"Hat mich gekränkt"Bas fühlt sich von Arbeitgebern missverstanden

Bärbel Bas verteidigt im ntv Talk Spezial ihre umstrittene Juso-Aussage – und schildert, wie sehr sie die Buhrufe beim Arbeitgebertag getroffen haben. Zugleich pocht sie auf klare Regeln, Tarifbindung und echte Sozialpartnerschaft.
Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Bärbel Bas, hat ihre umstrittene Aussage auf dem Bundeskongress der SPD-Jugend Jusos verteidigt. "Beide Seiten", sowohl Arbeitgeberinnen, Arbeitgeber und sie, hätten sich bei ihrer Rede beim Arbeitgebertag missverstanden gefühlt, sagte die SPD-Chefin im ntv Talk Spezial in Kooperation mit dem Netzwerk Frauen100. "Ich kann das nachvollziehen, weil ich habe das erstens nicht so gemeint oder gesagt, weil ich glaube, man hätte auch Reden mal einblenden können, wo ich immer gesagt habe, ich lege großen Wert auf die Sozialpartnerschaften."
Auch habe sie in der Vergangenheit den Mindestlohnkompromiss gegenüber der eigenen Partei verteidigt. "Also man kennt auch von mir genau die andere Seite", so Bas. "Dann einfach so zu unterstellen, ich hätte jetzt alle Arbeitgeber oder Arbeitgeberinnen oder Unternehmerinnen und Unternehmer irgendwie als Todfeind erklärt." Bei dem Live-Gespräch mit Studio-Gästen waren auch die Vorstandvorsitzende der Commerzbank, Bettina Orlopp, und die Vorsitzende des Start-up-Verbands und Unternehmerin Verena Pausder zu Gast. Gemeinsam mit ntv-Moderatorin Clara Pfeffer diskutierten sie in der Premiere des ntv Talk Spezial mit Frauen100 unter dem Titel "Ohne Frauen kein Aufschwung" über Frauen in der Wirtschaft.
"Fand ich eine tolle Geste"
Bas, die gleich anfangs zu ihrer Rede beim Arbeitgebertag befragt wurde, schilderte erstmals genauer, wie sie die Buhrufe und Lacher während ihres Auftritts verletzt hätten. "Ich glaube, viele, die auch hier im Publikum sitzen, kennen vielleicht das Gefühl, wenn man vor einem Publikum ist - und da ist es, glaube ich, auch egal, ob man Mann oder Frau ist, wenn man am Ende dann ausgelacht wird", so Bas. "Mal die Gründe dahingestellt. Ich glaube, das kann man nachempfinden, wie schwierig das ist." Die Lacher, die man "irgendwie auch in den ersten Momenten so gefühlt hat", hätten sie "gekränkt", so die SPD-Politikerin. "Weil ich gedacht habe, ich rede hier gerade auch über Leute, die eben auch wenig haben."
Nach ihrer Rede hätten sich mehrere Teilnehmer persönlich dann bei ihr entschuldigt. "Ich habe hinterher erlebt, dass viele im Nachgang zu mir gekommen sind. Also das fand ich dann auch eine tolle Geste, muss ich sagen, weil das war schon angespannt", so die Ministerin.
Es gehe ihr um den Bereich. Viele Arbeitgeber würden sich nicht an die Regeln halten. "Wir haben im Moment eine Tarifflucht. Wenn wir nur noch eine Tarifbindung von 49 Prozent haben, dann macht das was mit der Gesellschaft, auch mit Ungleichheit." Bei diesen Themen werde Bas auch in Zukunft "trotzdem stabil und standhaft sein. Was mich dann auch auf dem Juso-Kongress dazu gebracht hat zu sagen - ich will das auch noch mal sagen - wofür oder wogegen ich kämpfe: eben Tarifflucht, fehlende Sozialpartnerschaft", so Bas. "Dass das falsch aufgenommen wurde, bewusst oder unbewusst, lasse ich jetzt mal dahin stehen. Insofern haben wir uns beide nichts geschenkt."
Die gesamte Sendung wird am Mittwoch, den 3. Dezember 2025 um 23:30 Uhr und am 4. Dezember um 05:15 Uhr und 17:10 Uhr bei ntv und YouTube ausgestrahlt.