200 Piloten "krank" 100 Flüge bei Air Berlin fallen aus
12.09.2017, 07:59 Uhr
Rund 7000 Passagiere sollen allein heute betroffen sein.
(Foto: dpa)
Anfang vom Ende? Die insolvente Air Berlin muss viele Flüge ausfallen lassen. 100 Flüge sind betroffen. Grund: viele Krankmeldungen von Piloten. Es gibt Streit um die Langstreckenflüge der Airline.
Bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin fallen heute rund 100 der geplanten 750 Flüge aus. "Der Grund sind circa 200 Krankmeldungen von Piloten", sagte Unternehmenssprecher Ralf Kunkel. Air Berlin hat rund 1500 Piloten. Eine so hohe Zahl von Krankmeldungen sei absolut unüblich, hieß es. Allein an den Drehkreuzen Düsseldorf und Berlin-Tegel fielen nach Betreiberangaben jeweils 20 Abflüge aus.
In einer internen Mitteilung der Air Berlin wählte Oliver Iffert, der den Flugbetrieb steuert, deutliche Worte: "Heute ist ein Tag, der die Existenz der Air Berlin bedroht." Für die Verhandlungen mit Interessenten über eine Übernahme von Teilen des Unternehmens seien die Ausfälle "pures Gift", ebenso für das Ziel, dabei so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung steckt hinter den Krankmeldungen ein Protest der Piloten. Sie wehren sich demzufolge gegen die Übernahmebedingungen bei der Suche nach einem potenziellen neuen Käufer.
Betroffene Fluggäste rief die Airline auf ihrer Internetseite auf, nicht zum Flughafen zu kommen und sich stattdessen an die Hotline zu wenden und den Status ihres Fluges unter www.airberlin.com/fluginfo zu prüfen. Entstandene Mehrkosten könnten später geltend gemacht werden. Reisende, die von Streichungen betroffen seien, solle die "bestmögliche Reisealternative" angeboten werden.
"Braut wird für Hochzeit hübsch gemacht"
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der "Rheinischen Post", es bestehe die Sorge, dass mit einer "enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann".
Hintergrund könnte Schulz zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. "Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen", sagte Schulz der Zeitung. "Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen." Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte.
Interessenten für Air Berlin können bis zum 15. September ein Angebot einreichen. Eine Entscheidung über den Verkauf der Airline könnte schon am 21. September fallen.
Quelle: ntv.de, bdk/rts/dpa