Wirtschaft

Gedämpfte Stimmung Börsianer geben Jahresendrally verloren

Für die Einzelhändler in Thüringen wäre eine Schließung der Geschäfte ab dem 19. Dezember nach Einschätzung ihres Branchenverbandes ein harter Schlag. Foto: Jens Kalaene/dpa/Archivbild

Macht Deutschland wieder dicht?

(Foto: Jens Kalaene/dpa/Archivbild)

Angesichts der Corona-Lage schwindet die Kauflaune der Anleger zusehends: Nicht nur der drohende harte Lockdown macht Investoren zu schaffen. Auch der mögliche "No Deal"-Brexit, der starke Euro und der Streit in den USA um Corona-Hilfen sorgen für viel Nervosität.

Die Chancen auf eine Weihnachtsrally schwinden nach Einschätzung von Experten. Schließlich drohe wegen der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen noch vor dem Fest eine drastische Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen in Deutschland, sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

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"Auch in anderen europäischen Ländern spitzt sich die Lage zu. Da wird es trotz bedeutender Fortschritte bei den Corona-Impfstoffen für die Anleger immer schwieriger, das Hier und Jetzt zu ignorieren."

Als weiteres Hindernis auf dem Weg zu Kursgewinnen sehen Börsianer die anhaltende Euro-Stärke. Der Kurs der Gemeinschaftswährung bewegt sich mit mehr als 1,21 Dollar auf dem Niveau von vor zweieinhalb Jahren und schmälert dadurch die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Waren auf dem Weltmarkt. Vor diesem Hintergrund büßte der Dax in der alten Woche rund ein Prozent ein.

Streit über Brexit und US-Konjunkturhilfen

Kopfschmerzen bereitet Investoren außerdem das Tauziehen um ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU. "Die Verhandlungen könnten in allerletzter Sekunde zwar noch zum Erfolg führen, das ist aber alles andere als sicher", warnt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Anleger sollten sich darauf vorbereiten, dass am Ende ein schmutziger Brexit ohne Vertrag kommt, der das Wachstum sowohl auf britischer als auch auf europäischer Ebene lähmen wird."

Auch im Streit um weitere staatliche Konjunkturhilfen in den USA ist kein Durchbruch in Sicht. "In schöner Regelmäßigkeit folgen Fortschritte und Rückschläge aufeinander", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Anleger haben sich daran mittlerweile gewöhnt. Und trotz allem glauben sie weiterhin an ein Hilfspaket."

Keine Weihnachtsgeschenke der Fed

Aus eben diesem Grund werde die US-Notenbank in der neuen Woche auch keine neuen Geldspritzen verkünden, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. "Für das neuerliche Anschieben der konjunkturellen Erholung setzt man auf die Finanzpolitik." Außerdem betrachte die Fed die aktuelle Wirtschaftsschwäche als vorübergehend. Mit dem wärmeren Frühjahrswetter und den beginnenden Corona-Impfungen rücke ein Ende der Pandemie näher.

Bei den Konjunkturdaten richten Anleger ihre Aufmerksamkeit unter anderem auf die US-Einzelhandelsumsätze am Mittwoch. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Am Donnerstag folgen das Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von Philadelphia und am Freitag die US-Frühindikatoren.

Diesseits des Atlantiks gibt der Ifo-Index am Freitag Auskunft über die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen. Zwei Tage zuvor stehen die deutschen und europäischen Einkaufsmanager-Indizes auf dem Terminplan. Sie dürften darauf hindeuten, dass sich die bisherigen Pandemie-Restriktionen weniger stark auf die Konjunktur auswirken als im Frühjahr, prognostizieren Börsianer.

Unabhängig davon verfallen zum Wochenabschluss Futures auf Indizes sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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