Wirtschaft

Null-Covid-Chaos bei Foxconn Eingeschlossene Arbeiter in China betteln um Essen

Ein Sicherheitsbeamter am Eingang zu einem Foxconn-Werksgelände in Shenzhen. Der Zugang wird streng kontrolliert, um eine Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern.

Ein Sicherheitsbeamter am Eingang zu einem Foxconn-Werksgelände in Shenzhen. Der Zugang wird streng kontrolliert, um eine Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern.

(Foto: picture alliance / Photoshot)

In der weltgrößten iPhone-Fabrik in Zentralchina herrscht Ausnahmezustand. Wegen eines Corona-Ausbruchs dürfen die Arbeiter das Gelände nicht mehr verlassen. Insider berichten über Hilferufe im Internet. Offenbar fehlen nicht nur Lebensmittel. In der Fabrik arbeiten rund 300.000 Menschen.

Die Lage in der größten iPhone-Fabrik der Welt in Zhengzhou könnte dramatischer sein, als der Apple-Zulieferer Foxconn bislang eingeräumt hat. Wegen eines Corona-Ausbruchs und der Null-Covid-Strategie Pekings dürfen die Beschäftigten das Werksgelände seit fast drei Wochen nicht mehr verlassen. Nach Informationen der "Financial Times" (FT) versuchen die Arbeiter über soziale Medien Kontakt zur Außenwelt zu halten.

Wie die Zeitung unter Berufung auf Insider schreibt, kursierten für kurze Zeit Videos im Internet, in denen sie auf ihre schwierige Situation in Quarantäne aufmerksam machen wollten. Offenbar benötigen sie dringend Lebensmittel und Medikamente. Im Werk selbst sollen die Menschen nicht regelmäßig mit Essen versorgt werden, heißt es. Die Videos, die viral gingen, wurden inzwischen von den chinesischen Behörden gelöscht.

Foxconn-Mitarbeiter in Wuhan: Einmal am Tag wird getestet.

Foxconn-Mitarbeiter in Wuhan: Einmal am Tag wird getestet.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

In dem für Apple wichtigen Werk in Zentralchina arbeiten insgesamt 300.000 Mitarbeiter. Wie viele sich angesteckt haben, ist bislang unklar. Nach FT-Informationen sind mehrere zehntausend Mitarbeiter mit Corona infiziert. Foxconn bezeichnet diese Angaben jedoch als "völlig falsch". Den Angaben des Werksbetreibers zufolge ist lediglich "eine kleine Anzahl von Mitarbeitern" betroffen, die "Auswirkungen kontrollierbar" und die Produktion "relativ stabil" geblieben. Apple hat sich bislang nicht zum Corona-Ausbruch in Zhengzhou und dem Umgang von Foxconn mit den Mitarbeitern geäußert.

Laut einem Fabrikarbeiter, den die Zeitung anonym zitiert, ist das Werk und der dazugehörige Campus seit dem 7. Oktober von der Außenwelt abgeriegelt. Die Woche davor hatte die Produktion feiertagsbedingt still gestanden. Um die chinesischen Feiertage herum machen sich traditionell Millionen Wanderarbeiter auf den Weg in die Heimatprovinz, um ihre Familien zu besuchen. Der rege Reiseverkehr in diesen Zeiten lässt immer wieder die Infektionszahlen explodieren.

Vor fünf Tagen habe er erfahren, dass sein PCR-Test "unnormal" sei, zitiert die FT einen Foxconn-Arbeiter. Er sei deshalb aufgefordert worden, sich in seinem Schlafsaal im werkseigenen Wohnheim in Quarantäne zu begeben. Seitdem kümmere sich aber niemand mehr um ihn "oder arrangiert weitere Tests für mich". Den Schlafraum teilen sich seinen Aussagen zufolge insgesamt acht Arbeiter.

Boni für die, die arbeiten können

Wie die Zeitung weiter schreibt, wurden rund um das Werk Metallbarrieren errichtet. Die Arbeiter müssen sich jeden Tag Covid-Tests unterziehen und dürfen sich nur in der Fabrikhalle und in ihren Schlafsälen aufhalten. Foxconn habe Mitarbeitern, die sich in den nächsten zwei Wochen zum Dienst melden, zusätzliche Gehälter und kostenlose Mahlzeiten versprochen, heißt es ferner unter Berufung auf eingeschlossene Mitarbeiter.

In China gilt noch immer eine sehr strenge Null-Covid-Politik mit Massentests nach den ersten positiven Fällen und Ausgangssperren. Zhengzhou, wo das Foxconn-Werk liegt, ist die Hauptstadt der Provinz Henan. Insgesamt leben in der Stadt mehr als 12 Millionen Menschen. Die gesamte Provinz ist bereits teilweise gesperrt, nachdem Anfang dieses Monats Dutzende von Covid-Fällen gemeldet wurden.

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Die Liste der von Corona-Beschränkungen betroffenen chinesischen Großstädte ist zuletzt immer länger geworden: Das Analysehaus Capital Economics zählte mehr als 40 Städte, die für ein Drittel der chinesischen Wirtschaftsleistung stehen. Lockdowns bis hin zu Betriebsschließungen wegen kleiner Ausbrüche des Coronavirus belasten die chinesische Wirtschaft schwer. Präsident Xi Jinping will dennoch an der bisherigen Corona-Politik festhalten, wie er erst kürzlich klargestellt hat.

Produktionsunterbrechungen in China unterstreichen einmal mehr die Bedenken der Anleger hinsichtlich des Lieferkettenrisikos - insbesondere bei Apple, da mehr als 95 Prozent der iPhones in China hergestellt werden. "Wenn Apple keinen Plan B entwickelt, könnte das ein absolut historischer Fehler sein", zitiert die FT den Dekan der IE School of Global and Public Affairs in Madrid, Manuel Muñiz.

Quelle: ntv.de, ddi

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