Sorge beim Mittelstand Fachkräftemangel schlimmer als Pandemie
26.12.2021, 16:08 Uhr
Der Fachkräftemangel ist seit Jahren absehbar und sorgt bei den Mittelständlern zunehmend für Sorgen vor der Zukunft.
(Foto: picture alliance/dpa)
Chipkrise und Rohstoffmangel: Viele deutsche Unternehmen können trotz voller Auftragsbücher nicht so viel produzieren wie sie gern wollen. Das bereitet der Mehrheit größere Sorgen als die Pandemie. Eine Gefahr für die Zukunft sehen die meisten allerdings im drohenden Fachkräftemangel.
Viele Unternehmen des deutschen Mittelstands sorgen sich derzeit mehr vor strukturellen Problemen wie einem Fachkräftemangel als vor den Folgen der Corona-Pandemie. Das geht aus dem von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) veröffentlichten Mittelstandsbarometer hervor, einer regelmäßigen Befragung von 800 Firmen unterschiedlicher Branchen.
54 Prozent werten die Pandemie als Gefahr, zugleich jedoch 67 Prozent einen drohenden Fachkräftemangel und 63 Prozent die aktuell hohen Rohstoffpreise. Laut EY bezeichnen quer durch alle Branchen derzeit 52 Prozent der befragten Unternehmen, die alle einen Jahresumsatz von mindestens zehn Millionen Euro haben, ihre Geschäftslage als gut.
Die Spanne ist allerdings groß und unterscheidet sich stark nach Branchen. Sehr positiv ist sie vor allem in der chemisch-pharmazeutischen Industrie mit 72 Prozent und im Baugewerbe mit 61 Prozent. In der Automobilbranche sind es dagegen nur 29 Prozent, dort wirken sich laut EY Chipknappheit und Umsatzrückgänge aus. Der Handel leidet demnach unter der Pandemie. Jeder zehnte befragte Händler stuft die eigene Geschäftslage als "eher kritisch" oder schlimmer ein.
Insgesamt wertete die Beratungsfirma die Situation im deutschen Mittelstand nach zwei Pandemiejahren als "immer noch bemerkenswert stabil". Die meisten Unternehmen machten gute oder sogar sehr gute Geschäfte und hätten gelernt, mit der Corona-Krise umzugehen. Knapp jeder dritte Betrieb wolle in den kommenden Monaten sogar mehr investieren, ebenfalls etwa jeder dritte Mitarbeiter einstellen.
EY-Partner Michael Marbler sah angesichts der Umfrageergebnisse sogar Anzeichen für einen "spürbaren Konjunkturaufschwung" im kommenden Jahr. In vielen Bereichen bestehe inzwischen "enormer Nachholbedarf". Allerdings seien die aktuellen Lieferengpässe eine "echte Herausforderung".
Quelle: ntv.de, jhe/AFP