Teurere Tickets, weniger Züge "Kein Verständnis" für Rotstiftpläne im Bahn-Fernverkehr
14.09.2025, 05:00 Uhr Artikel anhören
Der Fernverkehr der Deutschen Bahn schreibt rote Zahlen.
(Foto: picture alliance / W2Art / Thorsten Wagner)
Kleinere Großstädte müssen künftig um ihre ICE-Anbindung bangen. Zugleich stehen den Bahnfahrern Aufschläge von zehn Prozent bei den Tickets ins Haus. Die Kombination von weniger Angebot zu höheren Preisen kommt nicht gut an.
Pläne der Deutschen Bahn, das Angebot in Fernverkehr auszudünnen und die Fahrpreise für ICE und Intercity-Züge deutlich zu erhöhen, stoßen bei Politik und Verbraucherschützern auf Ablehnung. "Die Fahrgäste haben für die drohende Preiserhöhung und Streckenausdünnung im Fernverkehr kein Verständnis", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Luigi Pantisano, dem "Tagesspiegel". "Ticketpreiserhöhungen um mehr als zehn Prozent können sich viele Menschen nicht mehr leisten."
Zuvor hatte der Chef der Bahngewerkschaft EVG, Martin Burkert, gewarnt, dass die Deutsche Bahn zeitnah die Fahrpreise im Fernverkehr um zehn Prozent erhöhen werde. Hintergrund ist ein Anstieg bei den Nutzungsgebühren für das Schienennetz, den sogenannten Trassenpreisen. Der Bahntochter DB Fernverkehr fehlten deshalb in diesem Jahr 95 Millionen Euro, erklärte Burkert, der auch Vize-Chef des Bahnaufsichtsrates ist.
Die verlustreiche Bahntochter DB Fernverkehr will zudem 2026 viele ICE- und Intercity-Verbindungen zu touristischen Zielen sowie kleineren Großstädten streichen. Der "Tagesspiegel" verweist zum Beleg auf interne Unterlagen der Bahn. Demnach sollen künftig unter anderem nur noch halb so viele Fernzüge zum Bodensee und nach Garmisch-Partenkirchen fahren. Im Norden soll Lübeck von Fernzügen gar nicht mehr angefahren werden, auch Kiel soll Direktverbindungen nach Köln, München und Basel verlieren. Die Bahn dementierte einen "Kahlschlag", räumte aber ein, es werde "Anpassungen" geben. Alle Informationen würden Ende September veröffentlicht.
Pro Bahn sieht Bundesregierung in der Verantwortung
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen kritisierte die Pläne. "Damit sind wir selbstverständlich nicht zufrieden", sagte der CDU-Politiker der Zeitung. Man erwarte deutliche Verbesserungen. Man sehe allerdings gleichzeitig die Herausforderungen, mit denen die DB Fernverkehr wirtschaftlich und infrastrukturell konfrontiert sei. "Wir werden als Landesregierung aber weiter darauf hinarbeiten, dass unser Land bestmöglich an den Fernverkehr angeschlossen wird."
Lukas Iffländer, Vizechef des Fahrgastverbandes Pro Bahn, macht für die drohenden Angebotskürzungen die Politik mitverantwortlich. Der Bund müsse als Eigentümer festlegen, "welcher Fernverkehr gewünscht ist und wie dieser finanziert wird". Stattdessen rede sich die Bundesregierung damit heraus, dass die staatliche Deutsche Bahn als Aktiengesellschaft das Angebot im Fernverkehr eigenwirtschaftlich betreibe und deshalb allein über das Streckennetz entscheide.
Quelle: ntv.de, mau