Personalsorgen bleiben Flugverkehr läuft diesen Sommer stabiler
08.08.2023, 16:10 Uhr Artikel anhören
Die Sicherheitskontrollen seien dank neuer CT-Scanner schneller abgelaufen als noch 2022.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Die Flüge von deutschen Flughäfen sind wieder pünktlicher gestartet als im Chaos-Jahr 2022, teilt der Branchenverband mit. Mangelndes Personal und Passagierströme an Drehkreuzen außerhalb der EU bereiteten jedoch weiter Sorgen.
Airlines und Flughäfen in Deutschland haben die Reisenden nach Angaben des Branchenverbands BDL in diesem Sommer besser bedient als im teils chaotischen Vorjahr. Dank intensiver Vorbereitungen der Branche sei der Start in die Ferienzeit reibungsloser ohne größere Störungen und Wartezeiten gelungen, erklärte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Die Pünktlichkeit habe sich deutlich verbessert, zum Beispiel durch zügigere Sicherheitskontrollen dank neuer CT-Scanner an immer mehr Airports. Allerdings bleibe die Personalgewinnung eine Herausforderung. "Der Arbeitskräftemangel in Deutschland macht sich auch bei den Unternehmen der Luftverkehrsbranche nachhaltig bemerkbar", sagte BDL-Geschäftsführer Matthias von Randow. Höhere Gehälter allein lösten das nicht. "Es bedarf der Erkenntnis, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist." Es sei daher sinnvoll, dass die Bundesregierung die Zuwanderung von Fachkräften erleichtere.
Auch beim Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ist Personalmangel in der Abfertigung einer der Faktoren, der eine Rückkehr auf Vorkrisenniveau bremst. Im vergangenen Jahr litten viele Reisende unter Flugausfällen und -verspätungen sowie langen Wartezeiten an Check-in, Sicherheitskontrolle oder Gepäckband. Denn der Personalaufbau im Flugbetrieb hatte mit dem stark steigenden Angebot nach Ende der Pandemie nicht Schritt gehalten. Die Pünktlichkeit habe sich um fast ein Fünftel verbessert, über 60 Prozent der Flüge hätten mit weniger als 15 Minuten Verspätung abgehoben, erklärte der BDL. Dabei schlugen sich massive Probleme der neuen Airline Marabu nieder. Als normal gilt in der Branche eine Pünktlichkeitsquote von mindestens 80 Prozent.
Geringes Europa-Reise-Angebot von Billigfliegern für Deutschland
Im ersten Halbjahr zählten die deutschen Flughäfen knapp 88 Millionen Passagiere. Das waren 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, als im Frühjahr die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie den Flugbetrieb noch bremsten. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 erreichte Deutschland ein Niveau von 74 Prozent. In Europa insgesamt hat das Passagiervolumen bereits 90 Prozent von 2019 erreicht. Am stärksten erholte sich in Deutschland der Langstreckenverkehr nach Nordamerika. Bei Europa- und Inlandsflügen geht das Wachstum langsamer. Grund ist zum einen das geringere Angebot der Billigflieger Ryanair und Easyjet, die über zu hohe Steuern und Gebühren in Deutschland klagen. "Während das Angebot dieser Fluggesellschaften in Europa insgesamt mit 103 Prozent bereits das Niveau von 2019 übersteigt, beträgt es in Deutschland lediglich 63 Prozent", erklärte der BDL.
Zum anderen dünnte die Lufthansa das Angebot von Inlandsflügen aus, indem Zubringerflüge zum Drehkreuz Frankfurt etwa durch Zugverbindungen ersetzt wurden. Da die Verlagerung auf die Schiene bewusst vorangetrieben werde, gerade auch im Sinne des Klimaschutzes, werden Inlandsflüge nach Einschätzung des BDL das Vorkrisenniveau nicht wieder erreichen.
Sorge bereitet der Luftverkehrswirtschaft die Verlagerung von Passagierströmen an Drehkreuze außerhalb der Europäischen Union, nach Istanbul, Dubai oder Doha - vor allem bei Asien-Flügen. Deren Anteil an Umsteigern sei von 2019 bis 2023 von 38 auf 55 Prozent gestiegen. Belastungen des Luftverkehrs in Deutschland und Europa hätten Airlines und Drehkreuze außerhalb der EU einen Vorteil gebracht. Das sei eine Fehlentwicklung, die dringend korrigiert werden müsse, forderte von Randow.
Quelle: ntv.de, ysc/rts