Wirtschaft

Deutschlands größte Bank im Umbruch Deutsche Bank kassiert Renditeziel

Von ihrem Zwölf-Prozent-Ziel für die Eigenredite haben Anshu Jain und Jürgen Fitschen sich verabschiedet.

Von ihrem Zwölf-Prozent-Ziel für die Eigenredite haben Anshu Jain und Jürgen Fitschen sich verabschiedet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank verordnet sich eine radikale Schrumpfkur. Vor allem beim Privatkundengeschäft gibt es Einschnitte. Das alte Ziel von zwölf Prozent Rendite auf das Eigenkapital gilt nicht mehr. Doch auch das neue, niedrigere Gewinnziel liegt in weiter Ferne.

Die Deutsche Bank will mit einem harten Sparkurs profitabler werden. Allein die Trennung von der Tochter Postbank soll die Kosten um drei Milliarden Euro jährlich drücken, dass gab der Vorstand der Bank auf einer Pressekonferenz in Frankfurt bekannt. Zudem schließt Deutschlands größtes Geldinstitut mehr als jede vierte eigene Filiale in seinem Heimatmarkt und will sich aus sieben bis zehn Auslandsmärkten zurückziehen. Um rund 150 Milliarden Euro eingedampft wird auch das Kapitalmarktgeschäft.

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Mit dem großangelegten Sparprogramm reagiert die Bank auf ihre zuletzt magere Profitabilität. Das Institut musste auch die eigenen Gewinnziele revidieren: Die beiden Co-Vorstandchefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain Dauerhaft halten noch eine Rendite auf das Eigenkapital von "mehr als zehn Prozent" nach Steuern für realistisch. Als sie im Juni 2012 an die Spitze rückten, hatten sie eine Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent in Aussicht gestellt. Im vergangenen Jahr wurden gerade einmal 2,7 Prozent erreicht.

Im ersten Quartal 2015 machten Altlasten einen Aufschwung im Tagesgeschäft zunichte. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss halbierte sich zum Vorjahreszeitraum auf 544 Millionen Euro. Im Skandal um die Manipulation von Referenzzinsen musste der Konzern vergangene Woche die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro) schlucken.

"Wir werde nicht mehr versuchen, alles für jeden zu sein", erklärte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen seine Reformpläne. Gleichwohl bekenne sich der Dax-Konzern zum Modell einer Universalbank mit Angeboten für Privatkunden, Unternehmen und Finanzprofis.

Sparen kostet zunächst Milliarden

Die Weichen für den Kurswechsel hatten Vorstand und Aufsichtsrat am späten Freitagabend gestellt und damit seit Herbst laufende Diskussionen beendet. Das radikalere Modell einer kompletten Trennung von Investmentbank und Privatkundengeschäft setzte sich dabei nicht durch. Fitschen betonte, der Vorstand stehe "gemeinschaftlich" hinter der Strategie, die bis 2020 ausgelegt ist, wenn die Bank ihr 150-jähriges Bestehen feiert.

Über die Postbank-Abspaltung hinaus will die Deutsche Bank bis dahin ihre operativen Kosten jährlich um zusätzliche 3,5 Milliarden Euro senken. Um dies zu erreichen, rechnet das Institut allerdings mit einmaligen Zusatzkosten von 3,7 Milliarden Euro.

Zu den Einsparungen beitragen soll auch die Schließung von bis zu 200 der etwa 750 Filialen der Deutschen Bank inklusive Berliner Bank bis zum Jahr 2017. Wie viele Stellen dem Schrumpfkurs zum Opfer fallen, blieb offen. "Wir haben noch keine Entscheidungen bezüglich der Personalmaßnahmen getroffen", sagte Fitschen. Gespräche mit dem Betriebsrat hätten noch nicht begonnen. Ende 2014 zählte der Konzern weltweit gut 98 000 Vollzeitstellen. 

Hohe Dividenden garantiert

Bei der Postbank mit ihren 14.800 Beschäftigten will die Deutsche Bank zunächst die verbliebenen Kleinaktionäre hinausdrängen. Im August soll eine Postbank-Hauptversammlung zu eine Zwangsabfindung beschließen. So will die Deutsche Bank, die nach neuesten Zahlen 96,8 Prozent der Postbank-Anteile hält, bis Ende des laufenden Jahres alleiniger Eigentümer des Bonner Instituts werden.

Bis Ende 2016 soll die Postbank dann wieder an die Börse gebracht werden mit dem Ziel, den Deutsche-Bank-Anteil mindestens unter 50 Prozent zu senken. Perspektivisch strebt das Management einen kompletten Ausstieg aus der Postbank an.

Ihre zuletzt arg gebeutelten Aktionäre will die Bank mit hohen Ausschüttungen bei der Stange halten: Künftig soll mindestens die Hälfte des Gewinns über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Anteilseigner fließen. Die reagierten zunächst enttäuscht auf die Zahlen. Bis zum Montagmittag rutschte die Deutsche-Bank-Aktie mit deutlichem Kursverlust ans Dax-Ende.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/DJ

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