US-Flugzeugbauer unter Druck Boeing legt deutlich besseres Tarifangebot vor
19.10.2024, 19:35 Uhr Artikel anhören
Wegen des Streiks kam die Montage von Boeing-Maschinen des Modells 737 praktisch zum Erliegen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Seit Mitte September streiken mehrere zehntausend Boeing-Mitarbeiter. Im Streit um einen neuen Tarifvertrag erzielt die Gewerkschaft IAM nun eine Grundsatzeinigung. Das Angebot sieht laut Boeing 35 Prozent mehr Lohn über vier Jahre vor. IAM signalisiert Wohlwollen.
Im Streik zehntausender Arbeiter bei Boeing zeichnet sich nach mehr als einem Monat eine Lösung ab. Der kriselnde Flugzeugbauer bietet nun unter anderem eine Einkommenserhöhung von 35 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren. Die Gewerkschaft IAM will ihre rund 33.000 Mitglieder am kommenden Mittwoch über den Vorschlag abstimmen lassen. Sie teilte zuvor auf X mit, das nun ausgehandelte Angebot sei es "wert, in Betracht gezogen zu werden". Ursprünglich hat die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von 40 Prozent über vier Jahre und mehrere andere Verbesserungen gefordert.
Das neue Angebot sei mit Unterstützung von US-Arbeitsministerin Julie Su ausgehandelt worden, teilte die IAM mit. Der Vorschlag sieht außerdem eine Einmalzahlung von 7000 Dollar (umgerechnet rund 6400 Euro) vor - sowie den Erhalt von Bonuszahlungen, die ursprünglich abgeschafft werden sollten.
Durch den am 13. September begonnenen Streik im Nordwesten der USA wurde die Produktion von Boeings Bestseller-Modell 737 sowie des Langstreckenjets 777 lahmgelegt. Der bereits mit Problemen kämpfende Konzern gerät dadurch noch stärker unter Druck. Boeing hatte den streikenden Arbeitern zuletzt eine Einkommenserhöhung von 30 Prozent über vier Jahre angeboten. Nachdem die Gewerkschaft sich darauf nicht eingelassen hatte, zog Boeing das Angebot zurück. Die IAM hatte auch kritisiert, dass Boeing sich mit dem Angebot direkt an die Arbeiter wandte, statt erst mit ihr zu verhandeln.
Boeing will Stellen kürzen
Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert und wollten nun eine deutliche Erhöhung erreichen. Das erste Boeing-Angebot mit einem Einkommensplus von 25 Prozent und dem Wegfall von Bonuszahlungen lehnten sie mit einer Mehrheit von fast 95 Prozent ab.
Vor einer Woche kündigte Boeing an, zehn Prozent der Arbeitsplätze zu streichen. Boeing-Chef Kelly Ortberg nannte keine genaue Stellenzahl - aber nach jüngsten Angaben vom Jahreswechsel hatte der Flugzeugbauer gut 170.000 Beschäftigte. Das Unternehmen müsse die Belegschaft an die finanzielle Realität anpassen, erklärte Ortberg. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.
Boeing steckt nach einer Pannenserie seit Jahren in der Krise. Zuletzt geriet das Qualitätsmanagement noch stärker in den Fokus, nachdem im Januar bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug ein Rumpffragment herausbrach. Nur durch glückliche Umstände wurde niemand ernsthaft verletzt. Unfallermittler kamen zu dem Schluss, dass bei der ausgelieferten Maschine vier Befestigungselemente an dem Rumpfteil fehlten. Boeing konnte auf Anfrage von Behörden keine Unterlagen zu den Montagearbeiten liefern.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa/rts/AFP