Wirtschaft

1000 Jobs ab 2027 Eli Lilly baut Werk für Abnehmspritze in Alzey

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Eli Lilly ist der wertvollste börsennotierte Gesundheitskonzern der Welt.

Eli Lilly ist der wertvollste börsennotierte Gesundheitskonzern der Welt.

(Foto: REUTERS)

Ganz ohne Steuerhilfen will der wertvollste börsennotierte Gesundheitskonzern in Rheinland-Pfalz ein neues Werk hochziehen. In einigen Jahren soll von dort der Milliardenmarkt um Abnehmpräparate bedient werden.

Der US-Pharmariese Eli Lilly will Milliarden in ein neues Werk im rheinland-pfälzischen Alzey investieren. Die Hightech-Fabrik soll 2027 in Betrieb gehen und injizierbare Medikamente produzieren, um die wachsende Nachfrage etwa nach neuen Diabetes-Mitteln wie Mounjaro zu bedienen, wie der Konzern in Berlin erklärte. Mit der nötigen Zulassung in der EU dürfte Mounjaro dann hier auch als Abnehmspritze gegen Fettleibigkeit eingesetzt werden. Es sollen dauerhaft bis zu 1000 Jobs für hoch qualifizierte Fachkräfte entstehen, beim Bau ab 2024 zudem 1900 Stellen.

Eli Lilly
Eli Lilly 715,90

Die Investition beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 2,3 Milliarden Euro. Im Gegensatz zu anderen Großprojekten etwa von Chipherstellern in Ostdeutschland komme Lilly ohne Subventionen der öffentlichen Hand und damit ohne deutsches Steuergeld aus, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Diese Investition bestärkt die Bundesregierung in Ihren Bemühungen, den Pharmastandort Deutschland wieder attraktiver zu machen", betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Das US-Unternehmen, das seit 1960 in Deutschland präsent ist, beschäftigt hierzulande bereits rund 1000 Mitarbeiter, vor allem im hessischen Bad Homburg. Das neue Werk in Alzey wird nach Unternehmensangaben der sechste Produktionsstandort in Europa und soll eng mit einem bestehenden Werk bei Straßburg in Frankreich zusammenarbeiten. Der Konzern-Hauptsitz von Lilly ist in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana. Mit einem Marktwert von rund 560 Milliarden Dollar ist Lilly der wertvollste börsennotierte Gesundheitskonzern der Welt. Der Umsatz in Deutschland lag 2022 nach Konzernangaben bei 905 Millionen Euro.

Die Investitions-Entscheidung für Deutschland und Alzey sei aufgrund der Infrastruktur und sehr gut ausgebildeten Fachkräfte gefallen, hieß es. Lilly plant zudem Investitionen von bis zu 100 Millionen Dollar in das Start-Up-Ökosystem der Life-Science- und Biotech-Branche Deutschlands.

Keine Entscheidung zur Kostenübernahme durch Kassen

Lillys Hoffnungsträger Mounjaro ist in den USA und in Europa als Diabetes-Mittel zugelassen. Der Pharmakonzern hat in den USA auch eine Zulassung des Präparats durch die US-Arzneimittelbehörde als Abnehmspritze bekommen. Diese wird unter dem Namen Zepbound vertrieben und ist ein Konkurrenzprodukt zu Wegovy vom dänischen Konzern Novo Nordisk. In der EU wurde die erweiterte Nutzung von Mounjaro gegen krankhaftes Übergewicht (Adipositas) vom Regulierer für die Zulassung durch die EU-Kommission empfohlen. Diese steht aber noch aus.

Der Markt ist extrem lukrativ. Um die äußerst wirksamen Abnehmspritzen, die ursprünglich gegen hohen Blutzucker entwickelt worden waren, ist ein wahrer Hype entstanden. So hat der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk großen Erfolg mit seinen Medikamenten Ozempic und Wegovy, die den Wirkstoff Semaglutid enthalten. Ozempic wird Menschen bei Diabetes verschrieben, Wegovy ist konkret als Abnehmmittel zugelassen und wird zu einem deutlich höheren Preis verkauft. Novo Nordisk stieg dank der Medikamente Anfang September zum wertvollsten Unternehmen Europas auf. Auf die Frage, ob es Überlegungen gebe, dass gesetzliche Krankenkassen in Deutschland anders als bisher künftig Abnehmmedikamente erstatten könnten, sagte Lauterbach: "Damit haben wir uns im Moment noch nicht beschäftigt."

Mehr zum Thema

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller erklärte, jeder Euro Pharmaproduktion sorge für weitere zwei Euro Wertschöpfung in anderen Bereichen. "Jeder Pharma-Job sorgt für mehr als doppelt so viele zusätzliche vor- und nachgelagerte Arbeitsplätze", sagte Verbands-Präsident Han Steutel. Derweil verstärkt Rheinland-Pfalz mit der Milliarden-Investition seine Bedeutung als Biotech- und Pharma-Cluster in Deutschland mit Firmen wie Biontech in Mainz oder Boehringer in Ingelheim.

Kanzler Olaf Scholz hatte mehrfach betont, dass die Bundesregierung die Möglichkeiten für Pharmafirmen verbessern wolle, anonymisierte Patientendaten zu verwenden. Dazu ist ein neues Pharmaforschungsgesetz geplant. Noch in diesem Jahr soll zudem ein Pharma-Gipfel mit Kanzler Scholz und Vertretern der Branche stattfinden.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen