Wirtschaft

Einzig Deutschland schwächelt EU-Kommission sieht rosigere Zeiten voraus

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Es geht langsam wieder aufwärts in der Euro-Zone.

Es geht langsam wieder aufwärts in der Euro-Zone.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die EU-Kommission sieht in der Krise ein heller werdendes Licht am Ende des Tunnels: Im Vergleich zu Februar hebt sie ihre Konjunkturprognose für den Euro-Raum an - jedoch nicht für Deutschland. Schuld ist daran auch die im EU-Vergleich hohe Inflation.

Die EU-Kommission sieht die Konjunkturaussichten in der Euro-Zone optimistischer als noch im Winter und rechnet zugleich mit einer hartnäckig hohen Inflation. Die Brüsseler Behörde erwartet für die Staaten der Währungsunion 2023 ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,1 Prozent, wie aus der Frühjahrsprognose hervorgeht. Im Februar hatte sie lediglich 0,9 Prozent veranschlagt.

Die Wirtschaft habe die aus dem Ukraine-Krieg erwachsenen Risiken gut gemeistert und sich als widerstandsfähig erwiesen: Deutlich niedrigere Energiepreise machten sich bemerkbar und verringerten die Kosten der Unternehmen, hieß es weiter. Die europäische Wirtschaft sei in besserer Verfassung als noch im Herbst angenommen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.

An den mauen Perspektiven für die deutsche Wirtschaft hat sich aus Brüsseler Sicht hingegen nichts geändert: Sie dürfte wie bereits im Winter prognostiziert nur um 0,2 Prozent wachsen. Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Preisdruck noch länger hoch bleibt. "Die Inflation hat sich als hartnäckiger erwiesen als erwartet", betonte Gentiloni. Die Kommission erwartet 2023 für Deutschland eine für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) von 6,8 Prozent, im Februar hatte sie noch 6,3 Prozent vorhergesagt. Für die Euro-Zone veranschlagt sie nun eine Inflation von 5,8 Prozent nach 5,6 Prozent in der Winterprognose.

Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 2,7 Prozent und in der Euro-Zone mit 2,8 Prozent recht hoch bleiben. Die Europäische Zentralbank strebt für den Euroraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an, die für die Konjunktur als ideal gilt. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rechnet mit einem deutlichen Nachlassen des Preisauftriebs im Euroraum im Laufe des Jahres. Im April stieg die Teuerungsrate sogar leicht auf 7,0 Prozent, nachdem sie noch im März auf 6,9 Prozent gesunken war - von 8,5 Prozent im Februar.

Brüssel sieht Bedarf für weitere Zinsschritte

Die EU-Kommission geht in der Frühjahrsprognose von weiteren Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank aus. Eine länger erhöhte Kerninflation, also der Inflationswerte unter Herausrechnung der Energiepreisschwankungen, würde für ein noch energischeres Handeln der Zentralbanken sprechen, heißt es in dem Bericht.

Mehr zum Thema

Zudem fordert die EU-Kommission die Staaten des Währungsraums angesichts gesunkener Energiepreise auf, ihre Stützungsmaßnahmen zu beenden, vor allem die ungezielten, "insbesondere um die Tragfähigkeit der Schulden zu gewährleisten, aber auch um die Bemühungen der Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung zu unterstützen", heißt es. Zugleich räumt die EU-Kommission ein, dass die relativ robuste Wirtschaftsentwicklung Ergebnis vor allem der von der EU und ihren Mitgliedstaaten eingeleiteten Maßnahmen sei. "Die Diversifizierung der Energiequellen und die Infrastrukturinvestitionen zur Beseitigung von Engpässen bei der Gasversorgung und zur Förderung erneuerbarer Energien, die auch durch die Recovery and Resilience Facility unterstützt werden, haben sich ausgezahlt", befindet sie.

Vor allem die Anpassung des Privatsektors sei beeindruckend gewesen. "Unter dem Druck der hohen Preise haben Haushalte und Unternehmen ihren Gasverbrauch deutlich unter das freiwillige Ziel von 15 Prozent Einsparung gesenkt, das in der Dringlichkeitsverordnung festgelegt worden war." Da die Gasspeicher einen saisonalen Höchststand erreicht hätten, sei das Risiko künftiger Engpässe deutlich gesunken.

Quelle: ntv.de, jog/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen