Erste Ausfälle bereits am Abend GDL-Streik: Nicht einmal jeder fünfte Zug wird fahren
15.11.2023, 11:56 Uhr Artikel anhören
Ein Hinweisschild zum GDL-Streik hängt an der Information im Berliner Hauptbahnhof.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Lokführergewerkschaft GDL fordert mehr Gehalt und kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, ruft sie zu einem 20-stündigen Streik auf. Die Deutsche Bahn rechnet mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen.
Durch den Streik der Lokführergewerkschaft GDL wird am Donnerstag voraussichtlich nur jeder fünfte Zug im Fernverkehr fahren. "Wir rechnen damit, dass weniger als 20 Prozent der ICE- und IC-Züge fahren", sagte der Sprecher der Deutschen Bahn, Achim Stauß, in Berlin. Es würden längere Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt. Erste Züge dürften bereits am Abend ausfallen, weil sie andernfalls stranden könnten.
Im Regionalverkehr sei ebenfalls mit "massiven Beeinträchtigungen" zu rechnen, sagte Stauß weiter. Die Auswirkungen seien regional unterschiedlich, in einigen Regionen werde voraussichtlich "kein einziger Zug" verkehren. Auch der Schienengüterverkehr werde beeinträchtigt. Die GDL kritisierte der Bahnsprecher scharf: "Das ist verantwortungslos und das findet auf dem Rücken unserer Fahrgäste statt". Mit Blick auf eine eigentlich für Donnerstag vereinbarte nächste Verhandlungsrunde sagte Stauß, dass eine Entscheidung dazu, ob diese tatsächlich stattfinden soll, noch nicht getroffen worden sei. "Aber es ist, glaube ich, völlig klar, Streiken und gleichzeitig Verhandeln, das passt nicht zusammen."
GDL-Chef Weselsky verteidigt Warnstreik
Die GDL hatte am Dienstagabend ihre bei der Deutschen Bahn und weiteren Bahn-Unternehmen beschäftigten Mitglieder zu einem 20-stündigen Streik aufgerufen. Der Ausstand soll um 22.00 Uhr beginnen und am Donnerstagabend um 18.00 Uhr enden. Die Tarifverhandlungen zwischen GDL und Deutscher Bahn hatten vergangene Woche Donnerstag begonnen. Der Vorsitzende der Gewerkschaft, Claus Weselsky, hat den Warnstreik unmittelbar vor der geplanten zweiten Verhandlungsrunde verteidigt. Die GDL habe "erst einmal Druck aufbauen müssen", sagte Weselsky im Deutschlandfunk. So wolle die GDL die Verhandlungsbereitschaft auch über die Absenkung der Wochenarbeitszeit herbeiführen.
Viele Tarifverhandlungen liefen unter Begleitung von Arbeitskämpfen, sagte Weselsky weiter. Das sei "völlig normal". Die GDL fordert bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent und eine steuerfreie Inflationszahlung von 3000 Euro. Kernanliegen ist aber eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in einer Vier-Tage-Woche für Beschäftigte im Schichtdienst.
Deutsche Bahn lehnt Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn ab
Das Unternehmen bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich lehnte der Konzern als unerfüllbar ab. Weselsky sagte, er gehe davon aus, "dass wir die Verhandlungstermine auch nutzen, um tatsächlich Kompromisse zu erzeugen". Die Tarifparteien hatten vier Verhandlungstermine bis Mitte Dezember vereinbart.
Der GDL-Chef verteidigte die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Bei der Deutschen Bahn fehlten Arbeitskräfte, "da müssen wir das Schichtsystem attraktiver machen". Erneut betonte Weselsky, dass die GDL an Weihnachten nicht streiken werde. Das habe die GDL "noch nie" getan, wie ein "Blick in die Historie" zeige.
Quelle: ntv.de, lar/AFP