Wirtschaft

Miese Stimmung an der Börse Die Tech-Giganten sorgen für eine Horrorwoche

Hohe Teuerung, steigende Zinsen und ein trüber Wirtschaftsausblick sorgen jedoch dafür, dass sich viele Verbraucher beim Kauf zurückhalten.

Hohe Teuerung, steigende Zinsen und ein trüber Wirtschaftsausblick sorgen jedoch dafür, dass sich viele Verbraucher beim Kauf zurückhalten.

(Foto: IMAGO/Xinhua)

Die größten fünf US-Techfirmen, deren Umsätze vor allem auf Werbeeinnahmen basieren, haben in dieser Woche laut "Financial Times" fast eine Milliarde Dollar an Wert verloren. Die Quartalszahlen und Prognosen von Meta, Alphabet, Microsoft und Amazon sorgten dafür, dass die Kurse tief in den Keller rauschten. Alleine Apple verbreitete Optimismus. Ein Überblick:

Die Verluste an der Börse haben am Donnerstagabend noch einmal an Fahrt aufgenommen, nachdem Amazon die Wall Street mit einer schwachen Umsatzprognose für das wichtige vierte Quartal in Angst und Schrecken versetzt hatte. Das Weihnachtsgeschäft beflügelt traditionell eigentlich die Umsätze.

Hohe Teuerung, steigende Zinsen und trübe Wirtschaftsaussichten sorgen dafür, dass sich viele Verbraucher beim Kauf zurückhalten - das bekommt auch der weltgrößte Online-Händler zu spüren. Der Konzern erwartet deshalb im Schlussquartal Erlöse zwischen 140 Milliarden und 148 Milliarden Dollar, wie er nach US-Börsenschluss mitteilte. Das entspricht einem für Amazons Verhältnisse mauen Wachstum zwischen zwei und acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit deutlich mehr gerechnet. Anleger ließen die Aktie nach Börsenschluss um über 20 Prozent fallen. "Amazon enttäuscht und muss nun alles umkrempeln", sagt Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets ntv.de.

Amazon
Amazon 232,33

Selbst bei der lukrativen Cloud-Sparte, die Speicherplatz und Onlinedienste für andere Unternehmen anbietet, gab es einen Wachstumsdämpfer. Amazon Web Services (AWS), das Flaggschiff des Cloud-Bereichs, steigerte die Erlöse um 27 Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar. Im Vorquartal hatte der Zuwachs noch bei knapp einem Drittel gelegen. Man könne laut Oldenburger aktuell weder mit der Marge noch der Aufschlüsselung der Gewinnbringer zufrieden sein. "Trotz einer bescheidenen Verbesserung bei AWS fiel in den Segmenten International und USA die Marge auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre." Tatsächlich würde Amazon ohne AWS ein negatives Betriebsergebnis aufweisen. "Das Schreckgespenst sogar eines möglichen Umsatzrückgangs in den kommenden Quartalen wiegt jetzt schwer auf der Aktie", so Oldenburger.

Auch der Facebook-Mutterkonzern Meta verbuchte wegen schwacher Einnahmen aus Digitalwerbung im dritten Quartal diese Woche einen Umsatzrückgang. Es war das zweite Umsatzminus in Folge. Zudem verfehlte der Gewinn die Erwartungen. Der Umsatz sank um 4 Prozent auf 27,7 Milliarden US-Dollar. Bereits im Vorquartal war er um 1 Prozent gefallen. Der durchschnittliche Preis für Anzeigen bei Meta sank um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damals war er noch um 22 Prozent gestiegen. Der Werbeumsatz verringerte sich um 4 Prozent auf 27,4 Milliarden Dollar. In einem solchen Umfeld hat der Konzern seine Mitarbeiterzahl um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht und erwartet Mehrkosten im kommenden Jahr von weiteren 16 Milliarden Dollar. "Das sieht auf den ersten Blick nach null Kostenkontrolle aus, weshalb die Investoren die Meta-Aktie auf den tiefsten Stand seit 2016 geschickt haben", sagt Oldenburger.

Meta
Meta 752,45

Meta hat mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. Die wirtschaftliche Eintrübung, die Konkurrenz durch Tiktok und die Datenschutzregeln von Apple sorgen für Druck auf den Umsatz mit Digitalwerbung. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel um knapp 24 Prozent und schmälerte den Börsenwert des Unternehmens um 84,6 Milliarden Dollar. Damit lagen die Aktien von Meta 74 Prozent unter dem Rekordwert, den sie vor 14 Monaten erreicht hatten, und verlängerten die zweitägige Talfahrt von Big Tech.

Auch die enttäuschende Zahlen von Alphabet schüren Ängste vor einem harten Winter für Online-Werbung. Viele Investoren hatten gehofft, dass der Internet-Konzern dank seiner starken Marktstellung den Belastungen durch die schwächelnde Konjunktur trotzen kann. Alphabet steigerte den Konzern-Quartalsumsatz den Angaben zufolge zwar auf 69,092 von 65,118 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum, verfehlte aber die Analystenprognose von 70,58 Milliarden Dollar.

