Millionen Arztbriefe per Post Doctolib will Faxgeräte aus Arztpraxen verbannen
06.09.2023, 09:00 Uhr Artikel anhören
Doctolib ist das führende Online-Buchungstool für Arzttermine.
(Foto: IMAGO/Rüdiger Wölk)
In der Arztpraxis anrufen, in der Warteschleife hängen, irgendwann einen Termin bekommen und dann einen Arztbrief per Brief oder Fax erhalten. So oder so ähnlich sieht für Patienten und Ärzte der Alltag aus. Doctolib will das ändern und erreicht schon heute mit seinem Online-Buchungstool für Termine 15 Millionen Menschen in Deutschland. "Das Gesundheitswesen hat sich sehr lange und geduldig hinten angestellt bei der Digitalisierung", sagt Doctolib-Deutschlandchef Nikolay Kolev im ntv-Podcast "So techt Deutschland".
Die Einführung des E-Rezepts ist ein Beweis dafür, dass es vorangeht mit der Digitalisierung in Deutschland. Aber eben auch ein Zeichen dafür, wie schleppend das klappt. Denn genau wie über die elektronische Patientenakte wird auch über das elektronische Rezept schon lange gesprochen. Dabei kann sich das deutsche Gesundheitssystem kaum noch Verzögerungen leisten, kritisiert Kolev. "Ärztinnen und Ärzte sind massiv unter Druck und das nicht erst seit Covid." 44 Millionen Vorsorgeuntersuchungen sind seit der Pandemie verpasst worden, rechnet der Manager vor.
Dazu kommen in den Krankenhäusern und Praxen Berge von Papierkram. 144 Millionen Arztbriefe werden jedes Jahr in Deutschland per Post verschickt. Auch das Faxgerät sei immer noch ein wichtiges Kommunikationsmittel. "Das kann es irgendwie nicht sein", so der Doctolib-Chef.
Die Digitalisierung von Prozessen müsse ein echter Vorteil und Erleichterung für die Beteiligten sein, sagt Kolev. Und der Druck ist groß. "Wir haben Fachkräftemangel in allen Industrien, aber nirgendwo so intensiv wie in der Gesundheitsindustrie. Das heißt, fast jede vierte medizinische Fachkraft fehlt", weiß Kolev.
Doctolib will in Zukunft aber noch mehr: "Wir arbeiten im Moment auch an unserem eigenen Praxisverwaltungssystem. Das heißt, wir bewegen uns Zug um Zug letztendlich vom Sprechzimmer ins Behandlungszimmer", verrät Kolev.
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.
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Quelle: ntv.de