Besonders in Ostdeutschland Bahn will offenbar Fernzüge streichen
26.06.2024, 07:45 Uhr Artikel anhören
Dieser ICE rollt noch durch Niedersachsen - doch für Bahnkunden wird es demnächst auf etlichen Strecken schwieriger.
(Foto: dpa)
Bahnkunden sind Kummer gewohnt. Doch bald dürfte das Reisen mit der Bahn für etliche noch bitterer werden: Einem Medienbericht zufolge plant die Bahn, Verbindungen im Fernverkehr zu streichen. Auch die Tickets könnten teurer werden. Die Grünen sind empört und wollen die Pläne verhindern.
Die Bahn plant offenbar, ihr Angebot an Intercity-Zügen im kommenden Jahr bundesweit zu reduzieren. Das geht aus einem vertraulichen Schreiben des Konzerns an die Bundesnetzagentur hervor, über dessen Inhalt der "Spiegel" unterrichtet wurde. Demnach sollen in zahlreichen Städten dann keine Fernverkehrszüge mehr halten. Besonders betroffen sind offenbar Orte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie Mecklenburg-Vorpommern. Im kommenden Jahr werden vermutlich auf folgenden Strecken keine Fernzüge mehr fahren:
- Karlsruhe - Stuttgart - Aalen - Crailsheim - Nürnberg - Leipzig durch das Saaletal (Intercity-Linie 61)
- Gera - Weimar - Erfurt - Gotha - Kassel - Dortmund - Köln (Intercity-Linie 51)
Norddeich Mole - Münster - Dortmund - Siegen - Frankfurt (Intercity-Linie 34)
Darüber hinaus soll nach "Spiegel"-Informationen das Angebot an ICEs nach Stralsund an der Ostsee wohl in der Nebensaison stark reduziert werden. Die betroffenen Intercitys und ICEs gehören demnach zu den am schwächsten ausgelasteten Zügen der Deutschen Bahn. Ein Ende der ebenfalls schwach ausgelasteten Intercity-Verbindung von Dresden nach Rostock konnte offenbar durch politischen Druck gestoppt werden.
Grund für die Streichung ist die Eigenkapitalerhöhung bei der Bahn, die die Infrastruktursparte zwingt, die Schienenmaut stark anzuheben. Das macht zahlreiche Verbindungen nicht mehr rentabel. Die teure Maut stellte die DB Fernverkehr AG "in der Tat vor erhebliche Herausforderungen und kann angesichts der derzeit herausfordernden wirtschaftlichen Lage nicht kompensiert werden", sagte ein Sprecher des Konzerns auf "Spiegel"-Anfrage.
Preiserhöhungen möglich
Der Sprecher schloss auch teurere Fahrpreise nicht aus: "Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich." Konkret bedeute das, "dass für die DB Fernverkehr AG schlecht ausgelastete Züge nicht mehr tragbar wären und das Angebot entsprechend reduziert werden muss".
Zu den einzelnen von der Streichung betroffenen Verbindungen wollte sich das Unternehmen am Dienstagabend nicht äußern. "Vertrauliche Korrespondenz kommentieren wir grundsätzlich nicht", hieß es.
Grüne empört
Der Bundesvorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, kündigte bereits massiven Widerstand gegen die geplanten Streichungen an. Angesprochen auf das Versprechen der Bundesregierung, das Streckennetz auszubauen, sagte Nouripour im Frühstart bei ntv: "Das passt nicht zusammen und das ist auch nicht hinnehmbar für uns. Das gehört zur Daseinsvorsorge, dass die Menschen auch ohne Auto reisen können." Dementsprechend werde es Gespräche geben.
Nouripour weiter: "Und ich bin auch ein bisschen irritiert davon, dass die Deutsche Bahn nach all den Fehlern, die es gegeben hat in den letzten Jahren, die Ursachen eindeutig draußen sucht. Ich glaube, dass das so nicht geht. Und wir werden miteinander, zusammen mit dem Verkehrsminister, alles daransetzen, dass das nicht passiert."
Quelle: ntv.de, ghö