Alphabet
Alphabet 235,00

Gleichzeitig schrumpften die Werbeeinnahmen der Videoplattform Youtube auf 7,07 von 7,2 Milliarden Dollar. Der Reingewinn blieb mit 1,06 Dollar je Aktie ebenfalls hinter der Markterwartung von 1,25 Dollar zurück. "Dies zeigt, dass das Unternehmen gegen die Herausforderungen der Online-Werbebranche nicht immun ist", sagte Analyst Jesse Cohen vom Online-Broker Investing.com. Vor allem Finanzdienstleister hätten weniger Werbung geschaltet, sagte Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat. Außerdem hätten Wechselkurs-Effekte das Ergebnis geschmälert. Diese Belastungen würden im vierten Quartal voraussichtlich zunehmen.

Der anhaltende Trend zur Arbeit im Homeoffice federt bei Microsoft zwar die Einbußen durch die weltweit sinkenden PC-Absätze ab. Der Quartalsumsatz liegt über den Prognosen, dennoch haben sich Anleger nachbörslich von der Aktie getrennt. Trotz weltweit erhöhter Inflations- und Konjunktursorgen konnte der Computer-Riese die Erlöse im Sommer deutlich steigern. In den drei Monaten bis Ende September legte der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 50,1 Milliarden Dollar (50,3 Milliarden Euro) zu. Analysten hatten mit Erlösen von 49,61 Milliarden Dollar und einem Überschuss von 2,30 Dollar je Aktie gerechnet. Der Konzern leidet jedoch unter dem starken Dollar, der die Auslandseinnahmen in US-Währung schmälert.

Nur Apple reißt es raus

Microsoft
Microsoft 423,30

"Noch vor ein paar Wochen hätten solche Nachrichten das Potenzial gehabt, den Gesamtmarkt mit in die Tiefe zu reißen", sagte Oldenburger mit Blick auf die Zahlen von Alphabet und Microsoft. Dass dies nicht passiert sei, "ist ein gutes Zeichen und spricht für eine robuste Verfassung der laufenden Erholung." Gleichzeitig merkt Oldenburger an: Die Probleme von Alphabet und Microsoft könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Microsoft die Analystenschätzungen übertreffen konnte, blieb Alphabet deutlich hinter den Erwartungen an Umsatz und Gewinn zurück. "Wie bereits befürchtet, brechen die Werbeumsätze des Suchmaschinenriesen ein, da die Kunden ihre Marketingausgaben zurückfahren. Die hohe Inflation und entsprechend höhere Zinsen belasten die Verbrauchernachfrage, weshalb auch in den kommenden Monaten nicht wirklich Aussicht auf Besserung in diesem Bereich besteht", sagt Oldenburger.

Lediglich Apple konnte sich diese Woche von der Entwicklung der anderen Tech-Riesen, die unter sinkenden Werbeausgaben oder Konjunktursorgen leiden, lösen. Auch in Zeiten hoher Inflation und Konjunktursorgen ist das iPhone für den Hersteller bisher eine verlässliche Geldmaschine und kann so der Konsumzurückhaltung trotzen. "Das iPhone ist und bleibt weiter die "Cash Cow" des Unternehmens", sagt Oldenburger. Im vergangenen Quartal steigerte der Konzern den Umsatz im Jahresvergleich um acht Prozent auf 90,1 Milliarden Dollar. Unterm Strich legte der Gewinn von 20,55 auf 20,72 Milliarden Dollar zu.

Apple
Apple 204,40

Finanzchef Luca Maestri schränkte zugleich ein, dass das Umsatzwachstum im laufenden Quartal unter den acht Prozent der vergangenen drei Monate liegen werde. Auslöser seien vor allem der starke Dollar, der die Einnahmen bei der Umrechnung in US-Währung um bis zu zehn Prozent drücken werde. Das Weihnachtsquartal ist traditionell das wichtigste für Apple. Das iPhone war ein zentraler Treiber des Geschäfts mit einem Umsatzplus von 38,9 auf 42,6 Milliarden Dollar. Apple brachte im September wie gewohnt die neue iPhone-Generation auf den Markt - diesmal eine Woche früher als 2021.

"Auch wenn die Aktie nach den vorgelegten Zahlen leicht im Minus tendiert, hat Apple seine Kritiker erneut eines Besseren belehrt", sagt Oldenburger. Die erneut guten Zahlen des größten Unternehmens nach Marktkapitalisierung inmitten wirtschaftlicher Unsicherheit seien ein gutes Signal für die Börse und könne durchaus als Katalysator für den jüngst wieder aufgekommenen Optimismus der Anleger dienen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen