Wirtschaft

Bank will Gebühren anheben Corona zwingt HSBC zu Strategieänderung

Die HSBC prüft die Kundschaft als Einnahmequelle.

Die HSBC prüft die Kundschaft als Einnahmequelle.

(Foto: imago images/VXPictures.com)

Das große Plus wird in der Krise zur Last: Die HSBC lockt ihre Kunden mit Gratis-Konten. Doch in Zeiten von Strafzinsen der Notenbanken können die hohen Einlagen zum Fluch werden. Entsprechend sollen Leistungen den Kunden in einigen Regionen in Rechnung gestellt werden. Und auch weitere Stellenstreichungen sind möglich.

Europas größte Bank HSBC verschärft nach einem Gewinneinbruch ihren Sparkurs und baut ihr Geschäftsmodell um. Im dritten Quartal fiel das Ergebnis vor Steuern wegen der Corona-Krise und den niedrigen Zinsen auf Jahressicht um mehr als ein Drittel auf 3,1 Milliarden Dollar, wie HSBC mitteilte. Statt der Zinseinnahmen sollen die Provisionseinnahmen künftig die wichtigste Einnahmequelle von HSBC werden. Die Kunden müssen sich daher auf höhere Gebühren einstellen. "Wir werden in einigen Märkten prüfen müssen, Gebühren für Basisdienstleistungen zu erheben", sagte Finanzvorstand Ewen Stevenson. Denn wegen der niedrigen Zinsen mache die Bank mit vielen Kunden Verluste.

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In wichtigen Märkten wie Großbritannien sind es die Kunden gewohnt, dass Leistungen wie Girokonten kostenlos sind. Bislang hat HSBC immer stolz darauf verwiesen, dass die mehr als 1,5 Billionen Dollar an Kundeneinlagen ihr hohe Zinsüberschüsse bescheren. Doch im Kampf gegen die Corona-Krise haben die Zentralbanken weltweit die Geldschleusen geöffnet. So hat die Bank of England den Leitzins auf 0,1 Prozent gesenkt und prüft Negativzinsen. Die Geldhäuser in der Eurozone müssen bereits seit 2014 Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken.

In Deutschland drehen Banken daher bereits seit Jahren an der Gebührenschraube: Viele haben Kontogebühren erhöht, Preise für Überweisungen angehoben und Strafzinsen für hohe Guthaben eingeführt. Kostenlose Girokonten werden hierzulande kaum noch angeboten oder zumindest an einen Mindestgeldeingang gekoppelt.

Santander will eine Milliarde Euro sparen

Zugleich zwingt der Kostendruck die Banken zu weiteren Einsparungen und Stellenstreichungen. HSBC hatte im Februar angekündigt, weltweit 35.000 Jobs zu streichen. In Deutschland baut HSBC dabei 633 Vollzeitstellen bis 2022 ab - das sind rund ein Fünftel der Ende 2019 vorhandenen Arbeitsplätze. Die Bank plane im Moment keine Ausweitung des Stellenabbaus, doch mit dem fortschreitenden Konzernumbau könne sich das ändern, sagte Finanzchef Stevenson.

Die Erträge von HSBC fielen im dritten Quartal um elf Prozent auf 11,9 Milliarden Dollar. Um gegenzusteuern, will HSBC die jährlichen Kosten nun auf unter 31 Milliarden Dollar drücken - ein ehrgeizigeres Ziel als im Februar ausgegeben. 2019 lagen die Betriebskosten bei 42,3 Milliarden Dollar.

Auch der Wettbewerber Santander dreht erneut an der Kostenschraube. Die spanische Großbank kündigte eine Milliarde Euro an zusätzlichen Einsparungen bis 2022 und einen Stellenabbau an. Einem Bericht der Zeitung "Expansion" will Santander in Spanien rund 3000 Mitarbeiter entlassen. Damit würde jede neunte Stelle gestrichen.

Positiv stimmt sowohl HSBC als auch Santander die Entwicklung der Kreditausfälle, die geringer sind als zunächst befürchtet. HSBC erwartet, dass die Vorsorge für faule Kredite am unteren Rand der bisherigen Spanne von acht bis 13 Milliarden Dollar liegen wird. Wegen der Corona-Krise und der weltpolitischen Spannungen sei diese Prognose aber mit vielen Unsicherheiten behaftet. Im dritten Quartal fielen die Belastungen durch faule Kredite niedriger aus als von Analysten erwartet. Diese hatten der Bank nur einen Vorsteuergewinn von 2,1 Milliarden Dollar zugetraut. Der unerwartet hohe Gewinn und der Strategieschwenk trieben die HSBC-Aktien mehr als sechs Prozent in die Höhe.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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