"Bankensektor widerstandsfähig" EZB erhöht die Zinsen deutlich
16.03.2023, 14:15 Uhr
Zum sechsten Mal in Folge erhöht die EZB die Zinsen.
(Foto: dpa)
Trotz heftiger Finanzmarkt-Turbulenzen erhöht die Europäische Zentralbank die Leitzinsen wieder kräftig. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, schraubt sie den wichtigsten Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent nach oben.
Die Euro-Währungshüter stemmen sich mit der sechsten Zinserhöhung in Folge gegen die nach wie vor hohe Teuerung im gemeinsamen Währungsraum. Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins erneut um 0,5 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent an. Das beschloss der Rat der Notenbank in Frankfurt am Main. Viele Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die EZB an dem in Aussicht gestellten kräftigen Zinsschritt festhält, trotz der Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer kleinerer US-Banken und Sorgen um die Schweizer Großbank Credit Suisse. Die EZB betonte: "Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig: Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide."
Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. Zwar hat sich die Inflation in den vergangenen Monaten tendenziell abgeschwächt, zuletzt aber nur langsam. Im Februar lag die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum nach einer Schätzung der europäischen Statistikbehörde Eurostat bei 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar.
Vor allem hohe Energie- und Lebensmittelpreise heizen die Inflation an. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sie können sich für einen Euro weniger leisten. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Stark steigende Zinsen können allerdings Banken unter Druck setzen, wie sich jüngst am Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA zeigte. Experten halten eine weltweite Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank vor rund 15 Jahren aktuell aber für unwahrscheinlich.
Bundesfinanzminister Christian Lindner betonte, das deutsche Kreditwesen - private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute - sei stabil. "Und dafür sorgen wir auch weiter", sagte er am Mittwochabend in der ARD-Sendung "Maischberger". Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung des EZB-Rates vom Donnerstag auf 3,00 Prozent. Seit der Kursänderung der EZB im Juli profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa