Wirtschaft

Fachkräftemangel in der Branche Deutsche Bahn sucht noch mehr Lokführer

Viele neue Lokführer müssen erst ausgebildet werden.

Viele neue Lokführer müssen erst ausgebildet werden.

(Foto: picture alliance/dpa)

Engpässe auf dem Arbeitsmarkt gelten als einer der Hauptgründe für Zugausfälle und Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Vor allem Lokführer fehlen. Wie viele genau, darüber wird noch gestritten.

Die Deutsche Bahn findet nicht genug neue Lokführer. Allein in diesem Jahr fehlen 733. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, die mehreren Medien vorliegt. Insgesamt arbeiten bei der Deutschen Bahn 18.000 Lokführer.

FDP-Wirtschaftsexperte Hagen Reinhold warf dem Bundesverkehrsministerium Tatenlosigkeit vor. Der Lokführermangel bestätige, dass sich der "Mangel mehr und mehr als Bremsklotz der Bahn erweist", sagte der Bundestagsabgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, warf der Bahn "Schönfärberei" bei den Zahlen der fehlenden Lokführer vor: Dass nur 733 Stellen unbesetzt sein sollen, bezeichnete der Gewerkschafter als "glatte Lüge". Die Bahn habe rund 1000 angehende Lokführer, die erst in diesem Jahr ihre Ausbildung abschließen würden, bereits in die Bedarfsplanung eingerechnet. Der Bedarf an Lokführern sei somit weitaus höher.

Laut Weselsky waren im vergangenen Jahr 1.500 Planstellen für Lokführer unbesetzt. Die Deutsche Bahn wies den Vorwurf Weselskys, die Zahl der unbesetzten Stellen sei eine Lüge, zurück. Eine Sprecherin sagte, die Bahn stelle auf Rekordniveau ein. "Natürlich werden neue Kollegen für unsere speziellen Bahnberufe erst gut qualifiziert und sind nicht von Tag 1 auf der Lok oder auf dem Stellwerk." Weiter sagte sie, die Bahn setze auch in diesem Jahr ihre große Joboffensive fort und stelle vor allem Instandhalter, Elektroniker, Lokführer, Fahrdienstleiter und Reiniger ein.

Steigender Bedarf muss gedeckt werden

Auch das Verkehrsbündnis "Allianz pro Schiene" warnte vor einem sich zuspitzenden Fachkräftemangel in der Bahnbranche. Zwischen 2015 und 2017 sei die Zahl der Beschäftigten im Sektor zwar um knapp zwei Prozent auf knapp 245.500 gestiegen. "Dieser Stellenzuwachs reicht aber bei weitem nicht, um den enorm steigenden Bedarf zu decken", sagte der Geschäftsführer des Bündnisses, Dirk Flege.

Engpässe auf dem Arbeitsmarkt gelten als einer der Hauptgründe für Zugausfälle und Verspätungen auf deutschen Schienen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen schätzt, dass bis 2030 allein im Fahrdienst 85.000 Stellen neu besetzt werden müssen. Der Frauenanteil unter den Bahnbeschäftigten ist derweil immer noch niedrig. Gemäß einer Untersuchung von europäischen Bahngewerkschaften sind nur 2,7 Prozent der Lokführer weiblich. "Frauenförderung war schon immer wichtig, gewinnt aber angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels für die Unternehmen weiter an Bedeutung", sagte Flege dazu.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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