Wirtschaft

Kampf gegen Inflationsschub Bundesbank-Chef: Weitere Zinserhöhungen sind notwendig

Nagel rechnet damit, dass die Teuerung erst einmal weiter ansteigen wird.

Nagel rechnet damit, dass die Teuerung erst einmal weiter ansteigen wird.

(Foto: IMAGO/Future Image)

Mit der stärksten Zinserhöhung seit der Einführung des Euro-Bargelds hat sich die EZB in der vergangenen Woche gegen den ausufernden Preisschub gestemmt. Sollte das Inflationsbild so bleiben, ist es laut Bundesbank-Chef Nagel damit allerdings nicht getan.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel fordert im Kampf gegen den anhaltenden Inflationsschub nach der jüngsten Jumbo-Zinserhöhung der EZB weitere kräftige Zinsschritte nach oben. Es gebe Anzeichen dafür, dass die Inflation inzwischen viele Bereiche der Wirtschaft erfasse, sagte Nagel im Deutschlandfunk. Daher gelte es, jetzt seitens der Geldpolitik deutlich zuzufassen. Der Schritt der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Donnerstag sei ein klares Zeichen gewesen.

"Und es müssen, wie gesagt, wenn das Inflationsbild so bleibt, weitere deutliche Schritte folgen", sagte er. "Auch in naher Zukunft, selbstverständlich." Weitere Zinserhöhungen für die nächsten Monate seien notwendig. "Die Inflationsrate ist viel zu hoch", sagte Nagel. Die Geldpolitik versuche zu bewirken, dass sie sich nicht in alle Wirtschaftsbereiche stärker und stärker hineinfresse. Die Zinsen müssten daher nach oben gesetzt werden. "Und das wird noch eine Zeit lang so andauern."

Die Teuerungsrate im Euro-Raum war im August auf den neuen Rekordwert von 9,1 Prozent geklettert. Damit liegt sie mehr als viermal so hoch wie das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. In Deutschland lag die Inflation im August nach europäischer Messung bei 8,8 Prozent. Die EZB hat sich am Donnerstag mit der stärksten Zinserhöhung seit der Einführung des Euro-Bargelds gegen den ausufernden Preisschub gestemmt. Sie setzte die Zinsen um außerordentlich kräftige 0,75 Prozentpunkte nach oben. Dies war die zweite Zinserhöhung in Folge. Im Juli hatte die Euro-Notenbank die Zinswende eingeleitet und die Schlüsselsätze erstmals seit 2011 nach oben gesetzt. Die nächste EZB-Zinssitzung findet am 27. Oktober statt.

Nagel rechnet damit, dass die Teuerung erst einmal weiter ansteigen wird. Dabei bekräftigte er für Deutschland frühere Prognosen aus einem Zeitungsinterview. "Derzeit sehen wir die Spitze im Dezember möglicherweise hier dann bei über zehn Prozent", sagte er. 2023 werde sich die Inflation wahrscheinlich etwas abschwächen. "Aber dennoch wird die Inflationsrate auch im kommenden Jahr voraussichtlich mit über sechs Prozent deutlich zu hoch liegen."

Nagel schließt Rezession nicht aus

Der Bundesbank-Präsident erwartet eine Abkühlung der Konjunktur. Eine Rezession schloss er nicht aus. "Derzeit deutet ja einiges darauf hin, dass wir möglicherweise zum dritten, vierten Quartal dieses Jahres ganz flache Wachstumsraten sehen werden - möglicherweise auch eine zurückgehende wirtschaftliche Entwicklung", sagte er.

2023 könne sich dieses Bild fortsetzen. "Es gilt, möglicherweise eine Durststrecke zu überbrücken." Der Rückgang werde aber voraussichtlich nicht so stark sein. Einen Druck auf die Geldpolitik, im Zuge einer Konjunktureintrübung die Zinsen nicht mehr anzuheben, sehe er für sich nicht. Am Ende seien stabile Preise viel wichtiger für mittelfristiges, langfristiges Wachstum und einen guten Wirtschaftsausblick für den Euro-Raum.

Einige Ökonomen zeichnen für Deutschland, die größte Volkswirtschaft im Euro-Raum, infolge der Energiekrise einen düsteren Wirtschaftsausblick. So erwartet der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, eine jahrelange Phase von Konjunkturschwäche und Inflation. "Wir rechnen mit einer schrumpfenden Wirtschaft für das Gesamtjahr 2023, und auch 2024 wird nicht so ein gutes Jahr werden", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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