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Zweites Rekordjahr vermutet Deutschland sucht dringend Fachkräfte für Energiewende

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Insbesondere die Solarbranche sucht händeringend nach Fachkräften.

Insbesondere die Solarbranche sucht händeringend nach Fachkräften.

(Foto: picture alliance/dpa)

52.000 Stellen im Jahr 2022, 36.000 neue Stellen allein im ersten Halbjahr 2023: Eine Bertelsmann-Studie zeigt einen enorm angestiegenen Fachkräftebedarf für Wind- und vor allem Solarenergie in Deutschland. Was müssen die Länder tun, um den Mangel zu beheben?

Die Energiewende gilt als Jobmotor. Tatsächlich sucht die Solar- und Windenergiebranche immer mehr Fachkräfte, wie eine aktuelle Studie zeigt. Der Bedarf ist so groß, dass Experten Engpässe befürchten. So lag die Zahl der Online-Stellenanzeigen für Jobs in der Solarbranche 2022 bei 52.000 und hat sich damit im Vergleich zu 2019 mehr als verdoppelt, wie aus einer vorgelegten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden demnach bereits 36.000 Jobanzeigen für den Solarbereich geschaltet, was auf ein neues Rekordjahr hindeutet. Die meistgesuchten Berufe sind demnach Sanitär, Heizungs- und Klimatechniker sowie Bauelektriker und Projektleiter. Immer häufiger werden für die Montage von Solaranlagen aber auch Dachdecker gesucht - fast jede vierte Stelle für eine Dachdeckerin oder einen Dachdecker komme mittlerweile von Solarunternehmen.

Mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung benötigt

"Die stark steigende Nachfrage in den Bereichen Wind und Solar zeigt vor allem eines: Um den Ausbau der regenerativen Energien zu schaffen, müssen wir deutlich mehr in die Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften investieren", erklärte Jana Fingerhut, Arbeitsmarkt-Expertin der Bertelsmann-Stiftung. Außerdem drohten ihr zufolge Engpässe: "Die steigende Nachfrage in der Solarbranche verschärft die Konkurrenz um die ohnehin knappen Fachkräfte", sagte Fingerhut.

Der Erfolg der Energiewende hänge von der ausreichenden Verfügbarkeit passend qualifizierter Fachkräfte ab, mahnen die Studienautoren vom IW. Deswegen gelte es, die Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien bekannter und attraktiver zu machen.

Was tun die Länder?

Nach Bundesländern unterschieden gab es 2022 in der Windbranche die meisten Stellenausschreibungen in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein. Von den 401 Landkreisen in Deutschland gab es zwölf ohne ein einziges Stellenangebot von 2019 bis 2022 - sieben davon lagen in Bayern, wo der Ausbau der Windenergie zwischenzeitlich zum Erliegen gekommen war. In der Solarenergie gibt es den meisten Ausbau im Süden Deutschlands, aber auch der Osten legt zu. Folglich gab es die meisten Stellen 2022 in Sachsen, Brandenburg, Berlin und Bayern.

Die Solarbranche sucht der Studie zufolge vor allem Fachkräfte, die Windbranche Spezialisten etwa mit Studium, Meistertitel oder Technikertitel. Hilfskräfte seien in den insgesamt betrachteten 190 Berufen nur selten gesucht, sie seien aber auch nicht chancenlos.

Fachkräfte in ganz Europa gesucht

Auch europaweit meldet die Solarbranche laut einem Bericht des europäischen Dachverbands Solar Power Europe (SPE) vom Oktober einen enormen Bedarf an zusätzlichen Fachkräften. So seien in dem Sektor bis zum vergangenen Jahr bereits 648.000 "Vollzeitäquivalente" geschaffen worden - bis 2027 könnten es demnach schon 1,2 Millionen sein.

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Den größten Fachkräftebedarf gibt es laut SPE allerdings weiterhin in Deutschland. Laut den aktuellen Daten aus dem Jobmonitor der Bertelsmann-Stiftung ist auch die Zahl der Jobangebote aus der Windenergiebranche gestiegen - allerdings deutlich weniger dynamisch und auf ein geringeres Niveau.

2022 wurden knapp 15.000 Stellenanzeigen für entsprechende Berufe registriert, 2019 waren es knapp 14.000. Den Unterschied zur Solarbranche führen die Experten auf die Anzahl der Anlagen zurück. Aktuell gibt es mehr als drei Millionen Fotovoltaik-Anlagen sowie 30.000 Windkraftanlagen an Land und auf See. Allerdings seien Planung und Aufbau bei Windrädern komplexer.

Quelle: ntv.de, gri/AFP/dpa

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