Konzern ein "Sanierungsfall" Das fordert VW-Chef Blume von der nächsten Bundesregierung
02.01.2025, 11:19 Uhr Artikel anhören
Mit der Tarifeinigung habe Volkswagen "entscheidende Weichen für seine Zukunft gestellt", sagt Oliver Blume.
(Foto: REUTERS)
35.000 Stellen sollen bei Volkswagen in Deutschland in den nächsten Jahren wegfallen. Die Werke bleiben zunächst zwar erhalten, zwei stehen jedoch vor einer unsicheren Zukunft. Nun sieht Konzernchef Oliver Blume die kommende Bundesregierung am Zug.
Im Dezember hatte VW-Konzernchef Oliver Blume den Konzern als "Sanierungsfall" bezeichnet - nun stellt er Forderungen an die Politik. Dem "Business Insider" wurde ein als "Internal" (intern) klassifiziertes Interview Blumes zugespielt, in dem ihn die VW-Kommunikationsabteilung unter anderem mit Blick auf die vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar nach seinen Erwartungen an die nächste Regierung fragte.
"Deutschland braucht einen echten Aufbruch. Wir müssen vom Seitenstreifen zurück auf die Überholspur", sagte Blume. Es gebe viele Handlungsfelder, die ein 'neuer deutscher Masterplan' beinhalten muss". Das seien "zum Beispiel die Förderung von Forschung und Entwicklung, Investitionen in die digitale Infrastruktur, nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung, Qualifizierung und Fachkräftesicherung". Sein Appell: "Was wir brauchen in diesem Land, ist ein Neustart. Und für alle: den Hunger auf Erfolg".
"Wir haben hierzulande die Köpfe, das Know-how, die Kraft. Aber die Rahmenbedingungen passen nicht, um den Standort wieder zu alter Stärke zu führen", wird Blume zitiert. Das Interview wurde den Angaben zufolge nach der Einigung im Tarifstreit geführt. Kurz vor Weihnachten hatten Konzernführung und Arbeitnehmervertreter in einem beispiellosen Verhandlungsmarathon einen Kompromiss gefunden, der auf einen tiefgreifenden Umbau des Wolfsburger Traditionskonzerns hinausläuft.
Bis Ende 2025 wird in Dresden produziert
Nach mehr als 70-stündigen Verhandlungen hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, dass zwar die seit drei Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung wieder in Kraft gesetzt und bis 2030 verlängert wird. Allerdings sollen im gleichen Zeitraum an den deutschen Standorten mehr als 35.000 Jobs sozialverträglich abgebaut werden, das ist in Deutschland jede vierte Stelle. Die Beschäftigten verzichten in den kommenden Jahren außerdem auf Lohnerhöhungen, Boni werden gekürzt.
Gleichzeitig rückte Volkswagen bis auf Weiteres von dem Plan ab, Werke zu schließen, was ein Novum in der Firmengeschichte gewesen wäre. Die technische Kapazität der Werke soll aber dauerhaft um 734.000 Einheiten gekürzt werden - das ist rund ein Viertel der Produktion der VW AG in Deutschland.
Ein Knackpunkt der Verhandlungen war die Zukunft der Werke in Dresden und Osnabrück. Laut der Vereinbarung läuft die Fahrzeugfertigung in Dresden nun Ende 2025 aus. Für die Zukunft des Werkes sollen Alternativen erarbeitet werden, so Volkswagen. In Osnabrück soll das Cabrio T-Roc bis zum Spätsommer 2027 und damit länger als bisher geplant produziert werden. Für die Zeit danach sollen Optionen für eine andere Verwendung des Standorts geprüft werden.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts