Wirtschaft

Private Ausgaben gehen zurück Fehlender Konsum lässt deutsche Wirtschaft schrumpfen

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Deutschland ist auf dem Weg in die Rezession. Das Statistische Bundesamt bestätigt, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal zurückgegangen ist - und die Bundesbank sieht auch für das vierte Quartal einen Rückgang. Immerhin: Anfang 2024 soll das Bruttoinlandsprodukt wieder steigen.

Die Konsumflaute und die schwächelnde Weltkonjunktur haben die deutsche Wirtschaft im Sommer ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Die Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung.

Die weiterhin vergleichsweise hohe Inflation belastet Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie können sich für ihr Geld weniger leisten. Viele Menschen schränken ihre Konsumausgaben ein. Die Jahresteuerungsrate lag im Oktober bei 3,8 Prozent nach 4,5 Prozent im September und 6,1 Prozent im August. Nahrungsmittel verteuerten sich auch im Oktober überdurchschnittlich stark.

Zudem bekommt die deutsche Exportwirtschaft die Schwäche der Weltwirtschaft zu spüren. Der Export fiel als Wachstumsmotor im Sommer aus. Es wurden insgesamt 0,8 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im 2. Quartal 2023. Der Gegenwind kommt auch von den gestiegenen Zinsen. Diese drücken die Nachfrage unter anderem nach Bauleistungen. Positive Impulse für die Konjunktur kamen den Angaben zufolge von den Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen, zum Beispiel in Fahrzeuge und Maschinen.

Nach Einschätzung der Bundesbank wird sich die deutsche Wirtschaft nur mühsam aus ihrer Schwächephase befreien, die seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine andauert. Im vierten Quartal des laufenden Jahres dürfte die Wirtschaftsleistung erneut leicht sinken. Volkswirte und die Bundesregierung rechnen damit, dass Europas größte Volkswirtschaft auch im Gesamtjahr 2023 schrumpfen wird, bevor es 2024 wieder aufwärtsgehen soll.

Staatlicher Konsum wächst erstmals seit über einem Jahr

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt an, wie gut oder schlecht sich die Wirtschaft eines Landes entwickelt. Eingerechnet wird alles, was in einem bestimmten Zeitraum hergestellt wird. Zudem fließen der Wert von Dienstleistungen ein und die Ausgaben von Verbrauchern sowie Investitionen von Unternehmen - beispielsweise in Maschinen. Berücksichtigt werden alle Wirtschaftsbereiche. Größter Posten ist der private Konsum. Weiterer Bestandteil ist der sogenannte Außenbeitrag - die Differenz dessen, was Unternehmen ins Ausland verkaufen (Exporte) und von dort einkaufen (Importe).

Im Frühjahr war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,1 Prozent gewachsen, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres lediglich zu einer Stagnation gereicht hatte. Zurückgehalten haben sich in den Sommermonaten vor allem die Verbraucher, die angesichts von Kaufkraftverlusten infolge der hohen Inflation ihr Geld zusammenhielten: Die privaten Konsumausgaben - die etwa zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes ausmachen - fielen daher um 0,3 Prozent niedriger aus als im Vorquartal.

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Die Konsumausgaben des Staates legten dagegen erstmals seit mehr als einem Jahr wieder zu, und zwar um 0,2 Prozent. Die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge wuchsen um 1,1 Prozent an, während die Bauinvestition um 0,4 Prozent zunahmen. Der Außenhandel schrumpfte hingegen: Die Exporte nahmen um 0,8 Prozent ab, die Importe sogar um 1,3 Prozent.

Damit steht Deutschland nun mit einem Bein in der Rezession. Sollte die Wirtschaft im laufenden vierten Quartal das zweite Mal in Folge schrumpfen, sprechen Ökonomen von einer "technischen Rezession". Die Bundesbank geht davon aus, dass es dazu kommt: "Im vierten Quartal 2023 dürfte die Wirtschaftsleistung erneut leicht zurückgehen", heißt es im aktuellen Monatsbericht. Die Wirtschaftsweisen gehen in ihrem Jahresgutachten für die Bundesregierung davon aus, dass es auch im Gesamtjahr ein Minus geben wird - und zwar von 0,4 Prozent.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/rts

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