Wirtschaft

Onlinehändler unter Druck Frankreich will Shein wegen Sexpuppen-Skandals sperren

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Sheins Eröffnung des ersten Ladenbereichs im Pariser Traditionskaufhaus BHV wurde von Protesten begleitet.

Sheins Eröffnung des ersten Ladenbereichs im Pariser Traditionskaufhaus BHV wurde von Protesten begleitet.

(Foto: Hans Lucas via AFP)

Shein bietet auf seiner Plattform Sexpuppen in Kinderoptik an. Daraufhin gerät der Onlinehändler ins Visier der französischen Justiz. Nun leitet die französische Regierung ein Verfahren zur Aussetzung des Betriebs der Seite von Shein ein.

Wegen eines Skandals um Sexpuppen mit kindlichen Zügen will die französische Regierung den asiatischen Onlinehändler Shein vorläufig sperren. Die Regierung habe ein entsprechendes Verfahren eingeleitet, teilte das Büro von Premierminister Sébastien Lecornu in Paris mit. Die Plattform solle in Frankreich so lange gesperrt bleiben, bis das Unternehmen sich nachweislich an französisches Recht halte.

Die zuständigen Minister sollen demnach innerhalb von 48 Stunden einen Zwischenbericht vorlegen. Die Ankündigung, die nur die Onlineplattform betrifft, fiel zeitlich mit der Eröffnung des weltweit ersten dauerhaften Geschäfts innerhalb eines Pariser Kaufhauses zusammen. Diese war wegen der Umwelt- und Sozialbilanz des Unternehmens von heftigen Protesten begleitet worden. Die Modemarke agnes b. gab aus Protest gegen die Zusammenarbeit mit Shein ihren Rückzug aus dem BHV-Kaufhaus bekannt.

Shein kündigte seinerseits an, in Frankreich bis auf Weiteres keine Produkte von Drittanbietern mehr zu vermarkten. Unterdessen appellierten mehrere Abgeordnete der französischen Nationalversammlung an die EU-Kommission, die Regeln für Onlinehändler und die damit verbundenen Sanktionen zu verschärfen.

In den vergangenen Tagen war das Unternehmen ins Visier der französischen Justiz geraten, weil es Sexpuppen anbot, die Mädchen im Grundschulalter ähnelten. Die etwa 80 Zentimeter große Puppe, die einen Teddy im Arm hält, war für knapp 190 Euro als "Spielzeug für die männliche Masturbation" angeboten worden.

Die französische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Verbreitung von Darstellungen Minderjähriger mit pornografischem Charakter gegen Shein und den chinesischen Versandhändler AliExpress. Französischen Medienberichten zufolge wurde mittlerweile ein Mann in Frankreich festgenommen, der eine solche Puppe bestellt hatte.

Keine Geschäfte in Deutschland geplant

In Deutschland plant der Modehändler nach eigenen Angaben vorerst keine festen Geschäfte. "Der Store in Frankreich ist Sheins erster Testlauf für ein neues stationäres Einzelhandelskonzept, das die Vorteile des Onlinehandels mit der Nähe und dem persönlichen Kontakt des stationären Handels verbindet", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Es sei noch zu früh, um Schlüsse für andere Märkte zu ziehen. Für Shein gelte weiterhin das Prinzip "digital first".

Das Unternehmen hat in der Vergangenheit auch in Deutschland bereits mehrfach Pop-up-Stores eröffnet, zuletzt in Frankfurt. Diese Läden bestehen jeweils nur für wenige Tage und schließen dann wieder.

Shein zählt zu den größten Onlineshops in Deutschland. In einem aktuellen Ranking des Handelsforschungsinstituts EHI belegt das Shoppingportal den siebten Platz. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von Shein hierzulande demnach um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Vorwurf des unfairen Wettbewerbs

Anbieter wie Shein sind bei Verbrauchern beliebt, aber umstritten. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Sie fordern eine strengere Regulierung und besseren Schutz beim Online-Einkauf.

Wegen Verstößen gegen EU-Vorschriften muss Shein beim Verbraucherschutz nachbessern. Laut Kommission führt der Modehändler Kunden mit fehlenden oder missverständlichen Angaben in die Irre. Das Portal betont seine Kooperation mit den Behörden.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen