Schlechtbezahlte holen auf Gutverdiener verzeichnen größtes Lohnplus
24.05.2017, 15:03 Uhr
Seit 1995 sind nur die Reallöhne der oberen 50 Prozent gestiegen.
(Foto: imago/CHROMORANGE)
Die Schere zwischen Arm und Reich geht bei Angestellten seit einigen Jahren nicht weiter auf. Zwar verzeichnen Besserverdiener weiter mit die höchsten Lohnzuwächse, Geringverdiener holen zuletzt jedoch auf. Eine dritte Gruppe hat das Nachsehen.
Besserverdienende sind nach einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bei der Lohnentwicklung vorne. "Am besten schnitten sowohl in der kurzen wie auch der längeren Frist die Beschäftigten am oberen Ende des Lohnskala ab", hieß es in einer DIW-Studie.
Auffallend sei gewesen, dass nach 2010 die Steigerungen der mittleren Lohngruppen unterdurchschnittlich ausgefallen seien, sagte DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos. Insgesamt seien die realen Bruttostundenlöhne der Beschäftigten seit 1995 für die unteren 40 Prozent gefallen, für die oberen 50 Prozent gestiegen.
Die Schere zwischen den niedrigsten und den höchsten Bruttostundenlöhnen ging in den vergangenen Jahren allerdings nicht weiter auf. In den Jahren vor der 2007 einsetzenden Finanzkrise hatte sie sich noch geöffnet. "Der Trend einer zunehmenden Lohnspreizung ist bei den Stundenverdiensten offenbar um das Jahr 2010 herum zum Stillstand gekommen", sagte der DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke. Bereits einige Jahre zuvor ist auch der Anteil derjenigen Beschäftigten nicht mehr gewachsen, die zum Niedriglohnsektor zählen. Gleichzeitig befindet sich der Niedriglohnbereich in Deutschland nach wie vor auf einem Höchststand.
Schwache Lohnentwicklung in den letzten 20 Jahren
Dass es auch bei niedrigen Löhnen inzwischen wieder aufwärtsgeht, hat laut DIW mehrere Gründe. So habe der Mindestlohn im Jahr 2015 die untersten Gruppen "kräftig angeschoben". Allerdings seien hier auch schon zuvor Erhöhungen erzielt worden. Geändert habe sich zwischen 2010 und 2015 auch die Struktur der Gruppe der Geringentlohnten: Zu ihr zählten inzwischen prozentual mehr Beschäftigte aus West- und dafür weniger aus Ostdeutschland.
Die Autoren der Studie verwiesen zudem auf die insgesamt schwache Lohnentwicklung in den letzten 20 Jahren. „Vor diesem Hintergrund sollte man stärker auf die unterschiedliche Entwicklung zwischen Lohneinkünften auf der einen und Einkommen aus Kapital auf der anderen Seite achten“, so Brenke.
Quelle: ntv.de, kst/rts