Wirtschaft

Optimismus ist fehl am Platz DIHK erwartet auch 2025 kein Wirtschaftswachstum

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Am schlechtesten bewerten Industriebetriebe ihre gegenwärtige Lage, speziell aus der Autobranche.

Am schlechtesten bewerten Industriebetriebe ihre gegenwärtige Lage, speziell aus der Autobranche.

(Foto: picture alliance/dpa)

Geht es mit der deutschen Wirtschaft nächstes Jahr wieder langsam aufwärts? Die Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer ist eindeutig: In einer Umfrage zeichnen 25.000 befragte Unternehmen ein düsteres Bild. Womöglich ist der Tiefpunkt längst nicht erreicht.

Die Wirtschaft wird nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) auch im nächsten Jahr nicht wachsen. Das teilte der Verband auf Basis einer Umfrage unter rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen mit. Es wäre bereits das dritte Jahr in Folge mit Stagnation oder einer schrumpfenden Wirtschaft. Der Verband ist damit deutlich pessimistischer als Ökonomen und Bundesregierung. "Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun", sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Mit Blick auf die kommenden Monate sagen demnach 31 Prozent aller befragten Firmen, dass sie vorerst mit schlechteren Geschäften rechnen. Eine Verbesserung erwarten nur 13 Prozent. "Für 2025 geben es unsere Zahlen nicht her, optimistisch zu werden", sagt Wansleben. "An manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen im Gegenteil befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte."

Neue Agenda 2010?

Für dieses Jahr ist der Verband somit pessimistischer als bisher und geht nun von einem Minus von 0,2 Prozent bei der Wirtschaftsleistung aus. 2025 wird dann Stagnation prognostiziert. 2023 war die Wirtschaft bereits um 0,3 Prozent geschrumpft.

Zwar gab es 2009 wegen der globalen Finanzkrise und 2020 wegen der Corona-Lockdowns deutlich stärkere Einbrüche. Aber nur 2002 und 2003 schrumpfte die Wirtschaft zwei Jahre in Folge. Damals reagierte die rot-grüne Regierung mit der "Agenda 2010" - weitreichenden Arbeitsmarkt- und Sozialreformen.

Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP setzt gerade zur Stärkung des Standorts ein Maßnahmenbündel um. Ökonomen halten diese Wachstumsinitiative aber nicht für durchschlagskräftig genug. Auch führende Koalitionsmitglieder sprechen sich für weitere Maßnahmen aus, streiten aber über die Details.

Autobranche leidet am meisten

DIHK-Chef Wansleben fordert einen Befreiungsschlag. Es gebe zu viel Bürokratie, zu hohe Steuern und die Energie sei im internationalen Wettbewerb zu teuer, sagt er. "Uns bereitet große Sorgen, wie sehr Deutschland für Europa zur wirtschaftlichen Belastung wird und seiner Rolle als Zugpferd nicht mehr gerecht werden kann." Der Export dürfte 2024 und 2025 stagnieren. Die Investitionen in Anlagen werden laut DIHK dieses Jahr deutlich und nächstes Jahr noch leicht schrumpfen. Der private Konsum dürfte 2024 stagnieren und 2025 leicht anziehen.

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Am schlechtesten bewerten in der DIHK-Umfrage Industriebetriebe ihre gegenwärtige Lage. Besonders dramatisch ist demnach der Einbruch in der Autobranche, deren Wachstum vom China-Geschäft abhängt, dort aber den Umstieg auf E-Autos verpasst hat. Jedes zweite Unternehmen der Autoindustrie melde aktuell ein Problem bei der Finanzlage, heißt es vom DIHK. Um die Krise zu bewältigen, will Volkswagen mindestens drei Werke in Deutschland schließen.

Laut dem DIHK liegen die Investitionen der Unternehmen noch immer deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. "Es gibt auch keine Hinweise auf eine Verbesserung", heißt es. Ein Drittel der Unternehmen will seine Investitionen demnach weiter zurückfahren, in der Industrie sind es sogar 40 Prozent. Es gebe zwar keinen flächendeckenden Personalabbau, aber die Zeit sinkender oder stabiler Arbeitslosenzahlen dürfte erst einmal vorbei sein, mutmaßt der DIHK. "Anders als in den letzten Jahren wird es zukünftig auch vermehrt Arbeitsplatzverluste gegeben. Derzeit wird das noch durch die demografische Entwicklung gebremst."

Quelle: ntv.de, chr/rts

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