogan das Verfassungsgericht an. Dieses habe "gegen die nationalen und moralischen Werte" verstoßen, sagt er. Derweil soll auch Youtube wieder freigeschaltet werden.

Nach seinem Wahlsieg droht Erdoğan seinen Gegnern mit Vergeltung. Aus dem einstigen Reformer ist ein autoritärer Führer geworden. Die Türkei mutiert zum Despotismus und wird für die EU zum Problem. Von Wolfram Weimer

Zensur ist im Internetzeitalter gar nicht so einfach - das stellt gerade der türkische Ministerpräsident Erdogan fest. Die Türken unterlaufen reihenweise sein Twitter-Verbot, die Umgehung der Sperre wird zum Volkssport. Die Regierung äußert ihre ganz eigene Sichtweise.

• Pressestimmen "Lächerlicher Versuch, Kontrolle auszuüben"

Der türkische Ministerpräsident Erdogan will Twitter in seinem Land "mit der Wurzel ausreißen". Anscheinend macht er schon ernst, der Dienst ist laut Nutzern nicht mehr verfügbar. Nun meldet sich Staatschef Gül zu Wort - ausgerechnet bei Twitter.

• Video Präsident Gül twittert seinen Protest

Die landesweiten Proteste gegen die türkische Regierung vom vergangenen Sommer fordern ein weiteres Todesopfer. Der 15-jährige Berkin Elvan stirbt nach 269 Tagen im Koma. In mehreren Städten gibt es Demonstrationen.

Der Präsident ist die letzte Instanz, die in der Türkei ein Gesetz stoppen kann. Abdullah Gül hält das umstrittene Gesetz zur Kontrolle des Internet für in Ordnung - weil es noch eine kleine Änderung geben soll.

• Türken auf der Straße Polizei schickt Wasserwerfer zum Taksim

Die türkische Telekommunikationsbehörde kann künftig Webseiten ohne richterlichen Beschluss sperren. In den Augen von Kritikern eröffnet die neue Rechtslage die Möglichkeit der willkürlichen Zensur - und bringt die Türkei näher an den Rand einer Autokratie.

In der türkischen Polizei geht das Stühlerücken weiter: Ministerpräsident Erdogan schickt erneut hunderte Beamte in die Wüste, nachdem die Polizei einem Korruptionsskandal in seinem Umfeld auf die Spur gekommen ist.

Während die politische Elite des Landes und internationale Gäste zu Ehren des 90. Jahrestages der Türkischen Republik einen Tunnel unter dem Bosporus einweihen, demonstrieren Tausende gegen die derzeitige Staatspolitik. Sie sprechen vom Verrat am Erbe Atatürks.

Mit der Drohung gegebenenfalls die Armee gegen die Protestbewegung einzusetzen, hat der Konflikt in der Türkei eine dramatische Wendung genommen: Die Armee, die sich immer noch als Garant einer laizistischen Türkei sieht, wäre gezwungen, gegen Menschen vorzugehen, die unter dem Bildnis von Schutzpatron Atatürk mehr Demokratie verlangen. Ein Kommentar von Manfred Bleskin