Ex-Chef Degenhart im Visier Ermittlungen gegen Continental-Größen
18.11.2021, 12:45 Uhr
Ex-Vorstandschef Degenhart (l.) trat Ende 2020 wegen gesundheitlicher Probleme zurück, Schäfers (r.) Abberufung als Finanzchef stimmte gestern der Aufsichtsrat des Unternehmens zu.
(Foto: picture alliance/dpa)
Erst im Oktober feiert Continental sein 150-jähriges Bestehen. Und jetzt das: Gestern wird der Finanzchef abberufen. Der VW-Dieselskandal brodelt. Und die Staatsanwaltschaft weitet ihre Ermittlungen auf ehemalige Manager der obersten Riege aus.
Die Staatsanwaltschaft Hannover hat ihre Ermittlungen im VW-Dieselskandal auf ehemalige Top-Manager des Zulieferers Continental ausgeweitet. Betroffen seien Ex-Konzernchef Elmar Degenhart, der am Mittwoch abberufene Finanzchef Wolfgang Schäfer sowie ein ehemaliges Vorstandsmitglied der inzwischen von Conti abgespaltenen Sparte Powertrain, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde.
Die Vorwürfe lauten demnach auf Beihilfe zu Betrug und Untreue sowie zur vorsätzlichen Verletzung der Aufsichtspflicht. Am Mittwoch seien in einer von Conti beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Unterlagen und Daten sichergestellt worden. Auf die Frage, ob die Abberufung von Schäfer am Vortag im Zusammenhang mit der Durchsuchung stehe, sagte der Behördensprecher: "Davon gehe ich aus." Er fügte hinzu: "Im Rahmen der Auswertung der bisher beschlagnahmten Unterlagen, stoßen wir immer wieder auf Hinweise und neue Erkenntnisse." Dies habe zu erneuten Durchsuchungen geführt. Das Ergebnis des Einsatzes werde derzeit zusammengetragen. Bereits vergangene Woche sei die Compliance-Abteilung von Continental in Frankfurt durchsucht worden.
Der Markt reagiert
In einer außerordentlichen Sitzung hatte der Aufsichtsrat von Continental am Mittwoch, dem Tag der Durchsuchung, der Auflösung des Vorstandsvertrags mit Wolfgang Schäfer mit sofortiger Wirkung zugestimmt. Die Veränderungen "stehen im Zusammenhang mit den bereits bekannten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover", hieß es aus dem Konzern. Der Conti-Aktie setzte der Schritt kräftig zu.
Im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal bei Volkswagen hatten die Strafverfolger schon seit Längerem Büros an mehreren Standorten von Conti durchsucht. Bei den Ermittlungen geht es darum, ob sich Mitarbeiter der Beihilfe zum Betrug und der mittelbaren Falschbeurkundung in den Jahren 2006 bis 2015 schuldig gemacht haben. Die in einem von VW für den Verkauf in Europa entwickelten 1,6 Liter Dieselmotor verwendete Software stammte von Continental. Der Zulieferer hatte bisher geltend gemacht, dass solche Motorsteuerungen von der Kundschaft auf ihre jeweiligen Bedürfnisse programmiert werden und er selbst nicht an der Manipulation beteiligt gewesen sei.
Quelle: ntv.de, mpe/rts