Nur 150.000 neue Wohnungen? 2025 soll für Mieter wieder schwierig werden
28.12.2024, 09:02 Uhr Artikel anhören
Das Thema Wohnen ist für viele Mieter in Deutschland eine Belastung. Zu wenige Neubauten treiben unter anderem die Preise.
(Foto: picture alliance / dpa)
Steigende Mieten sind zur Gewohnheit geworden - und nach Ansicht von Experten auch im nächsten Jahr zu erwarten. Bei Kaufpreisen sieht die Situation für Interessenten etwas besser aus. Geradezu desaströs ist eine Prognose zum Wohnungsneubau.
Auch im neuen Jahr erwarten Immobilienexperten insbesondere in Städten deutlich steigende Mieten. Denn die Nachfrage nach Wohnraum in Deutschland ist ungebrochen, während zu wenige neue Wohnungen entstehen. Bei den Kaufpreisen rechnen Fachleute mit moderaten Aufschlägen nach der jüngsten Preiskorrektur.
Sören Gröbel, Director Research für Wohnimmobilien bei Jones Lang LaSalle (JLL), erwartet, dass der Neubau 2025 nicht wesentlich in Schwung kommt. "Der Wille zum Neubau ist bei vielen Haushalten vorhanden, aber die Kosten für Handwerker und Materialien bleiben hoch und der jüngste Zinsrückgang ist nicht groß genug, um die hohen Bau- und Grundstückskosten auszugleichen." Daher bleibe Wohnraum gerade in Städten knapp und umkämpft - mit Folgen für die Mieten.
Ähnlich sieht das Michael Schlatterer, Managing Director beim Immobiliendienstleister CBRE. Wohnraum bleibe Mangelware in Deutschland, auch wegen Insolvenzen in der Baubranche und der Zuwanderung.
Deutliche Mietanstiege im dritten Quartal
Daten von JLL zeigen im dritten Quartal kräftige Mietanstiege bis in ländliche Regionen. Besonders stark legten die Mieten in den Metropolen und anderen Großstädten mit rund acht Prozent zu, gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Es folgten Städte, die als regionales Zentrum dienen (plus rund 4,5 Prozent). Im übrigen städtischen Raum sowie in dörflichen Gegenden kletterten die Mieten um etwa 4 Prozent. "Die Mieten stiegen zuletzt stärker als im vergangenen Immobilienboom bis 2022", sagt Gröbel.
Anders sieht es bei den Kaufpreisen aus. Hier sieht JLL im dritten Quartal nur leichte Zuwächse in den meisten Regionen, ähnlich wie das Statistische Bundesamt. "Der Immobilienmarkt nimmt langsam wieder Fahrt auf, aber für viele Menschen ist Kaufen oder Bauen weiter zu teuer", sagt Gröbel.
Zwar machen die gesunkenen Bauzinsen Immobilienkredite günstiger. Doch der Effekt für die Immobilienpreise sollte nicht überschätzt werden, schreibt Peter Richter, Analyst bei der Landesbank Helaba. Zudem sei das Abwärtspotenzial bei den Bauzinsen nicht mehr hoch, meint Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank.
Rückgang bei Neubauten zu erwarten
Der Wohnungsneubau könnte nach Angaben der Bauindustrie weiter zurückgehen. "Beim Wohnungsbau droht im nächsten Jahr ein Debakel, seit zwei Jahren werden kaum neue Bauanträge gestellt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDB, Tim-Oliver Müller, der "Bild"-Zeitung. "Wir können froh sein, wenn 200.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Es gibt sogar einige Stimmen, die sagen, dass es möglicherweise nur 150.000 werden", betonte Müller.
Von der nächsten Bundesregierung forderte der Verbandschef einen "echten Kurswechsel" in der Wohnungspolitik und "ein klares Bekenntnis für das Bauen in Deutschland". In diesem Zusammenhang regte Müller auch eine Zusammenlegung der Bundesministerien Bau und Klimaschutz an: "Nur wenn beides zusammengelegt und -gedacht wird, entstehen gute und vor allem bezahlbare Lösungen."
Quelle: ntv.de, rog/dpa/AFP