Deutsche Speicher gut gefüllt Gaspreis steigt - Streik bei größtem LNG-Exporteur möglich
22.08.2023, 16:50 Uhr Artikel anhören
LNG-Importterminal-Tanks im Seehafen von Rotterdam.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
In Australien ist ein Streik bei Erdgaseinrichtungen denkbar. Da das Land der größte LNG-Exporteur ist, wären die Folgen weltweit spürbar. In den vergangenen Tagen ziehen die Preise deswegen bereits an. Allerdings sind die deutschen Speicher schon erheblich voller als vor einem Jahr.
Der europäische Erdgaspreis steigt erneut deutlich. Am niederländischen Handelsplatz TTF verteuert sich die Megawattstunde um 6,5 Prozent auf 43,98 Euro. Marktteilnehmer verweisen wiederum auf die Sorgen vor drohenden Streiks bei australischen Erdgaseinrichtungen wie dem Lieferanten Woodside Energy, der ein sinkendes Angebot zur Folge haben könnte. Zwar spricht der Vorstandschef von Woodside von Fortschritten bei den Verhandlungen, die Streikgefahr ist aber weiter nicht gebannt.
Bereits am gestrigen Montag war der Preis für europäisches Erdgas an der Börse in Amsterdam um elf Prozent im Vergleich zum Freitag gestiegen. Zwischenzeitlich hatte sich das Plus sogar auf fast 18 Prozent belaufen. Die Analysten von US-Bank Goldman Sachs sehen den europäischen Gaspreis auf über 100 Euro in die Höhe schnellen, sollte ein Streik zu einem maximalen Ausfall der Gaslieferungen führen. Arbeiter in drei Gaseinrichtungen mit einer Erdgasexportkapazität von insgesamt 150 Millionen Kubikmetern täglich dächten über eine Arbeitsniederlegung nach. Aber weder ein Streik noch der Ausfall der gesamten Flüssiggaslieferungen seien derzeit sicher. Australien ist der weltgrößte Exporteur von Flüssiggas (LNG). Eine Versorgungsunterbrechung könnte zehn Prozent der weltweiten LNG-Exporte betreffen.
Zuletzt hatte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank darauf hingewiesen, dass kurzfristig auch aus Norwegen weniger Erdgas an den Markt gelangen könnte. Dort seien Ende des Monats weitere Wartungsarbeiten in einem wichtigen Gasfeld erforderlich. Ein anderer Marktteilnehmer verwies darauf, dass auch die US-Erdgas-Futures mit Blick auf die Hitzewelle und den in Folge erhöhten Energiebedarf jüngst gestiegen seien.
Unterdessen betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern laut jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes GIE am vergangenen Samstag 92,74 Prozent. Die Gasreserven werden seit Monaten aufgefüllt und liegen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres. Ursachen für den höheren Stand sind unter anderem Importe von Flüssiggas.
Trotz des Anstiegs liegt der Preis für europäisches Erdgas noch immer deutlich unter dem Niveau, das er kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hatte. In der Spitze wurde im vergangenen Sommer ein Rekordpreis von mehr als 300 Euro je MWh gezahlt.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/dpa