Wirtschaft

Mysteriöser Tipp aus Israel Diplomat informierte VW-Patriarch Piëch

Da war die VW-Welt noch in Ordnung: Martin Winterkorn und Ferdinand Piëch bei einem gemeinsamen Auftritt im Jahr 2012.

Da war die VW-Welt noch in Ordnung: Martin Winterkorn und Ferdinand Piëch bei einem gemeinsamen Auftritt im Jahr 2012.

(Foto: imago/IPON)

Neue Hinweise zum Abgasskandal bei VW: Ein früherer Spitzendiplomat soll Piëch bereits früh vor Problemen in den USA gewarnt haben. Die bizarre Geschichte könnte erklären, wieso der VW-Patriarch überraschend zu Winterkorn "auf Distanz" ging.

Der damalige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch soll angeblich bereits im Februar 2015 von Avi Primor, dem früheren israelischen Botschafter in Deutschland, vor Ermittlungen in den USA wegen möglichen Abgas-Manipulationen gewarnt worden sein. Aufgedeckt wurde der Skandal erst im September 2015. Damit könnte Piëch womöglich bereits rund sieben Monate vorher Hinweise auf gravierende Missstände im US-Markt bekommen haben.

Wie "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR gestützt auf eigene Recherchen berichten, war Primor im Februar 2015 in der VW-Zentrale in Wolfsburg zu Besuch. Eigentlich sollte es bei dem Termin um Sicherheitsfragen gehen, heißt es in den Berichten. Primor habe zwei Experten mitgebracht, die VW in Fragen der Computersicherheit beraten sollten.

Woher stammen die Informationen?

Später hätten sich Piëch und Primor jedoch noch zu einem Vier-Augen-Gespräch zurückgezogen, schreibt die SZ. Primor soll gesagt haben, in Amerika gebe es Probleme mit den Abgasen, VW habe geschummelt. Primor soll dabei aus einem nicht näher genannten Papier zitiert haben. Woher der Ex-Diplomat von den Ermittlungen wusste und aus welchen Quellen das fragliche Schriftstück stammt, ist noch unklar.

Eine Kopie wollte Primor Piëch davon angeblich nicht überlassen. Die beiden Männer pflegen einen vertrauten Umgang. Sie kennen sich seit langem. Von SZ, NDR und WDR mit diesem Vorgang und seiner angeblichen Rolle im Abgasskandal konfrontiert, erklärte Primor in einem Telefonat: "Ich will gar nichts sagen. Danke für Ihr Verständnis."

Ein Patriarch, der die Notbremse zieht?

Bei seinem Gesprächspartner, dem obersten Chefkontrolleur von Europas größtem Automobilkonzern, hinterließ das Gespräch offenbar bleibenden Eindruck. Mit den Informationen aus dem Treffen mit Primor habe Piëch dann im März 2015 beim Genfer Autosalon den damaligen VW-Chef Martin Winterkorn auf Manipulationen in den USA angesprochen, heißt es.

Dieses Thema soll auch einer der Hintergründe für Piëchs überraschende Attacke im April 2015 auf Winterkorn gewesen sein. Piëch wollte den VW-Chef damals mit den Worten loswerden, "ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Piëch soll vor Monaten zu Vertrauten gesagt haben, die Abgasaffäre sei der wahre Grund, warum er schon vor Bekanntwerden der Betrügereien öffentlich auf Winterkorn losgegangen sei.

Quelle: ntv.de, mmo

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