Reaktion auf Ukraine-Krieg Berg- und Talfahrt an der Wall Street
08.03.2022, 23:13 Uhr
Nach einer Achterbahnfahrt schloss die Wall Street an diesem Dienstag leichter.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Erholungsversuche an der Wall Street versanden. Vor allem die erneut stark steigenden Energiepreise machen den Aktien am Ende doch wieder einen Strich durch die Rechnung. Bei den Anlegern halten sich die Inflations- und Konjunktursorgen aufgrund weiter steigender Ölpreise hartnäckig.
Die Nachrichtenlage um den Ukrainekrieg hat die Wall Street auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Anfängliche Stabilisierungsansätze verpufften rasch angesichts rasant steigender Ölpreise und andauernder russischer Angriffe auf ukrainische Städte. Um die Mittagszeit drehten die Kurse ins Plus und legten kräftig zu, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlauten ließ, er beharre nicht mehr auf einer NATO-Mitgliedschaft seines Landes. Die Gewinne bröckelten aber bald, zumal sich Inflations- und Konjunktursorgen aufgrund weiter steigender Ölpreise hartnäckig hielten. Dass US-Präsident Biden offiziell ein Importverbot für russisches Öl und Gas verkündete, bremste den Anstieg kaum.
Der Dow-Jones-Index, der am Vortag erstmals seit zwei Jahren in den Korrekturmodus gerutscht war, notierte zum Handelsschluss 0,6 Prozent leichter. S&P-500 und Nasdaq-Composite fielen um 0,7 und 0,3 Prozent, die Nasdaq befindet sich im Bärenmarkt. An der Nyse wurden 1.856 (Montag: 710) Kursgewinner gezählt, denen 1.461 (2.698) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 128 (119) Titel.
Die Erdölpreise stiegen weiter. Die europäische Referenzsorte Brent kostete im Tageshoch gut 133 Dollar je Barrel. Die Preise verringerten ihre Gewinne allerdings in Reaktion auf die jüngsten Nachrichten aus Kiew. Das US-Importverbot war nach Aussage von Marktteilnehmern nach entsprechenden Spekulationen der vergangenen Tage schon eingepreist. Außerdem sind die USA nicht auf Energielieferungen aus Russland angewiesen. Mit den explodierenden Erdölpreisen kochten aber Stagflationsängste an den US-Börsen hoch. "Nicht jede Rezession wurde durch eine Ölpreisrally ausgelöst, aber jeder Ölpreisschock löste eine Rezession aus", warnte Marktstratege Brian O'Reilly von Mediolanum International Funds.
Anleger flüchten in Gold
Angesichts der düsteren Konjunkturaussichten war Gold als vermeintlich sicherer Hafen gesucht. Der Preis für die Feinunze marschierte in Richtung seines Allzeithochs und notierte zum Settlement erstmals seit August 2020 oberhalb von 2000 Dollar. Anleihen waren dagegen nicht gefragt, weil die steigenden Preise für Energie und Agrarrohstoffe Inflationsängste befeuerten. Sinkende Notierungen trieben die Renditen nach oben.
Der US-Dollar fiel mit der Nachricht von einem möglichen Verzicht der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft zeitweise deutlicher zurück, im späten Handel verlor der Dollarindex noch 0,2 Prozent. Ein weiterer Anstieg in den kommenden Tagen sei aber plausibel, hieß es im Handel mit Blick auf das 21-Monatshoch des Vortages.
Chevron stiegen mit der Ölpreisrally um 5,2 Prozent auf Rekordhoch. Der Titel verbuchte die längste Gewinnphase seit dreieinhalb Jahren. Die Wettbewerberpapiere von Exxon Mobil kletterten um 0,7 Prozent. Ein positiver Analystenkommentar verhalf Caterpillar zu einem Plus von 6,8 Prozent. Jefferies hatte die Aktie des Baumaschinenherstellers auf "Kaufen" hochgestuft und als "starke Absicherung" gegen die Rohstoffinflation bezeichnet.
Der Secondhand-Einzelhändler Thredup hatte durchwachsene Quartalszahlen präsentiert. Zwar übertraf das Unternehmen in seinem ersten Quartal die Umsatzerwartung, verzeichnete aber einen höheren Verlust als erwartet. Zudem enttäuschte Thredup mit dem Ausblick. Die Aktie erholte sich nach einem anfänglichen Kurseinbruch und verringerte ihr Minus auf 0,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, chf/DJ